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genden Werk die Bände vier bis sieben und neun bereits erschienen. Für Band zwei werden Quellen aus
der Entstehungszeit bis 1752 behandelt, weil ab 1753 durch die Theresianische bzw. Haugwitzsche Verwaltung
sreform umfassende Zäsuren in geografischer, organisatorischer und personeller Hinsicht eintraten
. So wurden damals die österreichischen Güter westlich des Arlbergs von Tirol abgetrennt und zu einer
eigenen Provinz „Vorderösterreich" erhoben. Den Behörden in Innsbruck wurde die Zuständigkeit für die
„Vorlande" genommen. Ursprünglich waren dagegen die oberrheinischen Gebiete, ab 1648 lediglich die
rechtsrheinischen Gebiete, in erster Linie der Breisgau, als „Vorderösterreich" bezeichnet worden.
Peter Steuer stellt in seiner Einleitung zum einen die Territorial- und Verwaltungsgeschichte Vorderösterreichs
vor, zum anderen geht er auf die problematische Überlieferungsgeschichte der vorderösterreichischen
Akten ein: Vor allem zahlreiche kriegerische Auseinandersetzungen haben zu einer schwierigen
Quellenlage geführt. Weiter wird die Gliederung des Inventars erläutert, die auf der obersten Ebene
dem einheitlichen Muster folgt, das auch für die übrigen Bände gilt, während auf den unteren Ebenen für
diesen Band besonders in den Rubriken Justiz und militärische Angelegenheiten Anpassungen in der Anordnung
notwendig waren. Das daran anschließende Literaturverzeichnis auf weniger als zwei Druckseiten
beschränkt sich auf eine strenge Auswahl. 5384 Einträge, gegliedert in 21 Kapitel und erschlossen
durch Register der Orts- und Personennamen, stellen die eigentliche Leistung dar. Von den Grundlagen
der Herrschaft über Regierung und Kammer, die Unterbehörden, die Landesherrlichen Städte und Dörfer
bis hin zum Gesundheitswesen mit den Aspekten Ärzte und Apotheker, Seuchenbekämpfung und Hygiene
sowie Bäder reicht dabei das Spektrum. Das Werk mit einem Gewicht von knapp fünf Pfund und einem
Umfang von 1135 Seiten wird einen maßgeblichen Beitrag zur Erschließung der vorderösterreichischen
Quellen leisten. Es wäre zu wünschen, dass das Inventar insgesamt bald zu einem guten Abschluss kommt,
und nicht zuletzt scheint es dringend angeraten, das gewichtige Instrument auch als elektronische Ressource
, möglichst als Online-Datenbank anzubieten. Johannes Mangei
Reinhold Weber: Kleine Geschichte der Länder Baden und Württemberg 1918-1945 (Regionalgeschichte
- fundiert und kompakt), DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2008, 253 S., S/W-
Abb.
„Großschwaben-Plan", unter dieser Überschrift wurde schon nach dem Ende des Ersten Weltkriegs über
die Bildung eines Südweststaats nachgedacht. Baden, Württemberg, das preußische Hohenzollern und sogar
Bayerisch Schwaben sollten zusammengefasst werden. Von Erfolg war diese Gebietsreform damals
nicht gekrönt, aber das Kapitel passt gut in Reinhold Webers „Kleine Geschichte der Länder Baden und
Württemberg 1918-1945". Über die 27 Jahre vom Ende des Ersten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
liegt eine Fülle von Literatur vor auf allen Ebenen bis hin zur Ortsgeschichte. Selektieren, Bündeln, Vergleichen
und Resümieren war daher die Hauptaufgabe des Autors. In handlichem Format liefert er eine
Synopse der Geschichte der beiden Länder während jener dramatischen Jahre, eine Handreichung zum
Nachschlagen mit Zeittafeln, historischen Karten und Tabellen mit Wahlergebnissen im Anhang. Die
Literaturhinweise beschränken sich entsprechend seiner Zielsetzung auf Werke, die Überblicke vermitteln
. Wolfgang Hug und Hugo Ott sind genannt.
Der Text ist gut gegliedert und durch ein vierseitiges Inhaltsverzeichnis erschlossen. Er setzt ein mit
den Umständen des Übergangs von der Monarchie zur Republik: „Staatsumsturz und gezähmte Revolution
" und den Verfassungen der beiden Länder „Freistaat Baden" und „Freier Volksstaat Württemberg".
Als Verständnishilfe für landesgeschichtlich wenig Bewanderte umreißt er - wo nötig - die von der
Reichsgeschichte gesetzten Rahmenbedingungen. Interessant sind seine Vergleiche der jeweiligen Parteienlandschaft
vor 1933. Das badische Zentrum stand weiter links als die Schwesterpartei im Nachbarland.
Der Bauernbund in Württemberg als Vertreter der evangelischen Landwirte war wesentlich stärker als der
Landbund in Baden, eine Folge der konfessionellen Gliederung und der jeweiligen Kirchengeschichte.
Dieser ist ein 14-seitiges Kapitel „Die Kirchen im NS-Staat" gewidmet.
Eine Aussage zur Wirtschaftsgeschichte mag manche Leser überraschen: Baden war vor dem Ersten
Weltkrieg nachhaltiger industrialisiert als Württemberg. Dieses holte jedoch nach 1918 deutlich auf,
während Baden als Grenzland unter den Bestimmungen des Versailler Vertrags und als Nebenschauplatz
des Ruhrkampfs zu leiden hatte. Ab und zu ging der Autor als sehr kenntnisreicher Landeshistoriker auch
ins Detail und merkte bei Prominenten den Heimatort an, bei Dr. Fritz Todt etwa die Stadt Pforzheim.
Dessen Name fällt im Zusammenhang mit dem Bau der Autobahn Karlsruhe-Stuttgart-Ulm, der beiden
Ländern wirtschaftlich zugutekam. Die Mehrzahl der Bauarbeiter kam jedoch aus anderen Gebieten des
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