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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2011/0207
weise etwas ausführlicher geraten ist - besteht der Hauptteil aus der Dokumentation der vorhandenen
Grabsteine, deren Inschriften auf Vorder- und Rückseite buchstabengetreu verzeichnet und - sofern in bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts vorherrschender hebräischer Schrift - auch für die des Hebräischen Unkundigen
übersetzt werden. Im Namenregister werden nicht nur die vorhandenen Grabsteine, sondern auch die
mittels weiterer Quellenbestände wie dem jüdischen Bürgerbuch der Gemeinde Kuppenheim, dem
Begräbnisbuch für den jüdischen Friedhof und den Personenstandsakten im Generallandesarchiv Karlsruhe
ermittelten Toten nach Familienname, Vorname, Eltern, Ehepartner, Geburts- und Todestag, Ortsname
, Beruf, Symbol auf dem Stein und Grabnummer aufgelistet. Zahlreiche Ablichtungen der Grabsteine
lassen ein vielfältiges Bild jüdischer Sepulkralkultur sichtbar werden. Ein beigegebener, großformatiger
Lageplan verzeichnet jeden einzelnen Stein mit der im Text nachzuvollziehenden Grabnummer.

Diese Publikation konnte auf einer bereits seit 1999 vorliegenden Beschreibung der jüdischen Gemeinde
in Kuppenheim vom selben Verfasser (Linder) aufbauen. Früheste belegbare Beisetzungen können für
das ausgehende 17. Jahrhundert verzeichnet werden. Den Juden mit ihren von den christlichen Begräbnisvorschriften
abweichenden Bestimmungen und Ritualen waren in den Zeiten vor der Judenemanzipation
von den Landes- oder Stadtherren zumeist unfruchtbare, weit außerhalb des Weichbildes liegende Schindäcker
zugewiesen worden. Auch im Kuppenheimer Fall zeigt das Gewann „Mergelberg" schon in seinem
sprechenden Namen diese Situation an. Üblich war der Zusammenschluss mehrerer jüdischen Gemeinden
zu einem sogenannten „Verbandsfriedhof', um die Pachtgebühren zu mildern, da der Erwerb von Grundeigentum
den Juden bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts nicht gestattet war. So beerdigten weitere fünfzehn
jüdische Gemeinden rechts und links des Rheines ihre Toten in Kuppenheim, was in den Folgejahren
Erweiterungen des 1877 vom israelitischen Begräbnisverband käuflich erworbenen Geländes bis 1911 zur
Folge hatte. 1941 auf Anordnung des badischen Innenministers geschlossen und der Stadt Kuppenheim
zum Kaufe angeboten, verhinderte die Kriegslage weitere diesbezügliche Aktionen, sodass die rechtliche
Lage bis Kriegsende unverändert und der Friedhof in seinem Bestand erhalten blieb.

Die Assimilierung der Judenschaft in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeitigte auch Auswirkungen
in der Grabgestaltung: Christliche Einflüsse wurden mehr und mehr sichtbar, so in der eigentlich
unüblichen Grabeinfriedung, dem Vordringen der deutschen Sprache auf den Grabsteinen - teilweise in
Reimform auf deren Rückseite - und den Materialien derselben; auch der „Große Krieg" fand seine
Erinnerung in Gestalt von Eisernen Kreuzen, Stahlhelmen etc., die beredt Zeugnis vom Einsätze jüdischer
Frontkämpfer für ihr Vaterland ablegen.

Ausführlich gehen die Verfasser auf die Inschriften, Namen und Symbole ein, die dem Betrachter die
Einordnung und das Verständnis der Grabsteine erleichtern helfen. Die jüdische Symbolik der Levitenkanne
und der segnenden Priesterhände der Kohanim weist auf deren Handlungen in der Synagoge hin und
kennzeichnet ihre Gräber. Des Weiteren finden Krone, Öllampe, Schofar und Herz Verwendung, ebenfalls
tief in der jüdischen Symbolistik verwurzelt. Daneben tauchen im 19. Jahrhundert auch die im Zeichen der
Aufklärung auf christlichen Friedhöfen beliebten Zeichen wie die umgekehrte, erlöschende Fackel, geflügeltes
Stundenglas, abgebrochene Säule oder die Mohnkapsel als Symbol des Schlafes auf, so gleichsam
eine Assimilierung im Tode anstrebend. Der jüdische, zumeist mit den Anfangsbuchstaben TNZBH abgekürzt
auf den Grabsteinen zu findende Schlusssegen „Ihre/Seine Seele sei eingebunden in das Bündel des
Lebens" ist der Wunsch der Verfasser, dem auch wir uns anschließen können. Karlheinz Deisenroth

Die Mooswälder. Natur und Kulturgeschichte der Breisgauer Bucht, hg. im Auftrag des Badischen
Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V. von Helge Körner, Lavori Verlag, Freiburg 2008,
622 S., zahlr. Färb- und S/W-Abb.

Der Band „Die Mooswälder. Natur- und Kulturgeschichte der Breisgauer Bucht" stellt eine umfassende
Betrachtung dieser Landschaft aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln dar. Das Buch wurde 2008 von
Helge Körner im Auftrag des Badischen Landesvereins für Naturkunde und Naturschutz e.V. herausgegeben
und ist mit über 600 Buchseiten außerordentlich umfangreich. Ingesamt 36 Autoren bearbeiten in 32
Aufsätzen alle wichtigen Themen aus der Natur- und Kulturgeschichte der Breisgauer Bucht von der
Geologie über Klima, Fauna, Flora und Hydrologie bis hin zu Archäologie und Geschichte. Die meisten
von ihnen kommen aus der Wissenschaft und aus den mit den Mooswäldern betrauten Ämter der Stadt
Freiburg, des Landratsamtes Emmendingen und den Abteilungen des Regierungspräsidiums.

Dieses Buch folgt zwei weiteren ganz ähnlichen Bänden nach, die den Hotzenwald (2003) und den

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