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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0120
Im Beschluss der Badener Disputation vom 9. Juni 1526 wurde Zwingiis Lehre als irrig verworfen
: Zwingli galt als aus der Kirche ausgestoßen. Der Vertrieb seiner Schriften wurde verboten
.34 Am 29. Juni 1526 berichtete Johannes Fabri dem Bürgermeister und Rat der Stadt Freiburg
von diesem Ergebnis und von zwei Briefen von Capito, dem Straßburger Reformator
Wolfgang Köpfel und von Oecolampad an Zwingli, die in Wettingen abgefangen worden waren
.35

Die Badener Disputation führte definitiv zur konfessionellen Zweiteilung der alten Eidgenossenschaft
. Die Kantone Luzern, Uri, Schwyz, Unterwaiden, Zug, Glarus, Solothurn und Appenzell
bestätigten die Tagsatzung. Dagegen stimmten Bern, Basel, Schaffhausen und Zürich.36
Eine Einladung zu einer weiteren Disputation nach Bern lehnten die acht altgläubigen Kantone
in einem Sendschreiben an die Eidgenossen in Bern ab.37

Die Traktate des Erasmus von Rotterdam

Erasmus von Rotterdam (1465-1536), der Sohn eines Priesters, besuchte die Schule in Deven-
ter, einem Zentrum der „Devotio Moderna". Diese religiöse Gemeinschaft verinnerlichte ein
individuelles Frömmigkeitsideal durch Schriftlesung, Betrachtung und religiöse Lektüre. Nach
Eintritt in den Orden der Augustiner Chorherrn wurde er 1492 zum Priester geweiht. Studium
und Reisen führten ihn nach Paris, England, den Niederlanden, Basel, Turin und Rom, bis er
sich endgültig 1522 in Basel niederließ. Als Humanist war er ein ebenso kenntnisreicher Philologe
wie Philosoph und Theologe und in den klassischen Autoren ebenso zu Hause wie in
den Kirchenvätern. Er stand mit den führenden Reformatoren in freundschaftlichem Kontakt,
bis sich die Wege durch die radikale Kirchenpolitik Luthers, die Abendmahllehre Zwingiis und
den Bildersturm Oecolampads trennten. Erasmus blieb bei aller Kritik an der Kirche dem alten
Glauben treu. Sein literarisches Wirken ist gewaltig: Aus seiner Feder stammen rund 150
Bücher und an die 2000 Briefe. Neben Klassikereditionen von Aristoteles, Livius, Themos-
tenes, Terenz und Kirchenväterausgaben von Augustinus, Basilius, Chrysostomos, Cyprian und
Origines gab er 1516 den ersten vollständigen Text des griechischen Neuen Testaments mit einer
lateinischen Übersetzung der Vulgata heraus. Neben der Satire „Lob der Faulheit" und
„Apophtegmata", einer Sammlung von 4.151 Anekdoten, Sprichwörtern und geistreichen Zitaten
antiker Autoren, verfasste er viele kleinere Schriften theologisch-erbaulichen und pädagogisch
-moralischen Inhalts. Ein Großteil seiner Schriften erschien bei seinem Drucker Johann
Froben in Basel, in dessen Haus er oft übernachtete, um die Drucklegung seiner Werke selbst
zu überwachen.38

Erasmus gab neben seinen wissenschaftlichen Editionen verteutschte Usslegungen einzelner
Bibeltexte für das Volk in deutscher Sprache heraus. Johann Wörlin druckte in den Jahren 1522
und 1523 z.B. eine Auslegung über die Berufung des Petrus (Matthäus 16,18) „Du bist Petrus
der Fels und auf diesem Felsen will ich meine Kirche bauen" sowie eine Interpretation des

34 Gäbler (wie Anm. 15), S. 103.

35 Neüwe zeitung und heimliche wuderbarliche Offenbarung etlicher Sachen und handlungen, so sich uff dem tag
der zu Baden in Ergow uff den sechßundzweintzigsten tag des brachmonats Jm jar Tausent Fünffhundert und
XXVI. gehalten worde, zugetrage und begebe hat, Johann Wörlin 1526, Universitätsbibliothek Freiburg, N
3362,mm.

36 Schindler (wie Anm. 28), S. 721.

37 Abgeschrifft einer Missiven so die acht Ort einer loblichen Eydgnossenschaft ir Bottschafft uff Mitwoch nach
Lucie z Luzern in dem Jar Tusend Fünffhundert Sybenundzweintzig versamelt Ihr liben Eydgnossen fromen
Herrschaft von Bern zugesandt, Bayerische Staatsbibliothek München, 4 H.reOc.

38 Vgl. Cornelius Augustin: Erasmus, in: Theologische Realenzyklopädie, Bd. X, Berlin 1982, S. 1-18; Gerhard
Ritter: Erasmus und der deutsche Humanistenkreis am Oberrhein, Freiburg 1937.

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