http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0036
Abb. 5 Riegel, Michaelskapelle. Freigelegter
Eckverband an der Nordostecke des Langhauses
(Foto: King).
men wurde, was keine Beobachtungen zur ursprünglichen Behandlung der Eckverbände
erlaubt hat. Für diese Zeitstellung dürfte man eigentlich ein Fugennetz aus Kellenstrichen
erwarten, wovon sich trotz der gestörten Wandfläche noch vereinzelte Reste hätten finden
lassen müssen. Da aber in dieser Hinsicht nichts zu finden war, hatte man offenbar darauf verzichtet
, da die Fläche ohnehin überputzt wurde.
Innerhalb des Mauerwerks waren in regelmäßiger Verteilung tiefreichende Löcher mit Mörtelabdrücken
von Rundhölzern ausgespart. Es handelt sich um Gerüstlöcher, die zugleich der
Rückverankerung des Baugerüstes und als Auflager für die Gerüstbretter dienten und während
des Baus gleich miteingemauert worden sind. Im offenliegenden Bereich befanden sich zwei
Lagen in einem Abstand zwischen 140 und 120 cm. Die Löcher sind nahe an den Gebäudeecken
schräg ausgerichtet, um dem exponierten Eckbereich des Gerüstes mehr Stabilität zu
verleihen. Im Bereich des Langhauses ist zu erkennen, dass die Gerüstlöcher bis knapp vor die
innenliegende Wandflucht reichen. Diese Beobachtung auf den Chor übertragen bedeutet, dass
dieser der Außenform folgend einen rechteckigen Innenraum besaß, der bestehende polygonale
Abschluss also später erst geschaffen worden ist. Es erwies sich auch, dass das Mauerwerk des
Chors mit 88 cm etwas stärker ausgebildet worden war, als das des Langhauses mit nur 67 cm,
was als Indiz für das Vorhandensein einer Einwölbung im Chorbereich gewertet werden kann,
wofür aber keine konkreteren Befunde gewonnen werden konnten.
Das heutige Bodenniveau liegt außen heute so hoch, dass nur der obere Teil des Portalbogens
herausschaute und das vermauerte Chorfenster sich auch nur knapp über dem Boden befand.
Wie die Position der Schwelle des Portals erkennen lässt, lag auch im Inneren das Bodenniveau
deutlich tiefer als heute und konnte archäologisch nicht nachgewiesen werden, weil die
Sondagen dafür nicht tief genug geführt werden konnten. Die Oberkante des freigelegten
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