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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 134
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schauen sowie ,exotische' Artisten gehörten zum festen Programm des Zirkus (Abb. 5). Die
Anzahl an People of Color sowie die Bedeutung der Völkerschauen im Gesamtprogramm nahm
bei den drei Gastspielen jeweils zu. Bei seinem ersten Freiburger Gastspiel 1908 warb der
Zirkus damit, [g]rößter und elegantester Wander-Circus Europas tax sein und versprach dem
hiesigen Publikum vom 4. bis 14. September auf dem Stühlinger Kirchplatz ein absolut neuartiges
Weltstadtprogramm.55 Der Zirkus bot fast 4.000 Personen Platz und die Zirkustruppe
umfasste 200 Personen, darunter Hady Mohamed Ben Alis weltberühmte Marokkaner-Truppe.
14 Personen! Unübertreffliche Parterre-Akrobaten! [...] Die [sie!] kaiserlich chinesische Hofkünstler
Ba See [...] Eine Szene aus Wild-West. Phänomenales Kunstschiessen - Tollkühne
Cowboy-Voltige.56 In den folgenden Jahren wuchs der Zirkus beständig und vergrößerte seine
Anzahl an Tieren und Personal. Entsprechend nannte er sich 1912 u.a. Circus der Tierrassen und
der Menschenmassen. Das Zirkuszelt, das vom 4. bis 13. Oktober an der Schwarzwaldstraße
stand, bot mehr als 6.000 Personen Platz. Zu den Hauptattraktionen zählten neben verwegenste
^} Reitkunst, gediegenste^ Pferdedressur, todesmutigste[r] Raubtierzähmung [und] elegt.
Luft- und Parterregymnastik [...] Truppen von Marokkanern: die Bewohner des Atlas, die verwegensten
Springer d. Welt. Japaner: Kaiserlich japanische Hofkünstler, der Rekord an
Eleganz. Chinesen: Goldgelbe Söhne des Himmels, unerreichbar als Zauberer. Cowboys: Die
verwegensten, sattelfesten Reiter der Welt. Indianer: Die abenteuerl, romant., kupferfarbene
Rasse, d. Helden uns. Jugd.51 Die Anfrage für das Gastspiel des Zirkus Sarrasani wurde vom
Marktamt der Stadt Freiburg ausdrücklich willkommen geheißen: Der Circus Sarrasani ist z.Zt.
wohl der größte und interessanteste Deutschlands. Es wird dadurch der Einwohnerschaft
Gelegenheit geboten, künstlerische Darbietungen ersten Rangs zu genießen.5*

Fast zwei Jahrzehnte später machte Sarrasani, der einzige europäische Zirkus von
Weltbedeutung, auf seinem Weg von Berlin in die Schweiz vom 14. bis 20. Juli 1930 erneut in
Freiburg Halt.59 Das größte Rundzelt, das je konstruiert wurde, 10.000 Zuschauer fassend,6®
stand bereits auf dem ein Jahr zuvor eingeweihten Messplatz an der Schwarzwaldstraße, während
Sarrasani noch in Offenburg spielte (11.-12.7.). 61 Die Völkerschaugruppen bildeten zusammen
mit den Tier- und Artistennummern wie bereits 1912 die Hauptattraktion des
Zirkusprogramms. Sarrasani versprach seinen Zuschauern einen Völkerkongreß in der Arena,
400 Vertreter von Nationen aller Zonen. Indianerhäuptling „Weißer Büffel", mit Kriegern,
Frauen und Kindern. Chinesen, Japaner, Tibetaner, Inder, Australier, Brasilianer, Argentinier,
Mulatten, Kreolen, Tscherkassen62;, Rifkabylen63, Marokkaner, Kongoneger.64 Sie alle, zusammen
mit ihren europäischen Kollegen, angeblich Angehörige 37 Nationen, nahmen zu Beginn einer

Freiburger Zeitung vom 4.09.1908, 1. Morgenausgabe, S. 4.
Freiburger Zeitung vom 2.09.1908, 1. Morgenausgabe, S. 4.

Freiburger Zeitung vom 23.09.1912, Abendausgabe, S. 4. Ob es sich tatsächlich um ,echte Indianer' gehandelt
hat, konnte nicht abschließend geklärt werden. Nach Günther hatte Stosch-Sarrasani erst 1913 wieder ,Indianer'
unter Vertrag, Ernst Günther: Sarrasani. Geschichte und Geschichten, Dresden 2005, S. 27. Hierfür spricht auch
die nur sporadische Erwähnung der vermeintlichen ,Indianer' in der Freiburger Presse.

Schreiben des Marktamtes an den Stadtrat vom 12.08.1912, Stadtarchiv Freiburg (StadtAF), C3/536/3. Das
Marktamt konnte eine Empfehlung aussprechen, die Entscheidung über die Zulassung oblag jedoch dem Stadtrat.
Grundsätzlich wurden nicht mehr als zwei Zirkusunternehmen in einem Jahr zugelassen. Grund hierfür war vor
allem die Befürchtung geringerer Einnahmen beim Stadttheater. Die nach Abzug der Platzwiederherstellungskosten
übrigen Steuereinnahmen wurden deshalb dem Stadttheater zugesprochen.
Freiburger Zeitung vom 4.07.1930, 1. Morgenausgabe, S. 4.
Breisgauer Zeitung vom 20.06.1930, 1. Blatt, S. 4.

Dies war nur möglich, weil Sarrasani [...] ständig drei Zelte mit sich führte. Freiburger Zeitung vom 14.07.1930,

2. Abendausgabe, S. 2.

Volk im nördlichen Kaukasus.

Ein am Rifatlas und an der Tangerküste lebender Berberstamm (Kabylen) in Marokko.
Freiburger Zeitung vom 4.07.1930, 1. Morgenausgabe, S. 4.

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