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Weniger dramatisch, mit eher etwas komischem Ausgang, verlief eine andere Kriminalgeschichte
: „Heute wurde ein Ibentäler Untertan, der Weber Wursthorn, wegen des Verdachts
auf wiederholten Diebstahl dem Gefängnisse übergeben. Er wohnte im Berghäusle des Kusshofs
" (10.8.1772). Ein paar Tage später ist im Tagebuch zu lesen: „In der vorigen Nacht hat der
Weber Mathias Wursthorn, welcher neulich wegen häufigen Diebstahls ins Gefängnis eingeliefert
worden war, die Mauer des Gefängnisses durchgebrochen und sich an einem Seil, das er
sich aus einem Leintuch angefertigt hat, auf den öffentlichen Weg herabgelassen und sein Heil
in der Flucht gesucht" (20.8.1772).
Brandkatastrophen
In der Höfechronik Klaus Webers12 ist nachzulesen, dass in St. Peter im Laufe der Jahre immer
wieder Höfe durch Blitzschlag oder durch Brandstiftung vernichtet wurden. Unmittelbare zeitgenössische
Schilderungen solcher Brandkatastrophen gibt Abt Steyrer, zum Teil als Augenzeuge
. Seine große Betroffenheit spricht nicht nur aus seiner Anteilnahme am Schicksal der
Unglücklichen, sondern verrät sich auch darin, dass er jedem dieser Berichte am Seitenrand
eine kleine Federzeichnung des in Flammen stehenden Hofes beifügt. Auch auswärtige Brandkatastrophen
in Gütenbach, Furtwangen und in Littenweiler sind im Abtstagebuch festgehalten
- ein Zeichen dafür, wie tief die Furcht vor Gewittern und Feuer saß (21.5. und 26.6.1756 sowie
27.4.1770).
Breiten Raum nimmt die Geschichte eines Brandstifters ein, der im Scheuerhof und im
Spittelhof Unheil anrichtete (Februar bis Juli 1754). Abt Steyrer berichtet: „Weil der Meier [d.h.
Gutsverwalter] ihn nicht im Schürhof beherbergen wollte und ihn darauf hingewiesen hatte,
dass der nahegelegene Schweighof als Herberge für die Armen bestimmt sei, dringt in der vergangenen
Nacht ein bettelarmer französischer Vagabund nachdem er schreckliche Verwünschungen
ausgestoßen hat - heimlich in die Scheune des Schürhofs und wirft Feuer in das Heu
und das Stroh. Nachdem er herausgekommen war, entzündete er auch noch unter dem Strohdach
Feuer, um umso sicherer in kurzer Zeit das gesamte Hofgut in Asche legen zu können.
Aber eine Wöchnerin erblickte durch die Fenster der Küche die Flammen und schreckte mit
ihrem Geschrei die Hausbewohner auf, welche schnell herbeiliefen und glücklicherweise den
Brand löschten; der Brandstifter indessen war ihren Händen entkommen und entfloh. GOTT sei
Lob, der unser Kloster vor solch großem Schaden bewahrt hat" (28.2.1754). Am nächsten Tag
fährt der Abt fort: „Der gestern erwähnte Brandstifter wurde aus dem Berghäusle des
Wolfsteige-Hofs gefangen abgeführt und ins Gefängnis gebracht. Der Herr Amtmann bereitet
den Prozess vor, von dem er selbst jedoch Abstand nehmen muss, weil er nicht französisch
kann" (1.3.1754). Wieder ein paar Tage später: „Nach dem Mittagessen bricht Herr Lizentiat
Hinterfad, welcher die französische Sprache hervorragend beherrscht, nach St. Peter auf, um
unseren gefangenen Franzosen zu verhören, welcher nur mäßige Deutschkenntnisse hat. Dieser
gestand, ein Deserteur der französischen Armee zu sein; das Feuer im Schürhof habe er [...]
aus Rache gelegt, weil man ihm befohlen habe, unseren Bezirk zu verlassen, und ihm Prügel
angedroht habe. Er habe jedoch nicht beabsichtigt, den Hof niederzubrennen, sondern wollte
lediglich dem Meier einen großen Schrecken einjagen und auch die anderen ermahnen, den
Armen mehr Mitleid zu zeigen usw." (10.3.1754). Ein paar Wochen später heißt es: „Gestern
morgen wurde von den Wachleuten, den Hatschieren, der französische Brandstifter aus unserem
Bezirk abgeführt, nachdem er einige Monate hier gefangen gehalten worden war und sich
per Eid verpflichtet hatte, unser Territorium künftig nicht mehr betreten zu wollen. Er hätte freilich
ein strengeres Urteil verdient, welches jedoch Herr Rechtsprofessor von Reinhard abmilder-
Weber, Höfechronik (wie Anm. 2).
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