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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0174
Beschämend zurückhaltend gedenkt man in Freiburg des Terrorangriffs vom 27. November
1944. Er hat mindestens 2.797 Personen das Leben gekostet, unter ihnen Kriegsgefangene und
Zwangsarbeiter, diese zumal aus Osteuropa;49 die Bomben haben die Altstadt und Teile der übrigen
Stadt in Schutt und Asche verwandelt.50 Die meisten Opfer des Luftangriffs, 1.664
Menschen, wurden in einem Massengrab auf dem Hauptfriedhof beigesetzt. Betritt man ihn
durch den Haupteingang, der wie ein Triumphbogen gestaltet ist, geht man auf eine große
Grünfläche zu; sie wird von Steinplatten gesäumt, auf denen man bei genauem Hinschauen die
Namen der Toten sieht (Abb. 6).51 Neben der Einsegnungshalle erinnert zudem ein Kreuz mit
einer Figur ,Die Trauernde' von Richard Engelmann (1868-1966) an die Freiburger, die während
des Zweiten Weltkrieges eines gewaltsamen Todes gestorben sind; zu ihnen gehören 21
Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren und 36 weitere Personen, die ein irrtümlicher Angriff
der deutschen Luftwaffe am 10. Mai 1940 dahingerafft hat (Abb. 7).52

Ein hörbares Zeichen der Erinnerung ergeht an jedem 27. November. Zur Zeit des verheerenden
Angriffs, von 19.58 bis 20.18 Uhr, läutet die ,Hosanna\ Fünfzig Jahre nach der Katastrophe
wurde in den Eingangsbereich des Münsters, das wie durch ein Wunder nur wenig beschädigt
wurde,53 ein Stein eingesetzt;54 auf ihm verbinden knappe Worte das Unheil mit der Gegenwart
und mit bleibenden Aufgaben; durch andere Schrift ist das Wort des Propheten Jeremia hervorgehoben
: „Am 27. November 1944 zerstörte ein Luftangriff große Teile dieser Stadt. Inmitten
von Tod und Verwüstung überdauerte das Münster. Ich will Euch Zukunft und Hoffnung geben
(Jer 29,11). Gemeinderat und Bürgerschaft in Freiburg gedenken der Opfer von Krieg und
Gewalt in aller Welt. Sie rufen uns zum Frieden. 1994."

Einzelne Institutionen und Firmen gehen über das summarische Gedenken hinaus. Eine rote
Sandsteinplatte am ehemaligen Gebäude der Hauptpost erinnert in schöner Schrift an das
Franziskanerinnenkloster St. Klara, das dort 1275-1675 stand, an die Stadtbefestigung, der es
weichen musste, an das 1878 errichtete Post- und Fernmeldeamt, das 1961 durch den Neubau
ersetzt wurde. Zwischen 1878 und 1961 wird ein Ereignis genannt, der Angriff des Jahres 1944,
bei dem das Postamt 99 namentlich aufgeführte Angehörige verlor. An unübersehbarer Stelle,
im Treppenhaus, gedenkt auch der Herder-Verlag seiner im Ersten Weltkrieg gefallenen Angehörigen
.55

Nachkriegszeit

In den ersten Nachkriegsjahren haben Staaten, wohltätige Organisationen und religiöse
Gemeinschaften im Ausland den Deutschen das Uberleben erleichtert und unterernährte Kinder
vor bleibenden gesundheitlichen Schäden bewahrt. Stellvertretend für Millionen von Helfern
seien die Quäker und die Schweiz genannt. Jene werden mit einer Straße in der Wiehre geehrt.
Unweit davon stattet am Alten Wiehre-Bahnhof ein Denkmal „Dank den Schweizern" ab (Abb.
8). Auf der Rückseite liest man: „Ich bin nur ein Stein, doch lasst es mich sprechen: Den Streit
ließ man sein, half Kriegsnot hier brechen. Schweizer Bürger errichteten 1946 hier eine Kinder-

Zu diesen vgl. Scherb (wie Anm. 26), S. 230-235 mit Abb. 147-150.

Vgl. Gerd R. Ueberschär: Freiburg im Luftkrieg 1939-1945. Mit einer Photodokumentation zur Zerstörung der
Altstadt am 27. November 1944 von Hans Schadek, Freiburg/Würzburg 1990. Dem Werk ist folgende Widmung
vorangestellt: „Den Ziviltoten, Gefallenen und Vermißten des Zweiten Weltkrieges in Freiburg." Haumann/
Rübsam/Schnabel (wie Anm. 45), S. 358-362 mit Abb. 67-69 (Aufnahmen der zerstörten Stadt).
Vgl. Scherb (wie Anm. 26), S. 197-201 mit Abb. 118-123 sowie S. 203 mit Abb. 126f. („Die Trauernde").
Vgl. ebd., S. 212 mit Abb. 132 (Gedenkstein auf dem Hildaspielplatz); Ueberschär (wie Anm. 50), S. 88-90 mit Abb.
Vgl. Das Freiburger Münster und der 27. November 1944, hg. von Franz Götz unter Mitarbeit von Bernhard
Adler und Irmtraut Götz (Stadt und Geschichte. Neue Reihe des Stadtarchivs Freiburg i.Br. 6), Freiburg 1984.
Vgl. Böhme (wie Anm. 43), Abb. XV und S. 79; Scherb (wie Anm. 26), S. 211.
Vgl. Scherb (wie Anm. 26), S. 104 mit Abb. 70.

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