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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0097
Nach vierzehnhundert Jahren wird
Zwar mancher von uns fehlen;
Doch soll man dann Karl Friedrichs Glück
Und Güte noch erzählen.31

Mitte Februar hielt Goethe sich zwar im nahe gelegenen Jena (südöstlich von Weimar) auf,
wo er zusammen mit Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach und Herzog Carl
Eugen von Württemberg (1728-1793) nachweisbar ist,32 doch sind für den 18., 19. und 21.
Februar bereits wieder Sitzungen des sogenannten „Geheimen Consiliums" (der bereits 1756
eingesetzten obersten Regierungsbehörde für Sachsen-Weimar-Eisenach) dokumentiert, die
den Dichter in der Gesellschaft Carl Augusts und weiterer Persönlichkeiten in Weimar bezeu-

33

gen.

Der Handelsreisende Franz Seiinger

Wenden wir uns nun nochmals der historischen Person des Handelsreisenden Seiinger zu, so
erhebt sich zunächst die Frage, wer eigentlich jener Voyageur gewesen sein mag, der 1782/83
die Lande durchstreifte, um im Auftrag einer in der Champagne ansässigen Firma Bestellungen
entgegenzunehmen. Da das Orderbuch den Vornamen des Firmenrepräsentanten verschweigt
, fällt eine sichere Identifizierung schwer. Einiges spricht jedoch dafür, Seiinger mit
einem am 17. April 1820 in Breisach verstorbenen ledigen Handelsmann namens Franz Seelinger
gleichzusetzen, der gemäß amtlichem Sterbeeintrag im sogenannten „Totenbuch" des städtischen
Pfarramtes von Merdingen gebürtig war und im Alter von 64 Jahren das Zeitliche segnete
, genauer: 1755 geboren worden war und - falls unsere Vermutungen zutreffend wären - im
Alter von 27 Jahren als Handelsreisender seinen Geschäften nachging.34 Aus dieser Annahme

31 Zitiert nach Johann Wolfgang Goethe: Gedichte, hg. von Karl Eibl (Johann Wolfgang Goethe. Sämtliche
Werke. Briefe, Tagebücher und Gespräche. Abt. I. Sämtliche Werke 1; Bibliothek deutscher Klassiker 18),
Frankfurt 1987, S. 262f. Hierzu siehe auch ebd., S. 990 (Kommentar [mit abweichender Angabe des Geburtsdatums
des Erbprinzen!]). Gemäß ebd. wurde das Gedicht zwei Wochen später anlässlich einer Redoute zur selben
Stunde gesungen, anschließend erschien es unter dem Titel Feier der Geburtsstunde des Erbprinzen Karl Friedrich
von Sachsen-Weimar ... in Form eines Einzeldrucks.

32 Zu diesem Aufenthalt siehe Unterberger (wie Anm. 28), S. 93, sowie Robert Steiger: Goethes Leben von Tag
zu Tag. Eine dokumentarische Chronik, Bd. 2: 1776-1788, Zürich/München 1983, S. 399. Der Vollständigkeit halber
sei bemerkt, dass uns in der Person Carl Eugens von Württemberg jener Herzog begegnet, der für Friedrich
Schillers Leben und Werk entscheidende Bedeutung hatte. Literatur: von Wilpert (wie Anm. 7), S. 166. Weiter
Walter Hinderer: Artikel „Schiller, (Johann Christoph) Friedrich", in: Literatur Lexikon. Autoren und Werke
deutscher Sprache, Bd. 10, Gütersloh/München 1991, S. 229-241, hier S. 229f. Zu Goethes ,Alltag' liegt uns seit
einigen Jahren eine vorbildliche Studie vor, die in exemplarischer Form die Vorgänge des 12. April 1813 analysiert
: Erich Trunz: Ein Tag aus Goethes Leben, in: Ders. (wie Anm. 29), S. 7-41.

33 Hierzu siehe Steiger (wie Anm. 32), S. 399f. Zum „Geheimen Consilium" (auch als „Geheimes Conseil"
bezeichnet), dem Goethe seit 1776 als Mitglied (als Geheimer Legationsrat mit Sitz und Stimme) angehörte, siehe
neuerdings Klauss (wie Anm. 6), S. 34, sowie von Wilpert (wie Anm. 7), S. 362. Weiter Conrady (wie Anm.
13), S. 240.

34 Hier wie im Folgenden wird implizit wiederholt auf genealogisch-familiengeschichtliche Erkenntnisse Hermann
Brommers zurückgegriffen. Die mitgeteilten Resultate ergeben sich aus Fotokopien handschriftlicher Unterlagen,
die mir Prof. Brommer bereits vor längerer Zeit zur Verfügung gestellt hat. Das reichhaltige, bis heute leider nicht
vollständig ausgewertete Material beruht größtenteils auf persönlichen Einsichtnahmen in Quellenzeugnisse
unterschiedlichster Art und entstand im Vorfeld der mehrteiligen Studie, die sich mit Leben und Werk des Barockbildhauers
Johann Baptist Sellinger auseinandersetzte (siehe Anm. 1). Die soeben mitgeteilten Quellenzitate basieren
hingegen auf einer Autopsie der Archivalie: Breisach, Pfarramt, Totenbuch, 1811-1838, S. 130. Der
Sterbeeintrag wurde übrigens vom Breisacher Pfarrer Pantaleon Rosmann am 19. April 1820, dem Tag der
Beerdigung Franz Seiingers (wohl auf dem sogenannen „Alten Friedhof/Städtischen Friedhof bei der heute noch
existierenden St. Josephskirche am Fuß des Breisacher Münsterbergs), vorgenommen. Der Geistliche führt als

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