http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0090
Pestzeiten sollte das Thema sein, sondern jene an Karl Borromäus. Spiegier schreibt an die
Deutschordenskommende Freiburg am 16. Februar 1741: ... hob mich lang bedenkht was verfertigen
solle das anstendig sein m echte, ist mir entlichen St. Carolus Boromäus als dem namens
Patron eingefallen, mit dem Stükh angethan worden Creuz knyent gott umb abwendung
der Pestilenz bittet.31
Weiter zurück reichen Überlieferungen, die die beiden Ortschaften Ober- und Niederrimsin-
gen betreffen. Im Pestjahr 1584 muss die Seuche so verheerend gewesen, dass die Pfarrei Ober-
rimsingen aufgehoben wurde. Während des Dreißigjährigen Kriegs konnten die Gesandten der
Erzherzogin Claudia in Niederrimsingen keine Bewohner mehr antreffen. Ob daran auch der
„schwarze Tod" schuld war, muss Spekulation bleiben. Später kamen einige Flüchtlinge
zurück, die sich in Verstecken am Tuniberg aufhielten, darunter sieben Familien. Bis das erste
Kind wieder getauft werden konnte, dauerte es noch bis 1659.38
Östlich von Freiburg
Ebnet
In der Dorfgeschichte gibt es keine Hinweise darauf, dass Ebnet jemals von der Pest heimgesucht
wurde. Auch die Kunstgeschichte gibt nur für die Nachpestzeit zwei Beispiele: In der
Pfarrkirche St. Hilarius befindet sich am linken Seitenaltar ein Gemälde von Benedikt Gambs,
entstanden um 1750, mit dem hl. Sebastian. Außerdem ist an der größten Kirchturmglocke neben
dem Kirchenpatron und anderen Heiligen auch der hl. Sebastian zu sehen.39
Stegen
Die Geschichte der Schlosskapelle, die vor den Dreißigjährigen Krieg zurückreicht, könnte
leicht die Vermutung begründen, dass zu ihr ein Pestereignis gehört. Am 21. Oktober (Gedenktag
der hl. Ursula) 1517 wurde die Stiftung einer Muttergotteskapelle niedergeschrieben.
Der Ursulatag ist zu beachten, denn die hl. Ursula gehörte neben dem hl. Stephan, hl. Georg,
hl. Nikolaus und der hl. Margaretha zu den Kapellenpatronen. Zu dieser Zeit war hier folglich
keine Sebastianskapelle. Außerdem geht aus dem Stiftungsbrief nicht hervor, ob es eine Vorgängerkapelle
gab oder ob diese neu errichtet wurde.
Abt Speckle von St. Peter muss noch andere Quellen gekannt haben, denn er behauptet, dass
die Kapelle mit Friedhof das erste christliche Gebäude der Gegend sei, worauf vielleicht der
Stein im Fenstersims mit eingemeißelter Jahreszahl 1504 hinweist. In dem genannten Jahr soll
Hans von Reischach, der Besitzer des Schlosses zu Weiler (Weyler), den Bau der Kapelle in
Auftrag gegeben haben. Das dort befindliche Gemälde des hl. Sebastian mit dem Schloss, der
Kapelle und der Burg Wiesneck stammt aus dem 16. Jahrhundert. In diese Zeit könnte auch die
Gründung einer Sebastiansbruderschaft zurückreichen, obgleich der älteste Nachweis ihrer
Existenz aus dem Jahr 1663 stammt. Die Kapelle diente wohl den Mitgliedern als Versammlungsort
. Dies dürfte ein Grund dafür sein, weshalb sich der Name Sebastianskapelle als
Bezeichnung durchsetzte. Zur Kapellenausstattung gehörten eine Glocke von 1731 mit dem hl.
Sebastian, eine Sebastiansfahne, die 1884 Dominik Weber aus St. Peter anfertigte, und ein
Rundbild des hl. Sebastian nach Art der Nazarener an der Langhausdecke, das um 1894 der
Freiburger Kunstmaler Joseph Schultis malte.
37 Hermann Brommer: Merdingen. Rebdorf am Tuniberg, reich an Geschichte und Kunst, München u.a. 1989;
Michaela Neubert: Franz Josef Spiegier 1691-1757. Die künstlerische Entwicklung des Tafelbildmalers und
Freskanten (Schwäbische Geschichtsquellen und Forschungen 27), Weißenhorn 2007, S. 532. Das Gemälde gilt
als verschollen.
38 Georg Bohrer/Willi Kieser: Kurze Heimatgeschichte von Oberrimsingen, Oberrimsingen 1961; Georg Bohrer
/Wolfgang Suppan: Rimsingen - zwei Gemeinden - ein Ursprung, in: Der Lichtgang 1989/Heft 2/3, S. 23-26.
39 Adolf Schmid: Ebnet im Dreisamtal, Freiburg 1999.
90
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0090