Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 94
(PDF, 43 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0096
Neben den Berichten an seine humanistischen Freunde Willibald Pirkheimer in Nürnberg und
Thomas Morus in England über die Umstände seines Umzugs von Basel nach Freiburg finden
wir einen Trostbrief an seinen Basler Freund Bonifaz Amerbach über den Tod seiner Tochter.
Seinen Gönnern wie dem Bischof Christian von Stadion in Augsburg berichtet er vom Fortgang
seiner wissenschaftlichen Editionen. Dem Herzog Georg von Sachsen teilt er seine Ansichten
über Luther mit und er gratuliert Maria, der Witwe Ludwigs II. von Ungarn, als Statthalterin der
Niederlande. Den päpstlichen Legaten Jacobus Cajetan Thomas de Vio und Lorenzo Campeggio
übermittelt er seine Sicht über die Reformatoren Martin Luther, Ulrich Zwingli und
Oecolampad. Wie diese Beispiele zeigen, steht Erasmus mit den politischen und gesellschaftlichen
Eliten seiner Zeit in Verbindung.

Eine Flugschrift in Briefform richtet Erasmus an die Straßburger Reformatoren, die sich
fälschlich beruemen Evangelisch sein, wie sein Verleger Johann Faber aus dem Lateinischen
übersetzte.25 Erasmus verwahrt sich darin gegen den Missbrauch seiner Schriften durch die
Reformatoren Bucer und Hedio, die sich zur Bekräftigung ihrer Lehren seiner Thesen über die
Toleranz bedienten. Er antwortet auf die „Rechtfertigungsbriefe eines unbekannten Autor",
wenn dieser nicht zufallig den Titel durch die Diener des Wortes der Straßburger Kirche hätte.26
Nachdem die Straßburger Reformatoren einen Brief des Erasmus an den päpstlichen Legaten
Lorenzo Campeggio anlässlich des Reichstages zu Augsburg 1530 ebenfalls in ihrem Sinne
edierten, sah sich Erasmus genötigt, seine eigene Version bei Faber zu veröffentlichen.27 Darin
wird der Kaiser ermahnt, nicht die Waffen gegen die Lutheraner zu ergreifen. Im Jahre 1535 verkauft
Erasmus sein Haus in Freiburg und kehrt nach Basel zurück, wo er seine letzten beiden
Werke „Liber de sarcienda ecclesiae" und „Ecclesiastes" vollendet und am 12. Juni 1536 stirbt.

Erasmus als Schriftsteller und Autor

Erasmus ist einer der ersten modernen Schriftsteller, die ausschließlich für ihre literarische
Arbeit und von ihrem Ertrag leben. Erasmus ist im heutigen Sinn ein Bestsellerautor. Seine
„Adagia", das „Enchiridion militis christiani", die „Moriae encomium" und die „Colloquia
familiaria" erreichen zahlreiche Auflagen, ganz abgesehen von den Raubdrucken, die geschäftstüchtige
Konkurrenten ohne Autorisation des Autors veröffentlichten. Es gibt noch kein exklusives
Verlagsrecht, das einem Verleger das alleinige Herstellungs- und Vertriebsrecht zusicherte
. Anfang des 16. Jahrhunderts erteilte Kaiser Maximilian I. gegen Gebühr ein vierjähriges
Privileg gegen einen unberechtigten Nachdruck. Ebenso wenig gab es für den Autor eines
Werkes ein anteilmäßiges Autorenhonorar. Der Drucker entlohnte neben den angestellten
Setzern und Druckern einen Castigator, einen Korrektor, der für einen fehlerfreien Druck verantwortlich
war. Erasmus selbst wohnte in Basel im Haus seines Druckers Johann Froben, um
den Druck seiner Editionen zu überwachen. Als Autor erhielt er keine Bezahlung, jedoch
Freiexemplare. Diese überreicht er mit eingedruckten Widmungen an hochgestellte Persönlichkeiten
, die es als eine Ehre ansehen, genannt zu werden, und dem Autor dafür eine Ehrengabe,

Ders.: Epistola contra quosdam, qui se falso iactant Evangelicos, Johann Faber Emmeus, Freiburg 1529, VD 16 E
2878, Universitätsbibliothek Freiburg, N 1518; Ders.: Die Epistel wider etlich, die sich fälschlich berümen,
Evangelisch sein Johann Faber Emmeus, Freiburg 1530, VD 16 E 2887, Bayerische Staatsbibliothek München,
Res/4 Polem. 3343,4.

Ders.: Responsio ad epistolam apologeticam incerto autore proditam, Johann Faber Emmeus, Freiburg 1530, VD
16 E 3616, Universitätsbibliothek Freiburg, N 1518,t.

Ders.: Ad R. Cardinalem campegium Epistolae duae, quibus Caesarem ne cum Lutheranis Arma suscipiat dehor-
tatur, quin potius pro sua pietate, spectet, quid Rei Publicae Status, Adeoque totius orbis tranquillitas, in hoc nego-
cio desiderare videatur, Johann Faber Emmeus, Freiburg 1530, VD 16 E 1877, Bibliothek der Ludwig-Maximilians
-Universität, 4 Theol. 5517:2.

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