Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 40
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Verständnis und die Selbstpräsentation der Universität, was besonderen Aussagewert für die
Identität der Universität hat. Zu erwähnen ist der Oberried-Altar mit seinen Flügeln von Hans
Holbein d. J. im Auftrag des Basler Ratsherrn Hans Oberried d. Ä., der zu den bedeutendsten
Werken der Malerei im Freiburger Münster zählt und der seit 1554 in der Universitätskapelle
steht. In den Schlusssteinen, Fensterbildern und im Altarbild tauchen mehrfach der lehrende
Christus im Tempel, die Patrone der vier Fakultäten und der heilige Hieronymus, Schutzpatron
der Gesamtuniversität, auf. Sie verdeutlichen den direkten Bezug zur Lehrtätigkeit der Universität
und das explizit universitäre Selbstverständnis. Die Glasgemälde mit den Abbildungen
des Stifters Albrecht VI. und des Hieronymus stammen erst aus dem 19. Jahrhundert. Die noch
heute vorhandenen neun Epitaphien zeichnen allesamt Persönlichkeiten im Amt eines Professors
, Dekans oder Rektors und zum Teil private Studienstifter aus. Bis 1793 waren weitere
acht Epitaphien angebracht, die jedoch im Zuge der Säkularisation verloren gingen.50 Zwischen
1535 und 1781 wurden nachweislich 30 Bestattungen durchgeführt. Allerdings ist von wesentlich
mehr Begräbnissen auszugehen, in Anbetracht der Regelung, dass die acht vorhandenen
Tumben jeweils acht Jahre nach der letzten Bestattung geöffnet und neu belegt werden durften.
Insbesondere Professoren der Rechtswissenschaft fanden hier ihre letzte Ruhestätte.51

Es stellt sich die Frage, wie der Bau bzw. der Nutzwert der Universitätskapelle im Verhältnis
zwischen Universität und Münster zu werten ist. Die Stiftung der Kapelle belegt die besondere
Verbindung zum Münster. Allerdings spricht es nicht unbedingt auch für eine außergewöhnlich
starke kirchliche Bindung im ideellen, sakralen Sinne. Die beschriebenen Umstände des Kapellenbaus
stellen die Intention, eine Grablege einzurichten, als Hauptzweck heraus. Damit
würde das Motiv, einen Gedenkort für die dort beigesetzten Angehörigen der Universität zu
schaffen, in den Vordergrund rücken. Im weiteren Sinne könnte man darin auch einen Memorialort
für die Universität an sich vermuten. Letzteres wird durch die überaus prachtvolle Inszenierung
und offenkundige Selbstpräsentation untermauert, die Ausdruck für das entstehende
Selbstbewusstsein der Universität ist. Auch das offensichtliche Gleichziehen mit herausgehobenen
Personen Freiburgs spricht dafür, dass die Universität den privaten Stiftungen nicht nachstehen
wollte und einen Platz in dem exklusiven Stifterkreis innerhalb der städtischen Gesellschaft
, die sich im Chor einen Platz reservierten, mit deutlicher Bestimmtheit beanspruchte.
Weltliche Interessen sind daher unzweifelhaft zu den religiösen Motiven, wie sie im Vertrag von
der Universität genannt werden, hinzugetreten.

Als Zwischenfazit lässt sich festhalten, dass die Verflechtungsebenen zwischen Universität
und Münster sehr vielschichtig und komplex waren. Hier beschränkt auf die Spannbreite der
personellen, öffentlichkeitswirksamen und repräsentativen Ebene bzw. stifterischen Tätigkeit
bestanden vielgestaltige Beziehungsfelder. Dabei waren die Querverbindungen so enger
Natur, dass man nicht nur von einer starken Wechselwirkung, sondern von direkter innerer
Verwobenheit sprechen kann. Aus diesem Umstand heraus ergab sich eine „komplizierte und
dennoch luzide Struktur"52, die eine symbiotische Verbindung hervorbrachte. Mit Blick auf
das städtische Leben entstanden aus dieser Situation heraus nicht nur bedeutende Tendenzen
für die weitere Entwicklung dieser beiden zentralen Freiburger Institutionen, sondern sie färbte
auch auf ihr Umfeld ab. Daher soll nun geklärt werden, wie sich die festgestellte enge
Wechselbeziehung zwischen Universität und Münster auf das Verhältnis zu ihrem Umfeld
ausgewirkt hat.

50 Thomas Zotz: Zur Ausstattungsgeschichte als Grablege der Freiburger Universität, in: Freiburger Münster
Unserer Lieben Frau (wie Anm. 49), S. 14-29, hier S. 15f.

51 Ebd., S. 17

52 Ott (wie Anm. 27), S. 49 .

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