http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0112
digten, Lieder, Erlasse, Gedichte und andere mehr.2 Flugschriften dienen der Information über
aktuelle Ereignisse oder einer Partei im Kampf gegen eine andere auf wissenschaftlichem, politischem
oder religiösem Gebiet.3 „Neüwe Zeytungen" sind ebenfalls Flugschriften und übermitteln
aktuelle Nachrichten wie z.B. von Kriegsereignissen, Entdeckungen, Katastrophen,
Wunderheilungen oder Prophezeiungen. Flugschriften richten sich an die Öffentlichkeit, d.h.
an alle Bürger durch die Vermittlung von lesefähigen Individuen. Sie sind in der Volkssprache
verfasst und zu einem erschwinglichen Preis erhältlich.
Die Schriften Wörlins sind sorgfältig gedruckt in einer rundlaufenden, gotischen Schrift, wie
sie auch schon sein Vorgänger Riederer in ähnlicher Art verwendet hatte. Illustrationen in Form
von Holzschnitten fehlen bis auf wenige Ausnahmen. Riederers Drucksignet, eine Dame mit
einem Wappenschild mit drei Sternen, taucht in einer Schrift von Joachim vom Grüdt auf. Seine
Schriften sind zum Teil mit einer Titelbordüre versehen. Diese zeigt in einer Kopfleiste zwei
gefiederte Figuren und ein Wappen mit drei Dolchen, die als ein Zeichen der Wehr und Ableitung
des Namens Wörlin gedeutet werden.4 Im Mittelfeld befinden sich links eine Säule, auf
der rechten Seite zwei Säulen. Im unteren Feld streiten zwei Krieger mit Schild und Schwert.
Die Initialen sind Holzschnitte mit floralem Dekor. Alle Drucke sind in neuhochdeutscher
Sprache verfasst.
Jakob Mennel, Historiograf Kaiser Maximilians I.
Der Humanist Jakob Mennel, um 1460 in Bregenz geboren, studierte in Tübingen, Freiburg und
Basel Artes Liberales und Jurisprudenz, war 1496-1500 Stadtschreiber der Stadt Freiburg, 1500
Kanzler des Großpriors der Johanniter in Heitersheim und ab 1507 Professor der Rechte in
Freiburg. 1505 ernannte ihn Kaiser Maximilian L, dem er schon auf dem Freiburger Reichstag
1495 begegnet war, zum Kaiserlichen Rat mit dem Auftrag, die Geschichte und Genealogie des
Hauses Habsburg zu erforschen. In dieser Funktion unternahm Mennel Reisen im ganzen Herrschaftsgebiet
der Habsburger, nach Österreich, Italien, Lothringen, Wallonien und den Niederlanden
und verschaffte sich Zugang zu allen erreichbaren Quellen in Bibliotheken und Archiven
.5 Schon 1494 publizierte Mennel bei dem Freiburger Drucker Friedrich Riederer eine
„Rhetorica minor".6 Ein bei Hans Schäffler in Konstanz gedrucktes „Schachzabelbuch" befas-
ste sich mit den Regeln des Schachspiels.7 Das Hauptwerk seiner Tätigkeit als Historiograf
Kaiser Maximilians war eine fünfbändige „Fürstliche Chronick, genannt Kaiser Maximilians
Geburtsspiegel". Der fünfte Band dieser Fürstenchronik (in zwei Teilen) enthielt die Heiligen
und Seligen des Hauses Habsburg. Ein kurze Zusammenfassung „Der Zaiger" erschien 1518.
Alle Bände waren scriptografisch als Unikate erstellt, mit reichen Illustrationen versehen und
nur für den persönlichen Gebrauch des Kaisers bestimmt. Mennel las noch 1518 Kaiser Maximilian
an seinem Sterbebett aus seiner Chronik vor.8
2 Johannes Schwitalla: Deutsche Flugschriften 1460-1525. Textsortengeschichtliche Studien, Tübingen 1983.
3 Helmuth Hiller/Stephan Füssel: Wörterbuch des Buches, Frankfurt 72006, S. 126.
4 Götze (wie Anm. 1), S. 25.
5 Vgl. Karl Heinz Burmeister: Jakob Mennel, in: Die deutsche Literatur des Mittelalters, Bd. 6, hg. von Kurt
Ruh, Berlin 1987, Sp. 389-395.
6 Jakob Mennel: Rhetorica minor, Freiburg 1494.
7 Jakob Mennel: Schachzabel, Konstanz 1507.
8 Vgl. Tanja Reinhardt: Die habsburgischen Heiligen des Jakob Mennel, Dissertation, Freiburg 2002; Dieter
Mertens: Geschichte und Dynastie. Zu Methode und Ziel der fürstlichen Chronik Jakob Mennels, in: Historiographie
am Oberrhein im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit, hg. von Kurt Andermann (Oberrheinische
Studien 7), Sigmaringen 1988, S. 121-153.
112
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0112