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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 95
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ein Honorar übermitteln. Diese Dedikationsexemplare lässt Erasmus durch einen seiner Famuli
persönlich zustellen. Seine Gönner übersandten ihm silberne Becher und Vasen, goldene Ringe
oder Gold- und Silbermünzen als Ehrengeschenke. Allerdings war Erasmus dabei nicht gegen
Betrug gefeit: Sein Famulus Polyphem ergaunert mit gefälschten Empfehlungsschreiben des
Erasmus vom Herzog von Sachsen ein Pferd und 50 Gulden und vom Bischof von Augsburg
ebenfalls ein Pferd und eine Krone Kleingeld. Famulus Sylvius schlich sich auf gleiche Weise
bei Papst Leo X. ein.28 Mit diesen „Honoraren" kann Erasmus für 700 Gulden wenn auch
überteuert, wie er meinte in Freiburg das Haus in der Schiffstraße erwerben. In seinem
Testament setzt er neben goldenen Gefäßen und Ringen über 500 Florentiner Goldgulden und
300 Kronen als Legat für seine Erben aus und vermacht einer Stiftung in den Niederlanden
5.000 Gulden.29

Der Humanist Heinrich Loriti (Glarean)

Der 1488 in Mollis im Kanton Glarus geborene Humanist, Musiker, Dichter, Lehrer, Philologe
, Geograf und Mathematiker Heinrich Loriti (Glarean) studiert 1506 an der Universität Köln
bei Johannes Cochlaeus und schließt 1511 sein Studium als Magister Artium ab.30 1512 wird er
von Maximilian I. auf dem Reichstag zu Köln für sein panegyrisches Lobgedicht auf den Kaiser
zum poeta laureatus gekrönt.31 Diese Zeremonie der Dichterkrönung ist ein Mittel der kaiserlichen
Hofpropaganda. Glarean trägt sein Lobgedicht singend vor, wird vom Kaiser mit einem
Lorbeerkranz gekrönt und erhält einen Diamantring. 1514 wechselt er als Magister an die
Universität Basel, wo er gleichzeitig eine Studentenburse führt. Hier kommt er in persönlichen
Kontakt mit Erasmus von Rotterdam, dem er ein Leben lang verbunden bleibt. Nach einem
fünfjährigen Studium in Paris lehrt er ab 1522 wieder an der Universität in Basel, bis die
Reformation in Basel ihn als Anhänger des Alten Glaubens zur Emigration nach Freiburg
zwingt. Auch hier führt er in seinem Haus (in der heutigen Merianstraße) eine Studentenburse.
Glarean muss mehrfach Rügen des Freiburger Senats wegen des ungebührlichen Verhaltens seiner
Alumni einstecken.32 Er erhält an der Artistenfakultät der Universität eine Professur für
Poetik und Rhetorik, die er bis kurz vor seinem Tod 1563 innehat.

Glarean hat neben seinem Lobgedicht auf Kaiser Maximilian I. „In divi Maximiliani
Romanorum imperatoris Semper Augusti laudem" und einem Hymnus auf die Schweiz „De-
scriptio de situ Helvetiae" vor allem zahlreiche klassische Werke ediert.

Bei Johann Faber in Freiburg publiziert Glarean neben dem klassischen lateinischen
„Schulbuch des Donatus"33, die „Gedichte des Horaz"34 und einen „Kommentar zu Caesars Wer-

Köhler/Flitner (wie Anm. 2), S. 541 und 550.

29 Ebd., Nr. 360, S. 572 (Testament vom 12.02.1536).

30 Vgl. Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bd. 23, hg. von Friedrich Wilhelm Bautz und Traugott
Bautz, Hamm 2004, Sp. 530-537; Der Humanist Heinrich Loriti genannt Glarean 1488-1563, hg. von Rudolf
Aschmann u.a., Glarus 1983; Heinrich Schreiber: Heinrich Loriti Glareanus, gekrönter Dichter, Philolog und
Mathematiker aus dem sechzehnten Jahrhundert, Freiburg 1837; Christiane Wirtz: Henricus Glareanus
Universalgelehrter mit Witz und Leidenschaft, in: Dichter und Denker in Freiburg. Portraits vom Mittelalter bis
zur Moderne, Katalog zur Ausstellung hg. von Achim Aurnhammer und Hans-Jochen Schiewer, Heidelberg
2006, S. 41-44.

31 Franz-Dieter Sauerborn: Die Krönung des schweizerischen Humanisten Glarean zum poeta laureatus durch
Kaiser Maximilian I. im Jahre 1512 und seine Helvetiae Descriptio von 1514/1515, in: Schau-ins-Land 116
(1997), S. 157-192; Ders.: „... atque suum familiärem nominarint": Der Humanist Heinrich Glarean (1488-1563)
und die Habsburger, in: Schau-ins-Land 120 (2001), S. 57-75, hier S. 57f.

32 Schreiber (wie Anm. 30), S. 83.

33 Aelius Donatus: Methodus primum scholiis utilissimis illustrata opera, Johann Faber Emmeus, Freiburg 1537,
VD 16 ZV 4668, Universitätsbibliothek Freiburg, D 6210.

34 Horatius Flaccus: Poemata omnia, Johann Faber Emmeus, Freiburg 1533, VD 16 H 4855, Bayerische
Staatsbibliothek, A.lat.a. 253. Nachdruck Freiburg 1535, ebd., A.lat.a. 254 und Freiburg 1539, VD 16 H 4856,
Universitätsbibliothek Freiburg, D 6332.

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