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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0010
An sicheren Orten

Mit dem Streben nach Einsamkeit und Sicherheit lässt sich die Lage von Klöstern auf einem
Berg, einer Insel oder Halbinsel erklären. Montecassino, um 529 von Benedikt an einem Berghang
gegründet, hat vielen späteren Klöstern als Vorbild gedient. Nicht wenige Namen von
Klöstern verweisen auf deren Lage: Berge (bei Magdeburg), Hohentwiel (bei Singen im
Hegau) und Montserrat (60 km nordwestlich von Barcelona).

Auch Sorge um die Gesundheit konnte zur Gründung eines ,Höhenklosters' führen. In südlichen
Breiten fürchtete man im Sommer die stickigen und, wie wir wissen, malariaverseuchten
Niederungen. Bei der Gründung von Monreale (Sizilien) mag man auch die frische Luft
oberhalb der Stadt Palermo gesucht haben. Ein Ausblick in die frühe Neuzeit: Die an der Universität
Freiburg lehrenden Jesuiten ließen sich, wie sie es aus Ländern am Mittelmeer kannten
, als Sommerresidenz oberhalb der Stadt am Schönberg das Jesuitenschloss' errichten.

Auf einer Insel (= werder, werth, wörth) gelegene Klöster blieben eher ungestört; unbefugtes
Fortlaufen ließ sich einfacher unterbinden; Feinden war der Zugriff erschwert. Abt Otmar
von St. Gallen starb 759 als Häftling bei Stein, auf der Rheininsel Werd (ein Pleonasmus). Im
Jahr 926 haben ungarische Krieger St. Gallen, nicht aber die Reichenau geplündert. Auf anderen
Inseln im Bodensee gab es ein Kanonissenstift (Lindau) und eine Kommende des Deutschen
Ordens (Mainau). Vom Rhein umflossen waren Kloster Rheinau (südlich von Schaffhausen
), ein Frauenkloster bei Säckingen sowie das später verlegte Kloster Hönau bei Straßburg
(insula honaugiensis). Im Rhein lagen auch Nonnenwerth (vormals Rolandswerth; bei
Bonn) sowie Kaiserswerth (bei Düsseldorf). Auf Inseln im Chiemsee wurden Frauenwörth und
das wahrscheinlich ältere Herrenwörth errichtet; auch Seeon (nördlich des Chiemsees) war ursprünglich
ein Inselkloster.11

Sicherheit boten auch Flussschiingen; nicht anders als bei Halbinseln sind das Kommen und
Gehen leicht zu kontrollieren. Im Kloster Jumieges, das auf einer Schlinge der Seine errichtet
war, wurde wahrscheinlich Tassilo III., ein Vetter und Gegner Karls des Großen, nach seiner
endgültigen Absetzung und Abdankung als Herzog von Bayern gefangen gehalten.

Inseln im Meer boten erst recht Abgeschiedenheit und Ruhe; zudem waren sie Orte der
Askese, erlebte man das Meer doch als ähnlich lebensfeindlich wie die Wüste. Für ihre einzigartige
Lage bezahlten die Klöster allerdings einen hohen Preis; wiederholt wurden sie von
Seeräubern ausgeplündert. Zu den Inselklöstern, die der europäischen Kultur große Werke
geschenkt haben, zählen Lerins (bei Cannes, im Mittelmeer), Noirmoutier (südlich der
Loiremündung), der Mont-Saint-Michel (S. Michael in periculo maris, St. Michael in der
Gefahr des Meeres; vor der Küste der Normandie), Lindisfarne (Holy Island) und Iona (östlich
bzw. westlich der britischen Hauptinsel), sowie Skellig Michael (auf einem Felsen im Atlantik,
vor der Südwestküste Irlands).12

An Orten, von denen aus Land zu erschließen war

Als sich Einsiedeleien zu Klöstern entwickelten, waren die Mittelgebirge noch mit Wald bestanden
und so gut wie menschenleer. Um den Landesausbau zu fördern, wurden Klöster auch
gezielt in unwirtlichen Gegenden gegründet. Anderen Klöstern wuchs diese Aufgabe im Laufe

11 Zur Insellage vgl. Arnold Angenendt: Monachi Peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vorstellungen
des frühen Mittelalters (Münstersche Mittelalter-Schriften 6), München 1972, S. 159f.

12 Vgl. Atlas zur KG (wie Anm. 1), S. 19; GHWA 2 (wie Anm. 9), S. 9 b; Westermanns großer Atlas zur Weltgeschichte
(WGAW), hg. von Hans-Erich Stier u.a., Braunschweig 1969, S. 52 I. Zu Michaels(kloster)kapellen,
die auf dem festen Land auf Bergen errichtet waren, vgl. Die Klöster der Ottenau, hg. von Wolfgang Müller
(Die Ottenau 58), Lahr 1978, S. 53, Anm. 147.

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