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Abb. 4 Das Paradiesbad vor dem Gruenlinstor
(siehe Kreis). Ausschnitt aus dem Großen Sickingerplan
von 1589 (StadtAF, M 7701.27).
fall zur Krankenbehandlung genutzt wurde. Zusätzliche Dienste wie etwa Essensangebote wurden
im oberen Stockwerk des Hauses bereitgestellt.74
Die vom Stadtrat Freiburgs im Jahre 1565/66 verabschiedeten Protokolle erlaubten die An-
hebung des Durchschnittspreises für Bäder, der sich auf 3 Pfennige belief, und der Öffnungstage
, die von Montag bis Freitag reichten.75 Die Instandhaltungskosten einer Badestube waren
sicher nicht unerheblich. Trotzdem erreichte die Anzahl der Bäder in Freiburg im 16. Jahrhundert
ihren Höhepunkt. Insgesamt zehn Bäder konnten in der Stadt sowie zwei in der Wiehre
nachgewiesen werden.76 Die Badstuben befanden sich dabei aus naheliegenden Gründen in der
Nähe des Gewerbebachs: Auf der einen Seite reichte die in den Bächle enthaltene Wasserkapazität
nicht für die Bedürfnisse der Badehäuser aus, auf der anderen Seite setzte die konstante
Verfeuerung von Holz die Bäder einer Brandgefahr aus. Die Stadtteile mit einem größeren Anteil
an Bädern waren die Scheckenvorstadt, die Lehener Vorstadt und die Predigervorstadt.77
Neben der schon genannten Klingelhut Badestube sind unter den bekannten Freiburger
Badehäusern außerdem die Ritters badstub an dem Runse, die Hintere Badestube am heutigen
Augustinerplatz, das Spitalbad in der Fischerau und die Cyligen Badstub aufzuführen. Vor dem
Predigertor am Reuerinnenkloster Maria Magdalena befanden sich Ederlins Badstuben, die
Rothe Männer-Badstub, das Reuerinnenbad und schließlich die Neue Badstube. Alle diese
Badestuben sind bereits im 14. Jahrhundert urkundlich nachzuweisen, wogegen das Paradiesbad
vor dem Gruenlinstor möglicherweise erst im 16. Jahrhundert existierte (Abb. 4).78
Die Charakteristika des Systems der Freiburger Badestuben erhielten sich, obwohl Syphilis
und Pest nicht selten viele Einwohner vom Besuch der Bäder abhielten, unverändert im gesamten
16. Jahrhundert.
74 Ebd., S. 28.
75 StadtAF, B5 XHIa Nr. 21, fol. 524.
76 Zur Bestimmung der für Bäder vorgesehen Orte vgl. die Reproduktion des Kleinen Sickingerplans in Himmelsbach
(wie Anm. 28). Auf dieser Karte hat der verdienstvolle Autor die für Bäder vorgesehenen Strukturen rot
markiert, was das Erkennen der zehn im Inneren der Stadt liegenden Badestuben besonders einfach macht. Über
den Ursprung der Wiehre vgl. Thomas Zotz: Die Wildbannurkunde von 1008, in: 1000 Jahre Wiehre. Ein
Almanach. 1008-2008, hg. von Bürgerverein der Wiehre, Freiburg 2007, S. 8-16.
77 Himmelsbach (wie Anm. 28), S. 77.
78 Ebd., S. 142f., Anm. 136-147.
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