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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0105
Ausblick

Spätestens nach Franz Seiingers Tod im Frühjahr 1820 scheint das 1782/83 angelegte Orderbuch
des ehemaligen Handelsreisenden in die Hände der überlebenden Verwandten gelangt zu sein.55
Soweit sich die Spuren verfolgen lassen, könnte Johann Seiinger, der bereits am 24. Mai 1796
erwähnte Bruder von Franz und Johann Georg Seiinger, das Notizbuch längere Zeit besessen
haben, lassen sich doch zahlreiche handschriftliche Einträge aus späterer Zeit jeweils Personen
zuordnen, die der direkten Nachkommenschaft Johanns angehören.56 An ,materiellem' Vermögen
hinterließ Franz Seiinger insgesamt rund 2.795 Gulden, die 1821 unter anderem in den Besitz der
drei Söhne des bereits verstorbenen Bruders Johann Georg übergingen.57 Mit den bewegten
Lebensläufen des Bildhauers Johann Baptist Sellinger58 und des Franz Seiinger vergleichbar, wird
man zumindest einem der drei Neffen des mutmaßlichen Handelsreisenden der Jahre 1782/83 eine
gewisse Mobilität nicht absprechen dürfen, ist doch Franz Seiinger, der Namensvetter des
Voyageurs, 1825 im nordböhmischen Raudnitz an der Elbe (tschech. Roudnice nad Labern),
1826/1827 dann in Dauba (tschech. Dubä, nordöstlich von Raudnitz), 1828 dann wieder in
Raudnitz nachweisbar,59 wo er sich verheiratete und als Hutmacher niederließ.60 Aber das ist eine
andere Geschichte ...

Johann Georg Seiinger, der jüngste Bruder des Verstorbenen, hatte bereits 1807, also rund ein Jahrzehnt nach der
Übernahme der „Sonne", das Zeitliche gesegnet. Er hinterließ drei minderjährige Söhne: Franz, Johann Georg
(junior) und Friedrich Seiinger, die unter der Pflegschaft (Vormundschaft) von Franz Anton Binz (1784-1863),
einem Sohn der Sonnenwirtstochter Katharina Seiinger (Ehefrau des Anton Binz), standen. Die drei Brüder
waren, wie die erhaltenen Nachlassakten zu erkennen geben, die Miterben des Franz Seiinger, Bärmann (wie
Anm. 1), S. 61.

Namentlich Stephan Seiinger (1798-1858), ein Sohn Johanns, der von 1824-1837 Einträge vornahm und seine
Notizen mit dem Titel Hausbuch für Stephan Seiinger versah, sodann dessen gleichnamiger Enkel (1851-1930),
der als Schmiedemeister für die Jahre 1883/84 peinlich genau Buch führte, zuletzt dessen Ehefrau (seit 1882)
Maria Seiinger geb. Kern (1858-1929), deren Aufzeichnungen die Jahre 1914 bis 1925 betreffen. Übrigens gehörte
das soeben genannte Ehepaar zum Verwandten- und Bekanntenkreis des 1865 in New York geborenen und
1936 in München verstorbenen US-amerikanischen/deutschen Fotokünstlers Frank Eugene (eigentlich: Frank
Eugene Smith). Zu dessen Leben und Werk siehe neuerdings: Frank Eugene. The Dream of Beauty, hg. von
Ulrich Pohlmann, München 1995, darin bes. Ders.: Beauty is Soul. The Life and Work of the Photographer
Frank Eugene Smith/Schönheit ist Seele. Leben und Werk des Photographen Frank Eugene Smith, S. 15-198 und
336-347, hier S. 23f. und 336; Janna Oltmanns: Frank Eugene - Adam und Eva. Eine Fragmentierung des ersten
Menschenpaares, Marburg 2009.

Hierzu siehe bereits oben Anm. 55. Der Wert des Nachlasses war wohl eher bescheiden: Gemäß Haselier (wie
Anm. 45), S. 269f., wurden im Herbst 1821, also nicht lange nach dem Ableben Franz Seiingers, im Vorfeld einer
Wahl drei Wahlklassen gebildet, die von den Höchstbesteuerten (Wahlklasse I) mit 8.000-16.000 Gulden über die
,Mittleren' (Wahlklasse II) mit 4.000-8.000 Gulden bis zu den Niedrigstbesteuerten (Wahlklasse III) mit Besitz
unter 4.000 Gulden reichten. Hätte Franz Seiinger diese erste Breisacher Volkswahl noch erlebt, hätte er als Wähler
der Klasse III sein Votum abgegeben.

Siehe Brommer (1962) (wie Anm. 1), S. 55f., der auf Sellingers „Studienorte" Paris, Amsterdam und Antwerpen hinweist
.

Die Aufenthaltsorte Franz Seiingers ergeben sich aus Post-Quittungen, die sich heute im Besitz von Edmund
Ehret (Merdingen) befinden. Zu den Schreibformen der Stadtnamen siehe etwa: Sudetendeutsches Ortsnamenverzeichnis
. Amtliches Gemeinde- und Ortsnamenverzeichnis der nach dem Münchener Abkommen vom 29.
September 1938 (Grenzfestlegung vom 20. November 1938) zum Deutschen Reich gekommenen Sudetendeutschen
Gebiete, bearb. vom Sudetendeutschen Archiv und Institut für Landeskunde mit Unterstützung des Colle-
gium Carolinum, hg. vom Institut für Landeskunde in der Bundesanstalt für Landeskunde und Raumforschung,
München 21987, S. 135 und 240. Zur Geschichte dieser beiden Bezirksstädte siehe etwa Rudolf Hemmerle:
Sudetenland. Wegweiser durch ein unvergessenes Land, mit Federzeichnungen von Johannes Hinz (Wegweiser
durch unvergessenes Land 4), Würzburg 1993, S. 86f. und 330f. Was Franz Seiingers Aufenthaltsort im Jahr 1825
betrifft, besteht eine gewisse Unsicherheit, zumal die entsprechende Post-Quittung Redwitz nennt, was auf die
oberfränkische Gemeinde Redwitz an der Rodach (Landkreis Lichtenfels, südöstlich von Coburg) bezogen werden
könnte. Ich habe jedoch eher den Eindruck, dass hier eine Verschreibung von Raudnitz vorliegt. Oder sollte
damit etwa die tschechische Stadt Radnice (dt. Radnitz, nordöstlich von Pilsen) gemeint sein?
Aus einer im Nachlass des Merdinger Altbürgermeisters Alfred Bärmann aufgefundenen Kaufurkunde, die sich

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