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nach Freiburg aufrecht.40 Auch auf Nikolaus Locherer sei hingewiesen, der mehrfach Rektor der
Universität und Kaplan am Münster war. 1493 richtete er eine der reichsten Stiftungen auf dem
Sebastiansaltar ein, aus der die Locherer-Kapelle im Chor hervorging.41 Er ist eines der hervorragenden
Beispiele für Universitätsmitglieder, die sich auch in der Ausstattung des Münsters
aktiv einbrachten.
Die Universitätskapelle als Zeichen für institutionelle Stiftungstätigkeit
Die Universitätskapelle gilt als das Paradebeispiel für die enge Verbindung zwischen Münster
und Universität (Abb. 1). Im Gegensatz zu privaten Stiftungen von Einzelpersonen tritt hier die
Körperschaft „Universität" als Stifterin auf. Ersichtlich wird die Motivation für die Einrichtung
einer eigenen Kapelle an den Umständen des Chorbaus im Münster. Nach dem vollendeten
Ausbau des Münsters zu Beginn des 14. Jahrhunderts sollte nun auch der Chor im spätgotischen
Stil an die neuen Dimensionen angepasst werden. Wegen finanzieller Engpässe geriet der Bau
jedoch schnell ins Stocken. Es wird auch von Kämpfen der städtischen Zünfte gegen den Adel
und das Patriziat und von Querelen mit den Münsterbaumeistern berichtet, die den Fortgang des
Münsterbaus lähmten. Nachdem Johannes Kerer in seiner Stellung als Münsterpfarrer zwischen
1475 und 1478 in Rom drei päpstliche Ablässe für den Münsterbau erwirkt hatte, führte man den
Bau des Münsterchores fort.42 Auf der Suche nach Investoren wurden Bauplätze im Chorraum
vergeben. Adlige und bürgerliche Kreise stifteten neue Altarpfründen im Kranz des neuen Chors
und wetteiferten regelrecht um die Errichtung der schönsten Kapelle. Nachdem bereits Konrad
Stürzel von Buchheim, der kaiserliche Hofkanzler Maximilians L, eine Kapelle gestiftet hatte,
die 1505 eingeweiht wurde und der eine gewisse Vorreiterrolle zugeschrieben wird,43 äußerte
1505 auch die Universität das Interesse an einer eigenen Kapelle. Diese sollte als Grablege für
Doktoren, Magister und verdiente Persönlichkeiten der Universität dienen. Allerdings ist bereits
aus einem früheren Senatsprotokoll vom 23. April 1504 die Diskussion um eine Grabstätte für
Professoren und bedeutende Personen im Münster bekannt, ohne dass dieser Plan mit der
Absicht, eine Kapelle einzurichten, verbunden war.
Im September 1505 nahm die Universität Verhandlungen mit dem Stadtrat auf, die sich
jedoch einige Zeit hinzogen. Da die Stadt bestimmte, wer im Münster beigesetzt wurde, muss-
ten die Befugnisse der Universität neu geklärt werden. Am 28. November 1505 beschloss die
Universität den Kapellenbau und die Errichtung von Grabstätten. Diese Absichtserklärung
wurde am folgenden Tag von der Stadt zur Kenntnis genommen und die Erlaubnis, Universitätsangehörige
innerhalb und im Gang vor der Kapelle zu begraben, erteilt.44 Darin erklären
Rektor und Regenten in ihrer Stellung als Patrone und Lehnsherren der Freiburger Pfarrkirche
, dass sie zu Ehren Gottes und der Jungfrau Maria und zur Förderung des Baus der
Pfarrkirche beabsichtigen, eine Kapelle im neuen Chor des Münsters zu bauen.45 Enthalten ist
auch ein Versprechen gegenüber dem Bürgermeister, dem Rat und den Münsterpflegern, die aufgeführten
Vereinbarungen einzuhalten, womit das städtische Recht ausdrücklich anerkannt wird.46
40 Ebd., S. 52ff.
41 Allgeier (wie Anm. 23), S. 12; Ott (Anm. 27), S. 56.
42 Josef Rest: Die Universitätskapelle im Freiburger Münster. Bauarbeiten am Münsterchor im 14. und 15. Jahrhundert
, in: Bauer (wie Anm. 14), S. 113-168, hier S. 113f.
43 Ebd., S. 117; Ott (wie Anm. 27), S. 54.
44 UAF, A1/424, ediert bei Rest (wie Anm. 42), Anlage 1 und 2, S. 161-163.
45 Nachdem wir als Patronen und Lehenherren der pfarrkilchen daselbs zuo Friburg Dem allmechtigen Gott, der
Hochgelopten Junckfrowen Marien, allen gots heiigen zuo lob und zuo trost allen christglöubigen seelen, Ouch
umb uffnemung und merung willen des Buws gemelterpfarrkilchen ein Capellen in dem nüwen chor [...]für unns
und unnser nachkomen ze buwen fürgenomen, Rest (wie Anm. 42), Anlage 1, S. 161.
46 Ebd., S. 118; Stutz (wie Anm. 9), S. 20.
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