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Abb. 11 Riegel, Michaelskapelle. Blick in den
Chorraum nach der Restaurierung 2008/09
(Foto: King).
Die Erhöhung des Bodenniveaus im Langhaus zog zwangsläufig auch eine Erhöhung des Bodens
im Chorraum nach sich. Bestätigt wird dies durch Befunde im Wandputz, wonach der
Chorbogen zeitgleich zu den beschriebenen Maßnahmen im Langhaus erneuert und die kleine
hochgelegene Rundbogenöffnung in der Ostwand zugemauert wurde. Das Mörtelbett des erhöhten
Bodenbelags aus Backsteinen schließt ebenfalls an den Sockelstein des Chorbogens an.
Mit der Erneuerung des Chorbogens kann wiederum die gänzliche Neugestaltung des Chorraums
, so wie sie heute noch bewundert werden kann, in Verbindung gebracht werden. Die zur
Höherführung der Außenmauern des Chors verwendeten Eckquader liegen an der Nordostecke
im Putz frei.
Der neu geschaffene Chorbogen setzt sich aus zwei gestaffelt zueinander geführten, breit ge-
fasten Bogenläufen aus Werkstein zusammen. Er sitzt einem niedrigen vortretenden Sockel auf,
der heute jedoch kaum noch über den Bodenbelag schaut, und folgt der Form eines stark gedrückten
Spitzbogens. Die Kämpferpunkte sind von schmalen gekehlten Gesimsen akzentuiert,
die auf der zum Langhaus gewandten Seite später abgearbeitet worden sind. Der Bogenschei-
tel reicht weit in die Erhöhung des Langhauses hinein.
Ein geschickter Kunstgriff war die Umwandlung des älteren rechteckigen Chorraums in
einen polygonalen Chorschluss, der die Form von fünf Seiten eines Achtecks beschreibt
(Abb. 11). Dies wurde durch Abmauern der Innenecken erreicht. Mit der Geometrie musste
etwas geschummelt werden, um allen Seiten das gleiche Maß geben zu können. Die beiden
Schrägseiten wurden nicht genau im 45°-Winkel angeordnet, sondern ein wenig aus dem Winkel
gedreht. Weil der alte Chor lediglich umgebaut wurde, blieben die asymmetrische Lage von
neugestaltetem Chorraum und Chorbogen im Verhältnis zum Langhaus zwangsläufig bestehen.
Alle sechs Ecken des so entstandenen Polygons besitzen Runddienste, deren Werksteine
nach hinten ins Mauerwerk einbinden. Sie stehen auf wulstigen Basen und enden oben in
Kapitellen, welche jeweils aus einem Halsring mit Birnstabprofil, einem Kelch, der jeweils mit
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