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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 44
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0046
Bei einem kurzen Blick auf die Stellung des Bischofs von Basel fällt seine recht umstrittene
Funktion als Kanzler der Universität ins Auge. Seine ursprüngliche Aufgabe war es, die Lehre
und das Leben an der Universität zu überwachen. Vor allem die Prüfungen unterlagen seiner
Oberaufsicht.82 Bereits ab 1472 verzichtete er auf die persönliche Ausübung seiner Rechte, ließ
sich sein Amt für zehn Gulden jährlich abkaufen und delegierte sein Promotionsrecht an die
Fakultätsdekane. Anfangs wurde diese Vereinbarung jedes Jahr, bald nur noch alle zehn Jahre
erneuert.83

Die Finanzierung der Universität brachte innerhalb der Gesellschaft immer wieder Konflikte
hervor. Als die Universität noch nicht über ihre Patronatsschenkungen verfugen konnte, hatten
neben der Stadt auch Klöster und Privatleute regelmäßige Summen bereitgestellt, die später
restituiert werden sollten.84 Nun löste der bestehende gewaltige Grundbesitz Unwillen bei der
Stadtgemeinde aus. Heinrich Finke bemerkt, dass der reiche Grundbesitz der Universität eine
„spendehemmende Wirkung"85 hatte und bürgerliche Kreise sich finanziell immer seltener für
die Universität engagierten.

Im Endeffekt kann von einer engen Verknüpfung von Stadt, Universität und Münsterpfarrei
in Wirtschaftsbelangen gesprochen werden, die in einer „dualistischen Struktur der wirtschaftlich
-finanziellen Sicherung"86 zwischen städtischer und kirchlicher Finanzierung mündete.

Landesherrliche Pläne für die Einrichtung eines Universitätsstifts am Münster

Auch die Einrichtung eines Universitätsstifts gehörte zur häufig genutzten Form, um Hochschulen
finanziell abzusichern. Der Typus „Universitätsstift"87 findet sich in zahlreichen Universitätsstandorten
wie Wien, Heidelberg, Basel und Tübingen, die auffallend allesamt eine persönliche
, politische oder geographische Nähe zur Freiburger Universität aufweisen. Die Verbindung
von Universität und Stift ist auch in Freiburg geplant gewesen, wurde jedoch nie umgesetzt.
Erhellende Informationen, warum dies in Freiburg keinen Erfolg hatte, ergaben die Nachforschungen
von Dieter Speck: 1459 war eine Freiburger Gesandtschaft mit dem gerade neu angetretenen
Landesherrn Siegmund nach Mantua zum päpstlichen Aufenthaltsort unterwegs. Aus
dem zugehörigen Memorial, das im Stadtarchiv überliefert ist, geht hervor, dass er mit dem
Papst über die Transferierung des Kollegiatstifts St. Margarethen in Waldkirch nach Freiburg
und dessen Vereinigung mit der Münsterpfarrei verhandeln wollte. Es sollte mit zwölf Kanonikern
aus Straßburg, Basel und Konstanz ergänzt werden.88 Solch ein umfassender und weit
in die Rechts- und Wirtschaftsverhältnisse der Universität eingreifender Schritt deutet auf eine
länger geplante und auf eine reichhaltige Wirtschaftsbasis zielende Initiative hin und legt nahe,

Ruth (wie Anm. 80), S. 59f.
Pfister (wie Anm. 68), S. 6.
Ebd., S. 5.

Finke (wie Anm. 26), S. 25.
Ott (wie Anm. 5), S. 11.

Zur Typologie von Stiften siehe Peter Moraw: Über Topologie, Chronologie und Geographie der Stiftskirche im
deutschen Mittelalter, in: Untersuchungen zu Kloster und Stift, hg. vom Max-Planck-Institut für Geschichte
(Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 68; Studien zur Germania Sacra 14), Göttingen
1980, S. 9-37.

StadtAF, AI XV Bb (um 1460). Daneben werden dem Papst in insgesamt 14 Suppliken weitere Anliegen, wie die
Aufnahme von Mönchen, die Immunität der Doktoren, die Einforderung weiterer Stiftungen, die Befreiung der
inkorporierten Pfarreien von Lasten, die Milderung des Fastengebotes, ein Ablass für das Münster und die Errichtung
eines Offizialgerichts, vorgetragen, Dieter Speck: Universität und Stift in Freiburg: Facetten, Vorhaben,
Fehlschläge, in: Stiftsschulen in der Region. Wissenstransfer zwischen Kirche und Territorium, hg. von Sönke
Lorenz, Martin Kinzinger und Oliver Auge (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 50), Ostfildern
2005, S. 123-140, hier S. 124.

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