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Abb. 7 Jndische Tempeltänzer' in ihrer typischen' Tracht (aus: Sarrasani's Illustrierte
[wie Anm. 70], S. 8).
lungen mit der Stadt über die Senkung der Vergnügungssteuer den edukativen Inhalt der Zirkus-
vorführung gleich nach dem ökonomischen Nutzen für die Stadt als Hauptargument an.79
Völkerschauen und Kolonialismus
Bewertet man die Völkerschauen aus dem Blickwinkel eines engen Kolonialismusbegriffs, der
lediglich auf die politischen, militärischen und ökonomischen Strukturen abzielt, so erscheinen
sie höchstens als ein Randphänomen desselben. Denn nur wenige Vorführungen, die im Rahmen
von Kolonialausstellungen stattfanden und direkt der Kolonialpropaganda dienten, wären unter
diesen subsumierbar.80 Auch bei den Freiburger Gastspielen floss die deutsche Kolonialpolitik
nur insoweit mit ein, wie es die Aktualität und damit die Wünsche des Publikums verlangten.
So war der Auftritt der ,Congo-Neger-Truppe' 1885 der einzige, der gezielt mit den deutschen
Kolonien in Verbindung gebracht wurde. Die Darsteller sollten laut Zeitungsinserat aus dem
Kamerungebiet in Afrika und aus Angra Pequena, der späteren Lüderitzbucht im heutigen
Namibia, stammen. Beide Gebiete wurden ein Jahr zuvor durch Aufhissen der deutschen Flagge
als ,Deutsches Besitzthum'proklamiert.u Mit der Zusammenstellung der Schau und der auf den
deutschen Kolonialismus bezogenen Werbung wollte der Veranstalter jedoch keine Stimmung
für den Erwerb und Ausbau überseeischer Besitzungen Deutschlands machen, sondern er nutzte
9 Schreiben des Zirkus Sarrasani an den Oberbürgermeister vom 22.12.1929, StadtAF, C4/XIV/20/02.
0 Siehe hierzu Dreesbach (wie Anm. 2), S. 245-279.
1 Freiburger Zeitung vom 18.10.1885, Tagesausgabe, S. 4.
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