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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 121
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0123
Ein Zeugnis für den Teufelsglauben der Zeit gibt es im Zusammenhang mit einem Selbstmord
, der sich im Rohr ereignete: „Heute morgen hat im Rohr im Nazis Hof der Salpeterer
Johannes Hermann sich selbst mit einer Schlinge die Kehle gebrochen, als er dort eine Zeitlang
Salpeter ausgrub und zubereitete. Die Ursache seiner Verzweiflung war Habgier. Als er nämlich
erfuhr, dass andere ausreichende Einnahmen hätten, verzweifelte er so sehr darüber, weil
er in diesem Jahr zu wenig Gewinn aus dem Salpeter bezog." Der Abt deutet den Vorfall theologisch
-moralisch: „Wie der Apostel in Wahrheit sagt: Die reich werden wollen, fallen in verschiedene
Versuchungen und in die Schlinge des Teufels. 1. Tim. 6 v. 9. Daher trifft das voll zu,
was mehrere erzählen, dass man - denkt euch nur - am zweiten Tag dieses Monats in der Nähe
des Hofes, in dem sich das Erhängen ereignete, das Schreien eines Frohlockenden oder Triumphierenden
gehört habe, ohne dass jemand zu sehen war" (4. u. 5.8.1763).

All diese Geschichten zeigen, wie sehr sich die Menschen von dunklen Mächten umgeben
und bedroht sahen. Selbst das Erscheinen eines Drachen wird von Abt Steyrer berichtet und
zunächst auch für nicht unmöglich gehalten: „Ein Bauer aus Geyersnest, Jakob Busch, erzählt,
er habe in dem Wald, der von Geyersnest zum Bollschweiler Gut Schweighoff hinabreicht, neulich
morgens bei dem Felsen einen Drachen gesehen und sei in großer Furcht schnellstens entflohen
, auch sei er drei Tage lang krank gewesen und habe kaum eine Speise zu sich genommen
. [Randnotiz:] Da später nichts mehr von diesem Drachen gesehen oder gehört wurde,
scheint diese ganze Geschichte ein Märchen gewesen zu sein" (11.6.1765).

Ein volkskundlicher Leckerbissen ist es, im lateinischen Tagebuch die Entstehung einer kleinen
St. Petermer Ortssage zu entdecken, die der Abt auf deutsch aufgeschrieben hat, wie sie
ihm von den Leuten erzählt wurde: Als heilt des Steigbauren Hirten Mägdlein das Vieh hütete
und sein Schöplein oder Ärmel anlegen wollte riß ihm jemand hinter ihm stehend dißselbige
weg und fuhr ihm mit der Hand über das Gesicht. Als das Mägdlein umsähe, erblickte es einen
Menschen mit kohlrabenschwartzem Angesicht, und bezeichnete sich mit dem H. Kreutz, auf
welches das Gespänst verschwund, das Kleidlein aber auf der Gegenseite des Berges auf des
Mucken Bauren Feld in einer Hecke gefunden worden. Das Mädchen ist etwa zehn Jahre alt
(22.5.1770). - Auch diese Geschichte wurde in die Annalen der Abtei aufgenommen.

Neben diesem Gespenster- und Teufelsglauben, welcher Geistlichen wie einfachen Leuten
gemeinsam war, gab es im Volk auch unerlaubte abergläubische Vorstellungen und Praktiken,
die von der Kirche und den weltlichen Gerichten verfolgt wurden. Ein Vorfall, der dies belegt,
ereignete sich im Jahre 1746, also vor Steyrers Amtszeit. Deshalb sei hier ergänzend auf das
Tagebuch des St. Märgener Abtes Petrus Glunk verwiesen, der sehr ausführlich darüber berichtet
. Demnach haben einige Leute aus St. Märgen und aus St. Peter versucht, durch unerlaubte
abergläubische Gebetter, Schäz und Geldt zu bekommen. Bei einer Hausdurchsuchung wurden
im Hochrütti abergläubische Büchlin und Zedule gefunden und verbrannt.18

Außer den hier ausgewählten Themen finden sich in Philipp Jakob Steyrers Diarium noch
zahlreiche weitere heimatkundlich lohnende Mitteilungen über das Dorf St. Peter in seiner Zeit.
Der Abt informiert über die Anfänge des Obstanbaus in St. Peter im 18. Jahrhundert; über die
Verbesserung der Viehzucht, wozu im Jahr 1768 drei Kühe und ein Stier aus dem Schweizer
Kanton Solothurn importiert wurden; über die Unruhe, welche die Scharen von Bettlern -
manchmal weit über tausend am jährlichen Almosentag des Klosters im Dorf verbreiteten;
über Epidemien; über die sogenannte ,Konskription', das damalige Musterungsverfahren, nach
welchem die wehrfähigen Burschen zum Militärdienst ausgehoben wurden; über Feste und
Feiertage; über Uhrmacher aus St. Peter und über Uhrenhändler, die schon um 1760 ihre Ware
nach England, Holland, Moskau, Dänemark und in andere Gegenden ausführten.

Die Tagebücher des Abtes Petrus Glunk von St. Märgen (wie Anm. 17), S. 142f.

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