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trocknete Trüffeln und Genueser Maronen, weißer Estragonessig, eine extrafeine Sorte
Provencer-Oehl, Salami, Schweizer- und Parmesankäse u.a.m. zum Verkauf angeboten wurden.
Stichprobenartige Konsultationen der im Weimarer Goethe- und Schiller-Archiv aufbewahrten
Haushaltsunterlagen Johann Wolfgang Goethes (1749-1832) haben darüber hinaus ergeben,
dass auch der seit Herbst 1775 hier lebende Dichter zu Orteiiis Kundschaft gehörte.6 Die geschäftlichen
Beziehungen Goethes zu Ortelli erweiterten sich im Lauf der Jahre gleich in mehrfacher
Hinsicht: Nach dem Ableben Stefano Andreas im Jahre 1792 verkaufte seine Witwe das
am Bornberg gelegene Anwesen, um - übrigens mit ausdrücklicher Genehmigung des Herzogs
Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach (1757-1828) - den Familienbetrieb in einem an der
Südseite des Marktes gelegenen Haus fortzusetzen.7 Die neue Lokalität entwickelte sich in der
Folgezeit zu einem beliebten Treffpunkt von Künstlern und Schauspielern, zumal es Stefano
Andreas Witwe Josephe gelang, die örtliche Theaterrestauration zu pachten, sodass schon aufgrund
der Verköstigung der Gäste eine Basis für die Pflege persönlicher Kontakte gelegt war.8
So erwähnt der aus Weimar stammende Schriftsteller Christian August Vulpius (1762-1827),
der Verfasser des bekannten Romans „Rinaldo Rinaldini, der Räuberhauptmann" (1799) und
seit 1806 der Schwager Goethes, Josephe in mehreren seiner Briefe und berichtet am 18.
November 1821 schließlich von ihrem Ableben.9 Am Rande sei bemerkt, dass auch die im
Kontext der soeben erwähnten Pachtvergabe nachweisbaren administrativen Vorgänge einmal
mehr in das unmittelbare Umfeld Goethes, der seit dem Jahr 1791 das Amt des Weimarer
Theaterdirektors innehatte, führen. So ist der umfangreichen Korrespondenz des Dichters mit
dem Weimarer Hofkammerrat Franz Kirms (1750-1826), der unter anderem für die
Verwaltungs- und Finanzgeschäfte des Hoftheaters zuständig war und dem hier somit die
eigentliche geschäftliche Verwaltung oblag,10 zu entnehmen, dass am 18. Oktober 1798 die
Frage der Pacht für die Ausrichtung der Redouten - gemeint sind Maskenbälle im Hoftheater -
mehr oder weniger zugunsten der Witwe Ortelli entschieden wurde: Der mit den Verhandlungen
betraute Beamte wandte sich in schriftlicher Form mit einer „Bitte um Entscheidung auf bey-
kommende Depeschen" an Goethe, die unter anderem auch ein (wohl erst kurz zuvor eingereichtes
) „Pachtangebot J. B. Orteiiis für das Theaterrestaurant" betrafen.11 Obwohl die entsprechende
Offerte Josephe Barbara Orteiiis verhältnismäßig niedrig ausgefallen zu sein scheint,

6 Hierzu siehe die Angaben bei Seifert (wie Anm. 4), S. 303 (mit Hinweis auf den Archivbestand „Rechnungen,
GSA 34/XXVII", der Rückschlüsse auf Käufe von Johannisbeergelee, Gebäck, Seidentüchern, Handschuhen,
Parfüm, Schokolade usw. erlaubt, die sowohl Ortelli als auch die ebenfalls in Weimar ansässige Händlerfamilie
Predari betreffen). Weiter Jochen Klauss: Genie und Geld. Goethes Finanzen, Düsseldorf 2009, bes. S. 150.

7 Seifert (wie Anm. 4), S. 293. Huschke (wie Anm. 4), S. 214, weist im Rahmen seiner Ausführungen zur
Fortsetzung der Geschäftstätigkeit daraufhin, dass man zu jener Zeit von Regierungsseite her von einer guteingerichteten
und mit der nöthigen Bekanntschaft versehenen Handlung sprach. Zur Lage des Marktes siehe
Sucher/Wurlitzer (wie Anm. 5), S. 81. Zu Herzog Carl August siehe etwa Gero von Wilpert: Goethe-Lexikon
(Kröners Taschenausgabe 407), Stuttgart 1998, S. 164f.

8 Zum Folgenden siehe Seifert (wie Anm. 4), S. 294, sowie Huschke (wie Anm. 4), S. 214.

9 Hierzu siehe Seifert (wie Anm. 4), S. 294. Quellen: Christian August Vulpius. Eine Korrespondenz zur
Kulturgeschichte der Goethezeit, Bd. 1: Brieftexte, Bd. 2: Kommentar, hg. von Andreas Meier (Quellen und Forschungen
zur Literatur- und Kulturgeschichte 28/1-2; 262/1-2), Berlin/New York 2003, Bd. 2, Register, S. 660.
Die Nachricht von Josephes Tod findet sich ebd. abgedruckt in einem Brief an den Würzburger Theologen Franz
Oberthür (1745-1831) in Bd. 1, Nr. 595, S. 323f. Zu Vulpius siehe etwa von Wilpert (wie Anm. 7), S. 1133f. Zur
Person des Adressaten siehe etwa Karl Josef Lesch: Artikel „Oberthür, Franz", in: Lexikon für Theologie und
Kirche, Bd. 7, Freiburg u.a.31998, Sp. 960.

10 Zu dieser für das klassische Weimar bedeutenden Persönlichkeit siehe etwa von Wilpert (wie Anm. 7), S. 561 f.
Weiter Siegfried Seifert: Artikel „Kirms-Krackow-Haus", in: Weimar (wie Anm. 4), S. 249f.

11 Zitiert nach einem entsprechenden Briefregest. Gedruckt in: Briefe an Goethe. Gesamtausgabe in Regestform,
Bd. 2: 1796-1798, hg. von Karl-Heinz Hahn, redigiert von Irmtraud Schmid, Weimar 1981, Nr. 1532, S. 418.
Interessanterweise schaltete sich tags darauf der soeben erwähnte Christian August Vulpius in die Diskussion ein.
Hierzu siehe ebd., Nr. 1538, S. 419.

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