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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0095
„schwarze Tod" 1348/49 im gesamten Abendland. Unter Abt Peter I. von Thannheim (1357-
1366) suchte eine pestartige Krankheit das gesamte Oberrheingebiet heim. Ganze Familien
wurden ausgelöscht und Felder blieben unbebaut, was eine Verteuerung der Lebensmittel zur
Folge hatte. Selbst vor den Äbten machte die Krankheit nicht halt: 1449 starb Konrad von
Hofen an der Pest. In die Amtszeit von Johannes VIII. Schwab (1609-1612) fällt das Pestjahr
1610. Der Abt verordnete daraufhin am Fest Kreuzauffindung (3. Mai) eine Prozession zur
Wallfahrtskirche auf dem Lindenberg, worin sich ebenfalls eine Figur des hl. Sebastian befindet.

Interessant sind in diesem Zusammenhang die 1752/53 von Hofmaler Franz Ludwig
Hermann gestalteten Porträts der Äbte, die sich im Kreuzgang befinden und deren Sockel
Malereien aufweisen, die zur Pestgeschichte gehören. Beim 21. Abt Heinrich III. Salati ist der
pestverkündende Komet, beim 26. Abt Johannes IV. Kanzler ein Totengräber mit Pestleiche im
Karren und beim 36. Abt Peter III. Gremmelsbach die Wallfahrtskirche auf dem Lindenberg
dargestellt.

Nach so vielen Hinweisen zur Pestgeschichte ist zu erwarten, dass auch die Klosterkirche
selbst noch mit entsprechenden Gemälden aufwartet. Den Hochaltar außer Acht gelassen, fällt
der Blick auf den 1727 von Jakob Lellandella geschaffenen rechten Seitenaltar, den Sebastiansaltar
oder Herz-Jesu-Altar: „Venerationi S. Sebastiani M. Patroni contra Pestem" (Zur Verehrung
des hl. Märtyrers Sebastian, des Patrons gegen die Pest). Der hl. Sebastian ist nicht
während des Pfeilmartyriums, sondern als Fürbitter im Himmel dargestellt. Er hält Palmzweig
und Pfeile in der Hand und weist Gottvater auf die zu seinen Füßen liegenden Kranken und
Toten hin. Bereits bei der Kirchweihe im Jahre 1148 erhielt die Klosterkirche eine Reliquie des
hl. Sebastian. Die Sebastiansverehrung ging in dieser Zeit von dem Reformkloster in Hirsau
aus, mit dem St. Peter in enger Verbindung stand. Im Jahre 1500 erhielt die Klosterkirche den
Sebastiansaltar, und 1577 wurde die Sebastiansbruderschaft unter Abt Daniel Wehinger (1566-
1580) neu gegründet, ausdrücklich als Schutz gegen die Pest. Das erste Bruderschaftsbuch von
1577 bis 1687 verzeichnet mit der Fortsetzung bis zum Jahr 1731 850 Mitglieder. Welche
Pflichten das einzelne Mitglied befolgen musste, wurde von Abt Ulrich Bürgi (1719-1739) im
„Rete documentorum monasterii ad Sanctum Petrum in Silva nigra" niedergeschrieben. Der 20.
Januar, der Sebastianstag, galt in St. Peter als Feiertag. Während des Jahres versammelten sich
die Mitglieder fünfmal zum Gedenkgottesdienst für die verstorbenen Mitglieder. Das tägliche
Gebet von drei Vaterunser, drei Ave Maria und des Glaubensbekenntnisses war Vorschrift. Auch
am Clemensaltar ist ein Pestheiliger zu sehen, der als griechischer National- und Pestheiliger
von Saloniki in St. Peter einen unerwarteten Platz gefunden hat: der hl. Demetrius. Die fürstliche
Statue des seligen Bernhard von Baden (1428-1458), 1777 von Matthias Faller geschaffen,
zeigt den auf einer Gesandtschaftsreise an der Pest in Montcalieri in Oberitalien Verstorbenen.

Abschließend sei am Rande erwähnt, dass selbst in der aktuellen Belletristik das Kloster
St. Peter mit der Pest in Verbindung gebracht wird. So spielt die Klosterkirche in einem
modernen Pest-Roman, in dem tragische Zufälle ihren Lauf nehmen, eine Rolle.47

St. Märgen

Die Bewohner des Klosterortes St. Märgen scheinen von der Pest verschont geblieben zu sein.
Überliefert ist lediglich, dass die Klosterkirche in Pestzeiten als Wallfahrtsstätte diente, z.B.

47 Julius Mayer: Geschichte der Benediktinerabtei St. Peter auf dem Schwarzwald, Freiburg 1893, S. 40-94; Fridolin
Mayer: Maria Lindenberg, Freiburg 1950, S. 23; Josef Läufer: Maria Lindenberg, Freiburg 1984, S. 16; Hansjörg
Schneble: Krankheit und Behinderung in der Ikonographie des Klosters St. Peter, in: Das Vermächtnis der
Abtei. 900 Jahre St. Peter auf dem Schwarzwald, hg. von Hans-Otto Mühleisen, Karlsruhe 1993, S. 199-221 mit
Abb. 72 (Komet) und 73 (Pesttoter im Karren); Hermann Ginter: Kloster St. Peter im Schwarzwald, Karlsruhe
1949, S. 23f.; Josef Läufer: Die Pfarrkirche St. Peter, in: Pfarreichronik St. Peter, hg. von Josef Läufer, Freiburg
1992, S. 13-71; Klaus Weber: Die Pfarrgemeinde von St. Peter, in: ebd., S. 73-163, hier S. 87; GLA, 65/547;
Universitätsbibliothek Freiburg (UBF), Hs. 452, S. 253; Friedrich Hofmann: Die Pest in St. Urban, Marburg 1999.

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