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den Schritt näher gekommen. Zur Erinnerung stiftete er 1067 die Battie Abbey (monasterium
de hello, monasterium bellense; Schlacht-Abtei) St. Martin in Hastings; der Hauptaltar könnte
an der Stelle gestanden haben, an der Harald den Tod erlitten hatte.
Im 13. und im 14. Jahrhundert wurden im Deutschen Reich zwei Sühne-Abteien errichtet.
1256 hatte der Bayernherzog Ludwig der Gestrenge seine Ehefrau Maria von Brabant, die er
zu Unrecht des Ehebruchs verdächtigte, enthaupten lassen. Als Buße stiftete er 1258/63 das
Zisterzienserkloster Fürstenfeld (heute Fürstenfeldbruck) und stattete es mit reichem Forstbesitz
aus. Am 1. Mai 1308 war im schweizerischen Aargau König Albrecht I. von Habsburg
ermordet worden. Am Ort der ruchlosen Tat ließ die Königinwitwe Elisabeth (t 1313) das
Kloster Königsfelden {Campus regius) erbauen. Es wurde von Franziskanerinnen und Franziskanern
betreut und diente den Habsburgern, solange sie das Land beherrschten, als Hauskloster
der Dynastie und als Familienmausoleum.
In Städten
Seit der Spätantike sind in Städten (coloniae, municipia\ mit dem Recht der Selbstverwaltung)
Kirchen und Klöster entstanden, nicht selten in weiträumigen Villen, die ihre Eigentümer der
Gemeinde oder einer besonderen, zu strenger Christusnachfolge entschlossenen Gemeinschaft
zur Verfügung gestellt hatten. Kleriker, die dem Bischof beim Gottesdienst und bei Pflichten
Armen und Fremden gegenüber zur Seite standen, lebten in Gemeinschaft und waren von
Mönchskonventen kaum zu unterscheiden.25 Auch wenn sich eine ununterbrochene Kontinuität
nicht nachweisen lässt, ist damit zu rechnen, dass in einer Stadt wie Rom viele mittelalterliche
Frauen- sowie Männerklöster schon in der Spätantike bestanden haben.26
Sobald das Christentum öffentlich anerkannte Religion war, haben Gemeinden über den Gräbern
frühchristlicher Märtyrer Gedenkstätten errichtet. Vorchristlichem Recht und Brauch entsprechend
lagen Friedhöfe außerhalb der Siedlung, oft an Ausfallstraßen. Beim Grab des Glaubenszeugen
ließ sich ein Einsiedler oder eine Gruppe frommer Christen nieder; sie ehrten den
als heilig Geltenden und dienten Pilgern, die in dessen Nähe beten wollten. An vielen dieser
Gebetsstätten bildeten sich im Laufe der Zeit Gemeinschaften von Mönchen oder Nonnen, und
die über dem Grab entstandene Kultstätte wurde zu einem eigenen, durch Zaun oder Mauer
ausgesonderten Bezirk. Solche Klöster finden sich innerhalb des deutschen Sprachraums in
Köln, Trier und Xanten.27 Wuchs die nahe gelegene Stadt, war es eine Frage der Zeit, bis das
Kloster und die Siedlung, die in dessen Schutz herangewachsen war, in die städtische Um-
mauerung einbezogen wurden. Ihren rechtlichen Sonderstatus haben diese Orte und Gemeinschaften
oft bis weit in die Neuzeit bewahrt.
Seit dem 10./11. Jahrhundert dehnten sich bestehende Orte aus, wurden neue Märkte und
Städte angelegt. Im 13. Jahrhundert entstanden die Bettelorden, auch als Antwort auf soziale
Nöte, Verelendung und unzulängliche Seelsorge in den Städten. Die Bettelmönche wollten
nicht nur die individuelle, sondern auch die kollektive Armut leben. Oft wurden sie von der
städtischen Obrigkeit gerufen und mit Angeboten gelockt, bebaute oder unbebaute Grundstücke
innerhalb der Stadtmauern zu übernehmen und dort Kirche, Konvents- und Wirtschaftsgebäude
zu errichten.28 Vielerorts ließen sie sich gerade an der Stadtmauer nieder, wo
25 Vgl. Richard B. Dobson: Kathedralkloster, -priorat, in: LexMA (wie Anm. 6), Bd. 5, München/Zürich 1991, Sp.
1075f.
26 Vgl. Atlas zur KG (wie Anm. 1), S. 16 und 40; WGAW (wie Anm. 12), S. 45 I. In Rom erinnert der Zusatz fuori
le mura daran, dass S. Lorenzo, S. Paolo und andere Kirchen außerhalb der Stadtmauern lagen.
27 Atlas zur KG (wie Anm. 1), S. 41 A zu Köln; WGAW (wie Anm. 12), S. 32 V zu Xanten, S. 40 V zu Trier und
S. 78 II zu Köln.
28 Zu den europaweiten Niederlassungen von Franziskanern und Dominikanern vgl. Atlas zur KG (wie Anm. 1),
S. 58f. sowie GHWA 2 (wie Anm. 9), S. 30f.
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