Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 25
(PDF, 43 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0027
nische ist flächig ein alter Verputz erhalten. Die obere Fensternische scheint neu gemauert zu
sein. Die Geschossdecken zeichnen sich durch mehr oder weniger deutlich restaurierte Absätze
(Rücksprünge) im Mauerwerk und jeweils drei Balkenlöcher ab. Ein einzelnes Balkenloch in
der Westwand des 1. Obergeschosses ist nicht erklärbar; vielleicht handelt es sich um die
Verankerung einer Holztreppe. Eine ausgemauerte Nische neben dem Fenster des 2. Obergeschosses
mag eine Abstellnische (z.B. für ein Licht) oder ein Wandschränkchen darstellen.

Bei dem Mauerrest über dem 2. Obergeschoss könnte es sich vielleicht um die Wand des
Dachgeschosses handeln, falls dieses Stück nicht bei einer Sanierung hochgemauert wurde.

Die Fenster der Nordseite sind offenbar klein gehalten, zumal sie nach Norden weisen und
sich dort zudem jenseits des Halsgrabens eine relativ hochgelegene Fläche befindet, die in militärischem
Sinne als Bedrohung zu werten ist. Mit größeren Fenstern kann wohl an den Längsseiten
der Burg gerechnet werden, und zwar in den oberen Geschossen.

Die stichbogig überwölbten Nischen im Erdgeschoss an der West- und Ostseite dürften
falsch rekonstruiert sein. Es wird sich eher um Schießkammern als um Fenster handeln. Wohnfunktion
und Fenster im Erdgeschoss sind an Burgen eher ungewöhnlich und schmälern zudem
die Verteidigungsfähigkeit. Die Sitzbänke wurden wahrscheinlich den besser erhaltenen
Befunden an anderen Burgen wie auch in Stadthäusern folgend zur Bequemlichkeit der
Wanderer überhaupt erst eingerichtet (Abb. 10 und 11). Auf einem historischen Foto sind jedenfalls
keine Ansätze von Sitzbänken erkennbar; die Mauerecken der Nischen scheinen ohne
Versprung nach unten durchzulaufen.9 Die Fenstergewändeteile am nördlichen Fenster der
Westseite könnten bei der Schutträumung aufgelesen und eingebaut worden sein. Das Gewände
des südlichen Fensters der Westseite ist rezent, ebenso die Gewände der beiden Fenster an der
Ostseite. Der historische Plan von 1904 zeigt in den Öffnungen weder dünne Brüstungsmauern
von Fenstern noch Sitzbänke. Falls dieser Grundriss nicht stark vereinfacht ist, so ist wohl mit
einem Fehlen dieser Elemente zu rechnen; vermutlich wurden nur noch die ausgebrochenen
Nischen vorgefunden (vgl. Abb. 7).

Von der Zwischenwand, die den Südteil der Burg (einen Raum von ca. 11,70 m x 7,40 m)
abtrennt, war ursprünglich weniger vorhanden, wie das historische Foto ausweist. Sie ist 93 bis
98 cm dick. Sie ist meines Erachtens falsch hochgemauert worden und zeigt einen viel zu
hohen, mit Mauerkanten begrenzten Durchgang.

An der Westseite des mittleren Teils der Burg fand man um 1905 eine Zisterne oder einen
Brunnen. Die spärlichen Reste wurden zunächst wieder verfällt und lange als Feuerstelle genutzt
, später abermals aufgegraben; bei den neueren Restaurierungen errichtete man darauf
einen runden Mauerkranz. Schon die Lage des Brunnenschachtes zeigt, dass im Erdgeschoss
im mittleren Teil der Burg wahrscheinlich kein wohnlicher Saal gelegen hat. Der Bereich um
den Brunnen war eher ein Hof, und es grenzten allenfalls niedrigere Wirtschaftsbauten an,
deren Dächer innen an die Längsmauern der Burg angelehnt waren (Abb. 12).

Es ist davon auszugehen, dass die im Erdgeschoss gelegenen Räume der Burg weitgehend
für die Lagerhaltung von Vorräten, Gerätschaften und Waffen und ggf. für handwerkliche Tätigkeiten
dienten. Im eher lichtlosen Erdgeschoss des nördlichen Teils könnte man einen Stall für
einige Pferde (oder einen Lagerraum) vermuten. Ein Pferdestall ist jedenfalls auf der Burg anzunehmen
, da es keine Vorburg gibt und der zugehörige Bauhof etwa 200 bis 250 m entfernt im
Osten lag (der heutige Untere Schönberger Hof befindet sich etwa 300 m in ostsüdöstlicher
Richtung). Der Stall könnte sich auch im Burginneren entlang einer der Längsseiten befunden
haben und in leichterer Bauweise (dünne Mauern, Holz oder Fachwerk) ausgeführt gewesen sein.

9 Bender/Knappe/Wilke (wie Anm. 4), S. 167. Das Bild ist wie erwähnt seitenverkehrt abgedruckt. Rechts sieht
man die östliche Längswand mit zwei Nischen; Bigott/Schomann (wie Anm. 4), S. 103, Abb. 56, zeigt die
Westseite der Burg von außen. Die Öffnungen sind ausgebrochen und ohne Gewände.

25


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0027