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rads und Kunigundes 1508, mehr als ein Jahrzehnt nach der Eheschließung, neu gefasst wurde.57
Zu einem endgültigen, von Kaiser Maximilian konfirmierten Vertrag kam es erst 1517, als
Kunigunde bereits verstorben war und ihre Töchter Kunigunde und Ursula an ihre Stelle traten.58
Konrad ging mit Afra Spielmann eine zweite Ehe ein. Mit Afra Spielmann hätte Maximilian
1507 gern seinen Finanzfachmann Jakob Villinger verheiratet,59 den späteren Erbauer des Hauses
zum Walfisch, des zweiten repräsentativen Stadtpalais in Freiburg, aus dem Erasmus 1531 weichen
musste - weil Jakob Stürtzel es kaufen wollte.60
Die Erhebung der beiden Brüder Konrad und Bartholomäus Stürtzel in den Adel erfolgte
1488. 1491 besserte ihnen Maximilian Herkunft, Wappen und Titel. Er stellte sie den adlig
Geborenen und Turniergenossen gleich, besserte entsprechend Helm und Kleinod des Wappens
und gestattete ihnen, sich fortan nach dem von David von Landeck erworbenen Schloss Buchheim
„Stürtzel von Buchheim" zu nennen, auch weitere adlige Herrschaften uneingeschränkt zu
erwerben und über das Blut zu richten.61 Schloss Buchheim samt Zubehör und das Dorf waren
ein Allod, doch 1503 trug Stürtzel es Maximilian als dem österreichischen Landesfürsten zu
Lehen auf (Abb. 5).62 Stürtzel räumte damals seine Positionen in Thann. Vogt zu Thann - diesen
Titel hatte Stürtzel seit 1490 geführt63 - wurde 1502 Graf Sigmund von Lupfen, oberster
Feldhauptmann in den Vorlanden, und den Freihof in der Stadt Thann samt Zubehör, mit dem
der König Stürtzel erst 1502 belehnt hatte, kaufte der befreundete Kaspar von Mörsberg,Verweser
der Landvogtei Elsass.64 Stürtzel wollte jedoch den am Freihof hängenden Titel des Erbschenken
son vnd meiner Schwester ewr hawsfrawen dor inn nit geschonet were, so hett dieser handel vor langem furgang
gehabt. Diese Formulierung erlaubt meines Erachtens nicht den Schluss, Serntein sei 1507 nicht mehr mit Dorothea
Perlin, sondern mit einer Schwester des Kanzlers Stürtzel, der mittlerweile rund 70 Jahre alt war, verheiratet, etwa mit
der im Jahrzeitbuch des Münsters um 1475 vorkommenden Dorothea (siehe oben bei Anm. 35). Nicht allein die
Generationenfrage, sondern mehr noch die nicht wenigen Zeugnisse über Sernteins Frau Dorothea Perlin, die über den
Tod Sernteins hinausreichen, lassen den Schluss nicht zu. Stürztel nennt Dorothea Perlin deshalb Schwester und nicht
Schwägerin, weil Kunigunde seit ihrer Heirat zur Familie Stürtzel gehört und zwar mit Serntein verschwägert war,
aber mit Dorothea blutsverwandt. Die Bezeichnung „Schwester" soll also die im Vergleich zu Serntein engere
Beziehung der Familie Stürtzel zu dessen Frau ausdrücken. Zu Dorothea Perlin siehe Stollenmayer (wie Anm. 54),
S. 67, 99 und 109-112; Elfriede Rensing Briefe einer deutschen Edelfrau des 16. Jahrhunderts an ihren Gatten, in:
Archiv für Kulturgeschichte 25 (1935), S. 309-326; Ferdinand von Roeggla: Geschichte des Schlosses Fragenstein
bei Zirl in Tirol, Innsbruck 1938, S. 73f., 77f., 8Off. und 125; Johanna Felmayer: Die profanen Kunstdenkmäler der
Stadt Innsbruck. Altstadt (Österreichische Kunsttopographie 38), Wien 1972, S. 207; Dies.: Die profanen
Kunstdenkmäler der Stadt Innsbruck außerhalb der Altstadt (Österreichische Kunsttopographie 45), Wien 1981, S.
616; Noflatscher (wie Anm. 18), S. 232, 256 und 258.
StAF, U 100/2 (Archiv der Freiherren von Mentzingen - Herrschaft Hugstetten) Nr. 33; siehe Kraus (wie Anm. 28),
S. 42. Darin verfugt Kunigunde u.a. über einen von ihrem Vetter Jörg Stöcklin an sie gekommenen Zins von 100 fl.,
der wohl das Ergebnis des Kompromisses ist.
TLA, Ältere Kopialbücher 1517/37/LL, S. 43-46.
Schadek (wie Anm. 32), S. 228.
Des. Erasmus Roterodamus, Opus Epistolarum, ed. P. S. Allen, Bd. 9, Oxford 1938, S. 271ff., Nr. 2497; Hans
Schadek: Wurde das Haus „zum Walfisch" in Freiburg als Stadlresidenz und Alterssitz Kaiser Maximilians I. erbaut?,
in: Schau-ins-Land 98 (1979), S. 129-134.
GLA, 44/K 487 (1491 Juli 04 Nürnberg); modernisierte Wiedergabe bei Buchwald (wie Anm. 1), S. 91-95. Von
David von Landeck erwarben die Stürtzel zuvor (1491 Juni 21) Buchheim, Hochdorf, Holzhausen, Betzenhausen,
Hugstetten, Ober- und Niederreute; ebd., S. 144-147; Kindler von Knobloch (wie Anm. 45), S. 429.
Kraus (wie Anm. 28), S. 40, Nr. 29.
Vgl. oben Anm. 29.
Die Hof kammer in Innsbruck übergab Herrschaft und Amt Thann, Schloß Engelburg und die Stadt Thann bereits 1502
April 17 (RIXIV, n. 19682, vgl. auch n. 16374) an Sigmund von Lupfen, am folgenden Tag verlieh König Maximilian
in Kauf beuren den Freihof in der Stadt Thann samt Zubehör und dem Erbschenkenamt in der Landgrafschaft Elsass
an Konrad Stürtzel (1502 April 18, RI XIV, n. 16361). Der Erwerb des Freihofes Thann durch Mörsberg ist mit der
Lehnsauftragung seines Anteils am Schloss Buchheim verbunden, siehe RI XIV, n. 17649 (1503 Sept. 21); dazu mit
weiteren Nachweisen Bücking, Geschlecht (wie Anm. 1), S. 247. Stürtzel tätigte zahlreiche Erwerbungen gemeinsam
mit Mörsberg.
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