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Abb. 5 Das ehemalige Tanzhaus des Gasthauses „Hirschen" in Langenordnach (Foto: Jochen Schröer).
des trägt der geschäftige Wirt mit zahlreicher Dienerschaft in immer erneuter Folge Braten,
Fische und verschiedene Mehlspeisen auf, und setzt, ohne viel zu fragen, reichlich Bier und
Wein dazu."39 Noch im 20. Jahrhundert wurden in der oben geschilderten Weise Bauernhochzeiten
im Schwarzwald abgehalten.40
Fügen wir die Abläufe von Kirchgang, Festessen und Tanzen zu einem Bild zusammen, so
erscheint dasjenige, welches noch für das späte 19. und frühe 20. Jahrhundert gezeichnet wurde,
wenig verschieden von der oben aufgeführten Schilderung der Hochzeitsfeierlichkeiten des
Jahres 1608. Die Mahnungen, Verbote und Reglementierungen hatten die Gewohnheiten der
Schwarzwälder kaum verändert. Die wirklichen Neuerungen ereigneten sich erst in der zweiten
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Aus den Knechte- und Mägdekammern im ersten Stock des
großen Bauerngasthauses, die früher durch das Entfernen der Trennwände in einen großen
Speiseraum für Hochzeitsmahlzeiten verwandelt werden konnten, sind Ferienwohnungen
geworden. Das gleiche Schicksal erlitt der Tanzboden, der manchmal dem Gasthaus gegenüber
in einem separaten Haus gelegen war (Abb. 5). Der Schriftsteller Heinrich Hansjakob wäre über
solche Veränderungen vermutlich entsetzt und der Meinung gewesen, dass ein Stück Schwarzwälder
Poesie verloren gegangen sei. Er fand die vielen Veränderungen, welche er in seiner Zeit
in den Gebräuchen der Schwarzwälder erleben musste, gar nicht poesiereich!
Zweifellos ging es den Schwarzwaldbauern nie um „Poesie", wenn sie ihre Großen
Zehrungen jahrhundertelang in mehr oder weniger gleicher Weise feierten. Der Ablauf dieser
Festmahlzeiten ist in jüngerer Zeit schlichteren, weniger Kosten verursachenden Formen gewichen
. Dennoch gehören die Hochzeitsmahle, Taufessen oder die Mahlzeiten anlässlich der
Meitzen (wie Anm. 3), S. 49f.
Max Braun: Löcher und Döbel um Dreistegen - Wie es früher war im Hexenloch, hg. vom Geschichts- und
Heimatverein e.V., Furtwangen 1979, S. Ulf.
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