http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0081
Abb. 1 Pestkorb aus der Kirche St. Arbogast in Ballrechten-Dottingen (Foto: Müller).
zum neuen Abt von St. Trudpert nicht im Münstertal stattfinden, weshalb die Zusammenkunft
der Mönche in das Kloster Sion bei Klingnau in der Schweiz verlegt werden musste.
Wer den Zugang zur Pestgeschichte aus kunsthistorischer Sicht sucht, wird in der Klosterkirche
von St. Trudpert fündig. In einer der nördlichen Seitenkapellen steht der Sebastiansaltar.
Das Altargemälde von J. C. Stauder aus dem Jahr 1724 zeigt den hl. Sebastian zusammen mit
dem hl. Rochus. Auch eine Hausfigur des hl. Sebastian von 1790 am ehemaligen Schlosserhaus
im Ortsteil Münster verdient Erwähnung.
Darüber hinaus soll auf dem sogenannten „Prestenberg" ein Pesthaus gestanden haben. Der
Name geht auf das Wort „Gepresten" zurück, womit manchmal die Pest umschrieben wurde.13
Ballrechten und Döttingen
Die Geschichte der heute gemeinsam verwalteten Orte ist auch in der Vergangenheit schwer
einzeln darzustellen. 1526 gab es in Ballrechten 19 Häuser, Pfarrhaus und vielleicht noch 2
Häuser für alleinstehende Personen. In Döttingen, Tottiken hieß es in jener Zeit, standen 14
Häuser und eine leer stehende Mühle. Wie viele Personen in beiden Orten in den Pestjahren
1629 und 1630 starben, ist nicht überliefert. Was aber aus jener Zeit erhalten blieb, ist der Pestkorb
, der auf dem Kirchenspeicher von St. Arbogast im Ortsteil Döttingen aufbewahrt wird.
Ein Weidenkorb mit sechs Griffen, ungefähr 2 m lang. Mit dieser Trage wurden die Pestleichen
zu einem nicht mehr bekannten Massengrab gebracht (Abb. 1). In Ballrechten wurde der Sebastianstag
(20. Januar) über einhundert Jahre als Dorffeiertag gehalten. Erst durch das Verbot
durch Kaiser Joseph II. im Jahre 1782 ging diese Tradition zu Ende.14
Sulzburg
Für Sulzburg ist eine Seuche während des Dreißigjährigen Kriegs dank eines Kirchenbucheintrags
belegt. Johannes Fecht, Pfarrer von 1630 bis 1674, machte hierzu im Totenbuch folgende
Eintragung: Um diese Zeit, nämlich vom 4. Januar 1633, seind wir verjagt worden, ebenso hat
13 Willibald Strohmeyer: Die politischen Schicksale des Klosters und der Herrschaft St. Trudpert im Laufe der
Jahrhunderte, in: Freiburger Diözesan-Archiv NF 39 (1932), S. 168-238, hier S. 190; Walter Vetter: Kunst im
Münstertal, Freiburg 1975.
14 Mayer (wie Anm. 12), S. 37; Alfred Löffler: Der Wein- und Erholungsort Ballrechten-Dottingen aus alter und
neuer Zeit, Freiburg 1983.
81
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0081