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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 132
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0134
Gegenstände wie Waffen und Musikinstrumente waren Teil der Vorführungen. Die Requisiten
wurden zusammen mit den Darstellern nach Europa gebracht. Teilweise stellten die Akteure diverse
Gegenstände des ,Alltags' aber auch unter den Blicken des Publikums selbst her, wie dies etwa
im , Senegalesen-Dorf' der Fall war. Einige Veranstalter wie Carl Hagenbeck stellten die Menschen
zusammen mit ihren Jagd- oder Nutztieren aus. In diesen Schauen demonstrierten People of Color
die Nutzbarmachung der ,exotischen' Tiere für den Menschen oder deren Fang in fremden Ländern
für das deutsche Publikum. Hagenbeck bezeichnete seine Völkerschauen deshalb auch als „anthropologisch
-zoologische Schaustellungen".44 Die Tiere erhöhten die Attraktivität der Darbietung und
unterstrichen zusätzlich deren Authentizität. Dies wird besonders bei den Inder- und Singhalesen-
Schauen deutlich, die ganz „im Zeichen des Elefanten" standen. Die Dickhäuter erregten zusammen
mit den ,,Elefantentreiber[n] [...] das allergrößte Interesse" der Zuschauer45 und bewiesen, dass
es sich bei den auf ihnen reitenden Asiaten um ,unverfälschte Naturmenschen' handelte.

Bei der Freiburger ,Singhalesen-Karawane' waren sowohl die ,exotischen'Accessoires als auch
die ,exotischen' Jagd- oder Nutztiere von großer Bedeutung. Die Teufelstänzer, Zauberer [und]
Schlangenbeschwörer46 erschienen zum Tanz in einem äußerst charakteristischen silbernen Kopfputz
und dem entsprechenden Costüm. Diese ,naturgetreue' Vorführung, ergänzt durch die entsprechenden
Kostüme und sonstigen ,singhalesischen' Gegenstände wie Musikinstrumente, waren Teil
der inszenierten Natürlichkeit, die den Zuschauern den Eindruck eines ,authentischen' Einblicks in
die ,exotische' Kultur Ceylons vermitteln sollte. Hierzu durften vor allem die Elefanten nicht fehlen
. So zeigte ein Programmpunkt, in welcher Art und Weise der Elephant für die verschiedenen
Dienstleistungen von den Singhalesen auf der Insel Ceylon nutzbar gemacht wird41 Entsprechend
mussten die Elefanten Arbeiten leisten, die sie auf Ceylon zu verrichten pflegen4* Um welche es
sich dabei handelte, bleibt in den Berichten offen, wahrscheinlich mussten die Elefanten, beritten
von einem ,echten' Singhalesen, entsprechend der Zeichnung in der Werbeanzeige, Baumstämme
umhertransportieren (vgl. Abb. 3).

Zu der von der ,Singhalesen-Karawane' mitgefühlten ,exotischen' Ausstattung gehörte auch
eine reichhaltige Sammlung landwirtschaftlicher, industrieller und ethnographischer Gegenstände
der Insel Ceylon49 Mindestens acht dieser Objekte wurden für die Freiburger Universitätssammlung
erworben, die 1905 in den Besitz des städtischen Museums für Natur- und Völkerkunde
überging.50 Ob die acht auf Karteikarten verzeichneten Objekte tatsächlich noch im Magazin des
heutigen Naturmuseums vorhanden sind, ist nicht sicher zu beantworten. Bei einer Inventur im
Jahre 1962 wurde festgestellt, dass nur noch schätzungsweise die Hälfte der 2.022 Objekte der
Universitätssammlung vorhanden war.51 Die Karteikarten sind mit einer fortlaufenden Inventarnummer
versehen und geben Auskunft über die Bezeichnung und Herkunft der Objekte, die
Art ihres Erwerbs und ggf. ihren Preis. Zudem findet sich eine Skizze des Gegenstandes samt dessen
Maßen (Abb. 4). Die ethnographischen Gegenstände spiegeln die verschiedenen Elemente des
Völkerschaugenres wider. So finden sich Objekte, die für die eigentliche Vorführung benötigt wurden
: Ein altsinghalesischer Dolch für die Nachstellung von Kampfszenen, eine Schlangenbeschwörer
Pfeife als ,typisches' Erkennungs- und folkloristisches Unterhaltungselement und ein
Fächer für buddhistische Priester zur Inszenierung religiöser Handlungen; daneben finden sich

44 Hagenbeck (wie Anm. 9), S. 83.

45 Ebd., S. 90- 94.

46 Freiburger Zeitung vom 22.04.1888, Tagesausgabe, S. 4.

47 Breisgauer Zeitung vom 20.04.1888, Tagesausgabe, S. 2.

48 Breisgauer Zeitung vom 24.04.1888, Tagesausgabe, S. 2.

49 Freiburger Zeitung vom 19.04.1888, Tagesausgabe, S. 4.

50 Rolf Herzog: Die Ethnographische Sammlung der Universität, in: Als Freiburg die Welt entdeckte, hg. von Eva
Gerhards und Edgar Dürrenberger, Freiburg 1995, S. 60-64, hier S. 61.

51 Ebd., S. 63.

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