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Über den Gebrauch des Wassers der Dreisam seitens der religiösen Orden in der Stadt informiert
ein Dokument aus dem Jahre 1272, in dem der Adlige Konrad Snewlin im Hof dem
Dominikanerinnenkloster von Adelhausen das Recht gewährt, den Brunnen und das Wasser zu
nutzen, das über sein in der Nachbarschaft des Klosters gelegenes Eigengut fließt (Brunnen-
und Wasserrecht). Den Besitzreichtum des Dominikanerinnenklosters von Adelhausen machen
die erhaltenen Urbare - Verzeichnisse, die detailliert die Güter und Grundstücke sowie die aus
der Verpachtung anfallenden Zinsen und Abgaben wiedergeben - deutlich. Unter den Rechten
des Klosters Adelhausen wird immer wieder auch die Genehmigung des Gebrauchs der Run-
zen zur Bewässerung der Felder aufgezählt.29
Das System der Stadtbäche, der sogenannten Bächle, die das Wasser dem natürlichen Gefälle
folgend entlang der städtischen Straßen führten, erforderte, um zu funktionieren, eine An-
hebung des Straßenniveaus im örtlichen Innenstadtbereich um ein bis drei Meter. Eine solche
Maßnahme war außerdem erforderlich, um das Wasser dann am Predigertor, einem der am
Nordwestrand der Stadt errichteten Tore, zu sammeln und hinauszuleiten. Auch wenn eine
oberflächliche Betrachtung das Gegenteil annehmen lassen könnte, so war dieses Abwasser besonders
begehrt, um die Felder zu bewässern. Die Grundstücke, die vom Abwasser profitierten
, waren die teuersten und die von den Bauern am häufigsten verlangten. Der Preis eines
Stücks Land konnte steigen oder sinken, je nachdem, ob es mehr oder weniger in den Genuss
des Schmutzwassers kam.30 Über die in kurzer Frist realisierte Aufschüttung von Kiesschichten
auf dem zuvor existierenden Straßenniveau, wurde das neue Niveau schnell erreicht; den-
drochronologische Untersuchungen führen zu der Feststellung, dass im Jahrzehnt von 1170 bis
1180 die Installation des Bächlesystems in der Stadt erfolgte.31 Unterhalb des Burgbergs, des
heutigen Schlossbergs, wo verschiedene Mühlen aktiv waren (Abb. 1), wurde das Wasser durch
den Gewerbebach abgezweigt,32 vermittels eines Stollens durch den Berg geführt über einen
Holzkanal am Schwabentor, in die Stadt geleitet und durch das Kanalsystem der Bächle ver-
len des Spätmittelalters und der Neuzeit kontinuierlich zu finden sind und einen weiteren Beweis für die führende
Rolle des Flusses Dreisam für die Ökonomie der Stadt liefern. Schließlich entstammt auch das Wort „Au" dem
alemannischen Dialekt und bezeichnet ursprünglich eine Insel oder einen durch künstliche Kanäle isolierten
Landstrich. Im Fall Freiburgs wurde das Wort „Au" zunächst zur Bezeichnung des später Schneckenvorstadt genannten
, im Süden der Altstadt mit der höchsten Konzentration an Badstuben gelegenen Stadtteils verwendet.
Dasselbe Wort „Au" wird auch als Suffix zur Bezeichnung anderer Vororte im östlichen Teil der Stadt verwendet
, wie Fischerau oder Gerberau. Vgl. Iso Himmelsbach: Bachabschlag. Von Bächen und Kanälen in Freiburg
i. Brsg., Freiburg 2005, S. 182; www.himmelsbach-reinigung.de/badestuben/HTML/Schnecken.htm (Stand: Mai
2010). Vom 13. bis 16. Jahrhundert ist der Begriff in den Schriftquellen aus dem Breisgau durchgehend präsent.
Vgl. Markus Hafner: Eine Reise durch die Alemannische Sprache, Freiburg 32007; Hubert Baum: Alemannisches
Taschenwörterbuch für Baden, Freiburg 2003.
29 Freiburger Urkundenbuch, hg. von Friedrich Hefele, Bd. 1: Texte, Freiburg 1940, Nr. 247, S. 219f. Zum Thema
der aus den Bewilligungen von Wasserläufen zum Betreiben von Mühlen und Schleifhäusern und zur Bewässerung
der Felder erhaltenen Erträge vgl.: Die Adelhauser Urbare von 1327 und 1423, hg. von Norbert Ohler
(Veröffentlichungen aus dem Archiv der Stadt Freiburg im Breisgau 18), Freiburg 1988, S. 435f. Für eine detaillierte
Beschreibung der weiblichen Orden in Freiburg vom 13. bis 15. Jahrhundert vgl. Ulrike Denne: Die
Frauenklöster im spätmittelalterlichen Freiburg im Breisgau. Ihre Einbindung in den Orden und in die städtische
Kommunität (Forschungen zur oberrheinischen Landesgeschichte 39), München 1997.
30 Iso Himmelsbach: „Von wegen der Badestuben ..." Zur Geschichte des Freiburger Badewesen von 1300 bis
1800, Freiburg 2000, enthält eine Reproduktion des Kleinen Sickingerplans in Form einer Faltkarte, auf der die
Trasse des Wasserlaufs präzise zu erkennen ist.
31 Schadek/Untermann (wie Anm. 1), S. HOf. Dennoch ist zu spezifizieren, dass die ersten Erwähnungen des inneren
Kanalsystems in den schriftlichen Quellen auf die Jahre 1238 und 1246 zurückgehen.
32 Bezüglich des Ursprungs und Laufs des Gewerbebachs, einem künstlich von der Dreisam abgeleiteten und zur
Versorgung der Stadt gewonnenen Kanal, ist folgendes Zitat hilfreich: „Auf Höhe der Sandfangbrücke wird der
Gewerbebach aus der Dreisam abgeleitet und speist vom Schwabentor an die Bächle. In der Oberstadt an der Fischerau
teilt er sich. Ein Arm fließt nach Westen zum Stühlinger, wird in Betzenhausen zum Mühlbach und mündet
bei Lehen wieder in die Dreisam. Der andere Arm fließt über Humboldtstraße, Rotteckring, Institutsviertel,
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