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man am 11. Oktober fliehen müssen und der Ort in Feindeshand gewesen, bis zu meiner Revokation
und während der Zeit sind bis 5. August 1634 an der damals regierenden Seuche, der
hitzigen Hauptkrankheit 108 Personen gestorben. Die Meisten waren von auswärts und hierher
geflohen.15
Heitersheim
Als Pest bezeichnete Seuchen haben Heitersheim 1420 und 1482 heimgesucht. In letzterem
Jahr soll das Auftreten dadurch verursacht worden sein, dass nach einer Überschwemmung
zahllose verendete Tiere die Luft sprichwörtlich verpesteten. Danach wurde die Gemeinde über
hundert Jahre von der Krankheit verschont, ehe diese im Dreißigjährigen Krieg erneut wütete.
Hierbei ist der Rückgang innerhalb der Heitersheimer Bevölkerung - vor dem Krieg 800 und
nach dem Krieg 400 Einwohner - sicher nicht allein der Pest zuzuschreiben, sondern auch der
Brandschatzung und Plünderung.16
Bei der Betrachtung der Gemälde in der Schlosskirche werden Erinnerungen an das „große
Sterben" wach. Am linken Seitenaltar betet der hl. Karl Borromäus vor der Muttergottes. Um
seinen Hals hängt der Bußstrick, den er bei der Pestprozession durch Mailand trug. Karl Borromäus
hatte als Mailänder Kardinal dafür gesorgt, dass die Pestkranken Hilfe fanden, die Toten
begraben wurden und durch Gebet und andere fromme Handlungen himmlische Unterstützung
erfuhren. Am rechten Seitenaltar ist auf dem Gemälde der hl. Ludwig17 dargestellt. Er
wurde auf seinem Kreuzzug bei Tunis von der Pest dahingerafft, nachdem er in der Wüste noch
die Nelke18 als gegen die Pest wirksam fand. Unter der Empore ist auf einem weiteren Gemälde
noch einmal der hl. Karl Borromäus dargestellt. Er reicht die letzte Wegzehrung einem Pestkranken
.
Eschbach
Bis zum Beginn des Dreißigjährigen Kriegs lebten hier in 53 Häusern annähernd 300 Personen
. 1634 wurde die Pest ins Dorf geschleppt. Der Pfarrer - vermutlich der Franziskanerpater
Johannes Emesius (1628-1634) aus Heitersheim - notierte allerdings nur, dass in der Gemeinde
viele gestorben seien. Kilian Schwarz, Pfarrer von 1635 bis 1649, hatte danach lediglich noch
eine kleine Gemeinde mit 32 Familien zu betreuen. In dieser Zeit taufte er insgesamt gerade
einmal 20 Kinder.19
Hartheim
Die Pest von 1474 - für 1349 wird sie vermutet - forderte in Hartheim viele Opfer. Die Erinnerung
daran wird aber durch eine anderes Ereignis übertroffen: In dieser Zeit übte Peter Hagenbach
, Landvogt Herzog Karls des Kühnen von Burgund, sein Schreckensregiment aus.
Trotz der Pest hielt er am 21. Februar 1474 in der Herrenstube zu Breisach ein Tanzfest ab. Auf
den letzten Tanz, bei dem sich die Teilnehmer das Gesicht schwärzten, soll das Kinderspiel
15 Eduard Martini: Sulzburg. Eine Stadt-, Bergwerks- und Waldgeschichte. Nach größtenteils handschriftlichen
Quellen und Erforschungen an Ort und Stelle zusammengestellt, Freiburg 1880, S. 100-102; Klaus Dessecker:
Die kirchlichen Verhältnisse der Stadt Sulzburg vom Zeitalter der Reformation bis zur Gegenwart, in: Anneliese
Müller/Jost Grosspietsch: Geschichte der Stadt Sulzburg, Bd. 2: Bemerkungen zur frühen Geschichte und zur
frühen Neuzeit, Freiburg 2005, S. 132.
16 Hans Fünfgeld: Die Geschichte der Stadt Heitersheim von den Anfängen bis zur Säkularisation, in: Das Mark-
gräflerland 1964/Heft 1, S. 129-136.
17 Vgl. hierzu die Darstellung König Ludwigs am Seitenaltar in Grunern.
18 Konrad M. Müller: Pestpflanzen. Heilkräuter wider den Schwarzen Tod, Freiburg 2005, S. 90.
19 Ursula Huggle: Geschichte des Dorfes - Ein Gang durch die Jahrhunderte, in: Eschbach. Lebenslauf eines Dorfes
, bearb. von Ulrike Roedling, Eschbach 1993, S. 41-189; Dies.: Für unser' Müh und Arbeit nit ein Korn.
Dörflicher Alltag im 16. Jahrhundert. Eschbach bei Staufen unter der Herrschaft Rappoltstein (Themen der Landeskunde
7), Bühl 1996.
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