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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0023
Der Name Gnadental (yallis gratiae) begegnet mehrfach, unter anderem bei Neuss im Rheinland
. Gottesau (Augia Dei) liegt unweit von Hirsau, Gottesgnaden {Gratia Dei) bei Kalbe an
der Saale. La-Chaise-Dieu im Massif Central, Frankreich, bedeutet nicht ,Stuhl Gottes', sondern
,Haus Gottes' (casa Dei). Ähnliche Bedeutung kommt Engelthal zu (ein Kloster in Hessen
).

Lateinischporta, ,Eingangstür', wurde zu -port, -pfort. Besonders die Zisterzienser schätzten
den Namen Porta Coeli,,Himmelspforte'; eine Zisterze in Brandenburg heißt Himmelpfort.
Einen ähnlichen Namen trägt aber auch ein Kloster der Prämonstratenserinnen bei Cochem an
der Mosel: Engelport. In Franken liegt Himmelkron, im Odenwald Himmeltal, in der Eifel
Himmelrod (heute Himmerod). Aus diesen Namen könnte die Überzeugung der Monialen bzw.
Mönche sprechen, wer bei ihnen eintrete, sei dem Himmel näher gekommen, habe die Tür zu
ihm vielleicht gar schon durchschritten. Die Zisterze Porta Coeli, 1161 unweit Emmendingen
gegründet, hat diesen werbenden Namen jedoch verloren; durchgesetzt hat sich der profane
Name Tennenbach. In Schulpforta bei Naumburg in Sachsen ist an die Stelle des ,himmlischen'
Namensteiles die Bezeichnung der irdischen Funktion des Klosters getreten.

Namen mit Selig- konnten die Hoffnung von Mönchen und Nonnen spiegeln, dass ihnen
schon im Diesseits Anteil am Leben der Seligen geschenkt sei. Seligental (vallis felix, „glückliches
Tal") liegt im Odenwald; ein anderes bei Landshut gelegenes Seligental (vallis salutis,
„Tal des Heiles") war die erste Frauenzisterze in Altbayern. Zisterzienserinnen lebten auch in
den Klöstern Seligenporten (felix porta) in der Oberpfalz, sowie in Wonnental bei Kenzingen
in Baden. Paradies hießen eine Frauenzisterze in der Pfalz sowie ein Klarissenkloster bei
Schaffhausen. Werbende Namen mochten darüber hinwegtrösten, dass mindestens Entbehrung
zum Klosterleben gehörte.

Namensbestandteile wie Heilig-, Sankt- oder Selig- können darauf verweisen, dass an dem
sogenannten Ort Heilige ruhen, und sei es in der Form, dass Partikel von Reliquien in eine Altarplatte
eingelassen worden waren. Einhard, Berater und Biograph Karls des Großen, hatte im
Jahr 828 Reliquien der hl. Marcellinus und Petrus aus Rom nach Mülheim (Hessen) überführen
lassen. Nachdem sich an diesem Ort eine klösterliche Gemeinschaft gebildet hatte und eine viel
besuchte Wallfahrtsstätte entstanden war, verlor Mülheim seinen ursprünglichen Namen, doch
nicht zugunsten der römischen Heiligen, sondern einer sprachlichen Neuschöpfung: Seit den
840er-Jahren ist Saligunstat belegt, heute Seligenstadt.

, Schön' begegnet im Namen mancher Benediktiner- und vieler Zisterzienserklöster. Erwähnt
seien Schönau bei Heidelberg, Schöntal an der Jagst, Ober- und Niederschönenfeld südlich
bzw. nördlich von Augsburg. Klöster in Frankreich und England heißen Beaulieu (Bellus locus
, „schöner Ort"), und eine Zisterze im Jura trägt den Namen Bellevaux („schönes Tal"). Aus
dem Wort,schön' hört man meist die Bedeutung ,anmutig' heraus, ,wohlgestaltet', ,gut anzusehen
'. Im Namen von Klöstern dürfte es eher als ,hell', ,klar' zu verstehen sein, wie man ja
auch von ,schönem' Wetter spricht; dieses ,klar' meint wohl oft auch ,gut', ,rein', ,richtig'.47
Monialen und Mönche, die an dem , schönen' Ort, in dem , schönen' Tal leben, haben ihr Leben
gut, richtig geordnet.

Namen verweisen auf die zeitweilige Anwesenheit von Mönchen bzw. Monialen

Ortsnamen mit dem Bestandteil -zelle können an die cella eines Einsiedlers erinnern, der einst
an dem Ort gelebt hat; cella konnte aber auch ein Kloster meinen, das von dem - vielleicht erst
später entstandenen Ort - abgesondert war. So weisen in der Nordschweiz Appenzell (abbatis
cella) auf den Abt von St. Gallen, Bischofszell auf den Bischof von Konstanz als Gründer hin.

47 Vgl. Andreas Speer: Das Schöne, in: LexMA (wie Anm. 6), Bd. 7, München/Zürich 1995, Sp. 1531-1534;
Schön, in: Deutsches Wörterbuch (wie Anm. 24), Bd. 15, Sp. 1464-1486, vor allem Sp. 1465-1468, Sp. 1474
„schön" auf Gebäude bezogen.

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