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Casimir Bumiller: Ursula von Rosenfeld und die Tragödie des Hauses Baden, Casimir Katz Verlag,
Gernsbach 2010, 160 S., S/W-Abb.
Ursula wer? Ursula von Rosenfeld (ca. 1499-1538) war Hoffräulein von Elisabeth von Brandenburg-
Ansbach, der ersten Gemahlin Markgraf Emsts von Baden, wurde nach deren Tod 1518 zu Emsts zweiter
Frau und aufgrund der überraschenden Sukzession des gemeinsamen Sohnes Karl zur Stamm-Mutter des
Hauses Baden-Durlach. Otto Konrad Roller hat sich im 33. Jahreslauf dieser Zeitschrift mit ihrer Herkunft
befasst. Nun widmet ihr Casimir Bumiller eine eigene Monographie, obwohl von ihrem Leben, außer
einem überaus prächtigen Doppelgrabmal in der Pforzheimer Stiftskirche, nur wenige Zeugnisse überdauert
haben. Bumiller begegnet diesem Dilemma, indem er das allgemeingesellschaftliche und persönliche
Umfeld mit in die Betrachtung einbezieht, und kann auch mit einer Reihe neuer Quellenfunde aus den
Archiven von Basel, Berlin, Karlsruhe und Stuttgart aufwarten.
Das Buch setzt mit der Herkunft Ursulas aus dem bürgerlichen Aufsteiger-Geschlecht der Stoll in
Rosenfeld ein, das sich seit etwa 1300 nach dem Städtchen auf der Zollernalb zubenannte (S. 10). Dann
richtet es den Blick auf das Haus Baden, für das die Jahre um 1500 eine Krisenzeit bedeuteten, und auf die
erste Heirat des eigentlich für den geistlichen Stand vorgesehenen Markgrafen Emst mit Elisabeth von
Brandenburg im Jahr 1510. Größere Aufmerksamkeit erfährt die Frage nach der Wahl der Residenz des jungen
Fürstenpaares: Ein Quellenfund aus Berlin legt nahe, dass es zunächst bei Elisabeths gleichnamiger
Tante in Nürtingen logierte (S. 35). Das hat Konsequenzen für den Breisgau, denn die Forschung ging bislang
davon aus, dass Emst seit 1515, als er in die „obere Herrschaft" übersiedelte, in Sulzburg residiert
habe. Nach Bumillers Einschätzung war Sulzburg zunächst mehr „Absteigequartier" als „Zentrum und
Fürstenresidenz" (S. 51). Das änderte sich erst mit dem Schlossbau in den Jahren 1527-1535 (S. 78), den
Jahren der zweiten Ehe mit Ursula. Ergänzen ließe sich hier noch der von Hans Schadek (Schau-ins-Land
117 [1998], S. 229) gegebene Hinweis auf Pläne des Markgrafen, 1529 ein Haus in Freiburg zu erwerben
(GLA, 79 P 12 Nr. 1, fol. 152r). Für die erklärungsbedürftige, unstandesgemäße zweite Heirat des
Markgrafen will Bumiller die Möglichkeit einer „Liebesheirat" nicht ausschließen (S. 70-73). Zugleich
wird die Beziehung mit der überraschenden Feststellung, dass Emsts 1513/14 geborene Tochter Margaretha
noch ein legitimes Kind aus erster Ehe gewesen sei, „entskandalisiert". Zu der Annahme einer vor- bzw.
außerehelichen Beziehung des Markgrafen zu dem Hoffräulein bestehe demnach kein Anlass (S. 55-58).
Während man über Ursulas Wittum aus einem Urkundenkonzept von 1520 informiert ist, steht nicht einmal
das exakte Hochzeitsjahr fest. Auch über das Wirken Ursulas als Markgräfin schweigen die Quellen
weitgehend; das entsprechende, mit „Eine Spurensuche" überschriebene Kapitel bleibt dem Konjunktiv
verpflichtet. Doch immerhin kann Bumiller eine persönliche Handschrift der Markgräfin bei der Ämtervergabe
feststellen.
Die „Tragödie des Hauses Baden", auf die der Titel des Buchs etwas reißerisch anspielt, geht auf ein
Wort Hansmartin Schwarzmaiers zurück und bezieht sich auf die Erbauseinandersetzung im Haus Baden
mit der Entmachtung Markgraf Christophs durch seine Söhne und der damit einhergehenden, das Gesamthaus
schwächenden Linienteilung. Bumiller nimmt das ganz wörtlich, sieht hier die „großen Gefühle",
„Komplexe von Schuld und Leid, Vergeltung und Reue" im Spiel (S. 115f.) und stellt dem eine „gewisse
Bodenständigkeit" in der Linie Baden-Durlach gegenüber, die „nicht zuletzt auf Emsts Ehe mit der standesungleichen
Gattin Ursula von Rosenfeld zurückzuführen" sei (S. 124). Dieses Lob der schwäbischen
Hausfrau erscheint dann doch überzogen. Doch der Bedeutung des Buchs tut das keinen Abbruch. Casimir
Bumillers Biografie Ursulas von Rosenfeld schließt mit einer sehr umsichtigen Auswertung der vorhandenen
Quellen eine Lücke in der badischen Geschichte. Sie ist anschaulich und gut lesbar geschrieben und
hält zugleich wichtiges Material für weitere Forschungen bereit, etwa mit Vorarbeiten für „ein künftiges
Itinerar Markgraf Emsts" in den Jahren 1518-1526 (in Anm. 192). Der Kasimir Katz Verlag hat ihr überdies
ein sehr ansprechendes Äußeres verliehen. Clemens Joos
Gilles Buscot: Pouvoirs et fetes princieres ä Fribourg-en-Brisgau (1677-1814) (Collection contacts, Serie
III, Etudes et documents 70), Verlag Peter Lang, Bern u.a. 2010, XXI und 437 S., S/W-Abb., Karte und
Textdokumente.
In seiner Dissertation (Paris, 1995) untersucht der Autor, wie Rat und Landstände, Universität und Klerus,
Zünfte und Gesamtbevölkerung den Einzug ,Großer' gestaltet haben. Freiburg eignete sich für eine solche
Studie, weil die Stadt in der betrachteten Zeit mehrfach die Herrschaft gewechselt hat, und weil reiche
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