Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0149
die Babelsberge gerufen werden, wenn es auch kein Echo bei dem Sande gibt), jene eigenartige
Maschinerie von Meinungserzeugung und Ausverkauf, die wohl nicht näher beschrieben zu
werden verdient. Es gibt da und dort noch Reste von Parlamentarismus, so wie es noch im
Frühling Schneereste gibt, und einige haben Heimstatt und Pflege in den dramaturgischen
Büros und den Vorstandsräumen (oder gar in den Gemächern des Aufsichtsrates der Ufa?)
gefunden, wo sie mit Hingabe und Liebe gehegt und gepflegt werden. Und zwar derartig, daß
sie sich, ein politisches Wunder, bis zum heutigen Tage erhalten haben."31

Während im Sommer 1939 die deutsche Regierungsspitze mit aller Macht auf den Zweiten
Weltkrieg zusteuert, lässt Toni Weber, der nie Mitglied der „NSDAP" geworden ist, ein Urwalddorf
in der Lüneburger Heide für „Kongo-Expreß" entstehen.32 Hauptdarsteller Rene Deltgen
(1909-1979), mit dem Weber bereits zu Beginn seiner Kinolaufbahn bei „Das Mädchen
Johanna" (1935), „Savoy-Hotel 217" (1936), „Unter heißem Himmel" (1936) sowie im Jahr zuvor
auch beim Vorgängerfilm „Kautschuk" (1938) zusammengearbeitet hat, ist im Frühjahr
gerade zum „Staatsschauspieler" ernannt worden. Als dann im Mai 1940 die Wehrmacht während
des „Westfeldzugs" das kleine Luxemburg überfällt, präsentiert die deutsche Propaganda
Rene Deltgen als den erfolgreichen Typ eines im Reich anerkannten Luxemburgers. Doch die
Plakate, auf denen er Luxemburger Jugendliche zum Beitritt in die „Hitlerjugend" aufruft, verärgern
nur die Bevölkerung und lassen ihren bisherigen Stolz auf den bekanntesten Schauspieler
ihres Landes bald verschwinden. Auch nach dem Krieg werden ihm viele Landsleute
seine Kollaboration mit den Nazis nicht verzeihen.

Mitmarschieren, anpassen, aufpassen, sich opfern

Der Grafiker Karl Diebitsch wird 1937 zum Mitglied des „Reichskultursenats" berufen, 1939
erhält er den Ehrentitel „Professor" und 1942 ernennt ihn Heinrich Himmler, inzwischen
zusätzlich „Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums", zum „Ressortchef für
künstlerische und architektonische Fragen".

Hans Retzlaff widmet sich ab Anfang der 1940er-Jahre als Fortsetzung seiner Land- und
Bodenthematik nun dem „Reichsarbeitsdienst" (RAD), veröffentlicht dazu mehrteilige Postkarten
-Serien33 und einen Bildband34. Solche Aufnahmen von ihm werden auch in dem Buch
„Das Land in den Bergen. Vom Wehrbauer - zum Gebirgsjäger"35 abgedruckt und erscheinen
zudem in verschiedenen Zeitschriften, so etwa seine Bildreportage über die „Arbeitsmaiden" in
„Neue Moden" (Berlin und Leipzig).

Klaus Detlef Sierck (1925-1944), der Sohn von Detlef Sierck aus erster Ehe, hat bereits 1934
als 9-Jähriger begonnen, in Filmen mitzuwirken. Größere Rollen erhält er, der im Land bleiben
will, später von den beiden regimetreuen Regisseuren Karl Ritter (1988-1977) in „Kadetten"
(1939/40) und Veit Harlan (1899-1964) in „Der große König" (1941/42). Doch damit endet
bereits seine Filmkarriere. 1942 nimmt er ein Engagement am Theater im oberschlesischen
Kattowitz an, wird jedoch kurz darauf eingezogen. Als Mitglied der Infanteriedivision
„Großdeutschland" kämpft er bis zum Frühjahr 1944 an der Ostfront, wo er, gerade einmal 19
Jahre alt, bei Gefechten in der Ukraine ums Leben kommt.36

31 Ewald von Demandowsky, „Reichsfilmdramaturg" und „SS"-Mitglied, in einer ausführlichen Kritik an der „Ufa",
Völkischer Beobachter vom 10. März 1937.

32 Hans-Jürgen Tast: „Kongo-Expreß" und Urwalddorf „Mondombe" in der Heide. Ein „Ufa"-Filmteam drehte August
1939 im Landkreis Celle, in: Celler Chronik 16, hg. vom Museumsverein Celle, Celle 2009, S. 143-154.

33 „Reicharbeitsdienst für die weibliche Jugend", hg. vom Verlag E. A. Seemann, Leipzig o.J.

34 Hans Retzlaff: Arbeitsmaiden am Werk, Leipzig 1940.

35 Simon Moser/Simon Wenter: Das Land in den Bergen. Vom Wehrbauer - zum Gebirgsjäger, Innsbruck 1942.

36 Siehe www.filmportal.de und www.imdb.com (20.06.2011).

149


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0149