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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2010/0140
Stadt von französischen Truppen besetzt, hatte hohe Kontributionen zu zahlen und war an Mo-
dena gefallen. Als dann Freiburg badisch wurde, errichtete die großherzogliche Regierung hier
die erste evangelische Pfarrei, für deren Leitung Hebel vorgesehen war. Aber er zögerte, er
„schwanke hin und her wie ein Uhrenperpendikel", schrieb er der Freundin Gustave Fecht am
3. Dez. 1806, entschloss sich aber dann, doch in Karlsruhe zu bleiben. Mit dem Wahrheitsgehalt
der Beschreibung der damaligen Freiburger Bevölkerung ist es jedenfalls nicht weit her. Alles
bleibt in dem Gedicht ein wenig in der Schwebe, schon im Titel: Welchen Breisgau meint er,
wenn er das markgräfliche Müllheim zum Breisgau zählt? Halten wir fest: Das ganze Gedicht
ist eine schöne, aber unrealistische Liebeserklärung, und das so schön besungene „Fryburg" ist
eine ganz und gar geschönte Stadt. Aber eben das machte die von Hebel so gepriesene Stadt so
beliebt wie den Autor der Verse.

Kaum weniger beliebt als Hebels „Z'Fryburg in de Stadt" ist die eine Strophe im Badnerlied
, in der Freiburg vorkommt:3

In Haslach gräbt man Silbererz,
Bei Freiburg wächst der Wein,
Im Schwarzwald schöne Mägdelein:
Ein Badner möchte ich sein.

Hier sind die Angaben über die Stadt noch knapper und reduziert auf den Wein, der in der
Umgebung wächst. Zweifellos ist der Wein ein stereotypisches Erkennungsmerkmal von Freiburg
geblieben und bildet auch einen festen Bestandteil in allen Lobliedern über die Stadt wie
auch in dem Werbespot, Freiburg sei die Stadt der Gotik, des Waldes und des Weines. Immerhin
ist im Original des Badnerliedes der Wein „bei" Freiburg lokalisiert, obwohl man in vielen
Druckfassungen lesen kann „In Freiburg wächst der Wein." Zu Badnern (was ein jeder dem
Lied zufolge sein möchte gemäß dem Slogan „Badner ist das höchste, was man werden kann!")
sind die Freiburger am Jahreswechsel 1805/06 geworden. Aber die volle Integration der badischen
Staatsbürger mit ihrem „Vaterland" vollzog sich erst im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts
, in der über 50jährigen Regierungszeit des Großherzogs Friedrich I. Aus dieser Zeit
stammt das aus einem Sachsenlied umgedichtete Badnerlied, das zuerst als Marschlied im badischen
Militär gesungen und verbreitet wurde.

Ganz anders steht es um den vierzeiligen Merkvers, der mindestens in die Frühe Neuzeit
zurückreicht und von dem ersten „professionellen" Stadtarchivar Freiburgs, Peter Paul Albert
in seinem immer wieder lesenswerten Band „Freiburg im Urteil der Jahrhunderte" 1924 festgehalten
wurde:4

Ein Kirchturm ohne Dach,
In jeder Gaß ein Bach.
An jedem Tor eine Uhr,
Ein Pacem an jeder Schnur.

Hier stimmen alle vier Aussagen, jedenfalls für das Freiburg in der Zeit um 1500. Und vor
allem handelt sich bei allen vier Aussagen um Besonderheiten der Stadt, um kostbare Sehenswürdigkeiten
, letzten Endes werbewirksam auch heute noch; ausgenommen ist das vierte
Merkmal, das in diesem Rätseltext heute der Erklärung bedarf: Damals vor ca. 500 Jahren be-

3 Waltraud Lindner-Beroud: Ein neues Land - ein neues Lied?, in: Badische Heimat 82 (2002), S. 96-109.

4 Peter Paul Albert: Freiburg im Urteil der Jahrhunderte, Freiburg 1924, S. 34.

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