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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 33
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als bloße Floskel herabzusetzen, sondern spiegelt eher die tief verwurzelte Frömmigkeit des
Mittelalters wider.6

Dennoch dürften weitere Motive weltlicher Art, vor allem politische und materielle
Vorteilserwägungen, mit Sicherheit hinzugetreten sein, auch wenn sie nicht explizit ausgesprochen
werden. Am Rande wird im Stiftungsbrief von Heimatkindern, die im Lande gehalten
werden sollen, gesprochen,7 was auf weitere Motive, wie die Ausbildung von Beamten und
Personal für den entstehenden Verwaltungsapparat und im weiteren Sinne auf die territoriale
Stabilisierung der vorderösterreichischen Herrschaft Albrechts, hindeutet. Einher geht damit
auch, sich selbst und seiner Familie der Habsburger einen Memorialort und ein Prestigeobjekt
zu schaffen. Mit der jährlichen Verlesung des Stiftungsbriefes, einer 300 Jahre andauernden
Tradition, wurde für sein Seelenheil gebetet und sein Andenken gepflegt. Albrecht schuf sich
damit ein geschicktes Mittel zur zeitüberdauernden Selbstdarstellung und Eigenwerbung.8

Kirchengüter als finanzielle Grundlage der Universität

Der Vorgang der Inkorporation, ursprünglich als Pfründenstiftung direkt für die Lebenshaltung
eines Begünstigten gedacht, war im Laufe der Zeit zu einer rein finanziellen Maßregel geworden
, die auch zugunsten der deutschen Universitäten verwendet wurde.9 So war es für die wirtschaftliche
Ausstattung spätmittelalterlicher Universitäten üblich, sie mit den Einkünften von
Kirchengut aller Art zu versehen.10 Auch das Abtreten einzelner Pfründen zur Versorgung von
Doktoren und Magistern war weit verbreitet und oft direkt mit einem Lehrstuhl verknüpft.11 So
auch in Freiburg: Albrecht VI. sorgte bereits 1456, also noch vor der Ausstellung des Stiftungsbriefes
, für eine finanzielle Grundlage der Universität und wies seiner Stiftung kirchliche
Pfründen vor allem im schwäbischen Raum zu. In der Dotationsurkunde vom 28. August 1456
schenkte ihr Albrecht VI. acht Patronatspfarreien und eine Kaplanei, darunter auch die Münsterpfarrei
in Freiburg.12 Einige Jahre später initiierte Herzog Siegmund (1427-1496)13 einen
zweiten großen Schenkungskomplex. In der Urkunde vom 9. November 1468 vermachte er ihr zusätzlich
sieben Pfarrkirchen und drei Kanonikate.14 Für den Landesherrn war dies ein attraktives

6 Ernst Schubert: Motive und Probleme deutscher Universitätsgründungen des 15. Jahrhunderts, in: Beiträge zu
Problemen deutscher Universitätsgründungen der frühen Neuzeit, hg. von Peter Baumgart und Notker
Hammerstein (Wolfenbütteler Forschungen 4), Nendeln 1978, S. 13-74, hier S. 26.

7 Stiftungsbrief vom 21.9.1457, in: Gerber (wie Anm. 1), Dok. Ah, S. 28f.

8 Dieter Speck: Bilder - Episoden - Glanzlichter (550 Jahre Albert-Ludwigs-Universität Freiburg 1), Freiburg/
München 2007, S. 15f.

9 Ulrich Stutz: Das Münster zu Freiburg i. Br. im Lichte rechtsgeschichtlicher Betrachtung, Rede gehalten am 24.
September 1901 im Kornhaussaal zu Freiburg i. Br. vor der Hauptversammlung der Deutschen Geschichts- und
Altertumsvereine, Tübingen/Leipzig 1901, S. 17f.

10 Ott (wie Anm. 5), S. 9.

11 Schubert (wie Anm. 6), S. 30f.

12 Der Universität sollten die Pfarreien von Freiburg, Ehingen an der Donau, Rottenburg am Neckar, Breisach,
Winterthur, Warthausen, Mettenberg, Ensisheim und der Altar von Essendorf inkorporiert werden. Siehe Dotationsurkunde
vom 28.8.1456, in: Gerber (wie Anm. 1), Dok. Ad, S. 17-19. Die Pfarrei von Villingen wurde 1457
in einer gesonderten Urkunde überschrieben. Siehe ergänzende Dotationsurkunde vom 21.9.1457, in: ebd., Dok.
Ag, S. 26f.

13 Erst 1477 wurde Siegmund von Kaiser Friedrich III. zum Erzherzog erhoben.

14 Dazu zählen die Pfarrkirchen von Essendorf, Jechtingen, Burkheim, Reute, Neuburg an der Donau, Ellwangen,
Assmanshart, ferner die drei Chorherrenpfründen in den Stiftskirchen von Rottenburg am Neckar, Horb und
Rheinfelden. Siehe Dotationsurkunde vom 9.11.1468, ediert bei Clemens Bauer: Die wirtschaftliche Ausstattung
der Freiburger Universität in ihrer Gründungsperiode, in: Aufsätze zur Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte
, hg. von Clemens Bauer (Beiträge zur Freiburger Wissenschafts- und Universitätsgeschichte 22),
Freiburg 1960, S. 9-64, hier Nr. 5, S. 45-47.

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