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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 117
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0119
Getreide, mit einem Wort alles im Gutshof wurde von diesem Feuer verschlungen. Nur die
Menschen die meisten bloß mit einem Obergewand bekleidet, viele nackt entgingen Hals
über Kopf fliehend dem Untergang, bis auf eine alte Frau, die alte Bäurin oder das Leibgeding
Weib, in deren separater Küche oder Feuerstelle der Brand - wie man glaubt entstanden ist.
Diese bemerkte als erste das Feuer und führte ihre Kuh aus dem Stall; als sie jedoch danach,
wie man vermuten darf, wieder in ihre Küche zurückging, um ihre Sachen den Flammen zu entreißen
, fiel sie eben diesen Flammen zur Beute. Die dem Brand entkommenen Menschen flüchteten
ins Hofgut Schwebeleck [= Reinerhof]. Ich habe diesen Unglücklichen Brot und Mehl
geschickt und ihnen fünfzig Gulden versprochen" (10.10.1769).

Auch von einem Brand in Steinbach war der Feuerschein in St. Peter zu beobachten: „Heute
abend zwischen 6 und 8 Uhr wurde die Mühle des Bauern in Steinbach vom Feuer vernichtet:
Der Flammenschein war hier deutlich zu sehen" (16.2.1770).

Gelegentlich weist der Abt auch darauf hin, dass die Ursachen der Brandkatastrophen zum
Teil in der Bauweise der Häuser und in den Lebensgewohnheiten der Schwarzwälder Bauern
zu suchen sind: „Heute nachmittag brannte ein Haus in Wildgutach ab. Als dessen Besitzer
Risle seine Habe dem Brand entreißen wollte, wurde er durch das Feuer schwer verletzt, noch
schwerer indessen seine Frau, die nicht lange überlebte. Das unheilvolle Feuer brach im Ofen
der Küche aus, der zugleich als Backofen benützt wird, in dem man heute Brot gebacken und
zugleich Getreide auf den Ofen gelegt hat; so wurde durch das Backfeuer das ganze kleine Gut
in Asche gelegt, das vor 17 Jahren schon einmal auf gleiche Weise abgebrannt war" (7.5.1767).

„Gegen 11 Uhr vormittags, nach dem Ende des Gottesdienstes, wurde durch ein Feuer, das
aus mir unbekannter Ursache ausgebrochen ist, der Hof samt der Mühle in Stein im oberen
Ibental zerstört. Niemand von den Menschen ging zugrunde, und auch der größte Teil des Viehs
wurde gerettet, das Übrige ist fast alles vernichtet. Dergleichen Unglücksfälle sind nur allzu
häufig im Schwarzwald, besonders in unserem Gebiet, wo man fast ausschließlich Holzhäuser
antrifft und die Küchen gewöhnlich nicht ausreichend gegen das Feuer gesichert sind. Wenn die
Bauern doch endlich einmal durch Schaden klug würden" (19.3.1771, Abb. 4).

Landwirtschaft und Wetter

Als ,Gutsherr' widmet sich der Abt intensiv den Themen Landwirtschaft und Wetter. Fast täglich
beginnt er seine Eintragungen mit einem kurzen Wetterbericht. Er notiert den fallenden
oder steigenden Barometerstand, die Temperatur (allerdings nur in beschreibenden Worten,
nicht in gemessenen Graden), Bewölkung, Sonne, Niederschläge, die Wachstums- und Erntebedingungen
usw., sodass man über mehr als zwei Jahrzehnte hinweg die Witterungs- und
Klimaverhältnisse in St. Peter im 18. Jahrhundert verfolgen kann.

Genau wie heutzutage sind auch damals in St. Peter extreme Wetterschwankungen zu beobachten
: In einem zu nassen Sommer verfault das Heu auf den Wiesen (28.7.1763), ein andermal
entsteht Ende des Jahres durch eine wochenlange Trockenheitsperiode Wassermangel, so
dass die Mühlen nicht mehr betrieben werden können (17.12.1766). In einem Jahr wird Ende
Januar „überall im Schwarzwald gepflügt, und so wird beinahe die ganze Frühjahrsarbeit vorweggenommen
, der Dünger wird auf die Äcker gefahren" (30.1.1765). Dafür heißt es ein andermal
im Juni: „Heute schneite es auf dem Candel und den anderen Bergen so stark, dass die
Hirten gezwungen waren, das Vieh in die tieferen Täler auf die Weide hinabzuführen. Dasselbe
geschah in Waldau und im Hohlengraben" (4.6.1771). Auch der Sturm ,Lothar' hat schon im
18. Jahrhundert seine Vorläufer, welche die Ziegel von der Dächern reißen, alle Gebäude heftig
rütteln, die Fenster zerbrechen (18.2.1756 und 12.3.1763) oder im Wald schweren Schaden
anrichten: „Nach Mitternacht hat die Wut des Windes abgenommen, welcher freilich weit und
breit die Spuren seines Tobens hinterließ. In den Wäldern unseres Klosters wurden mehr als 600
große Bäume mit der Wurzel herausgerissen oder abgebrochen" (13.3.1763).

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