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wollen.68 Die Ernennung Finkes 1924 zum Emeritus bedeutete nicht den sofortigen Abschied
aus der Lehrtätigkeit. Wegen wirtschaftlich-organisatorischer Probleme der Philosophischen
Fakultät, geeignete neue Kräfte für die Lehrstühle der Geschichte zu gewinnen, auf die sie in
einem Antrag an das Ministerium des Kultus und des Unterrichts hingewiesen hatte, blieb der
Mediävist bis zum Wintersemester 1928/29 der Freiburger Studentenschaft als Lehrer erhalten
.69 Unter dem Titel „Die Abschiedsvorlesung Geh. Rat Finke" berichtete am 4. August 1928
die „Freiburger Tagespost" über die in einem vollen und festlich geschmückten Hörsaal gehaltene
Vorlesung mit dem Titel „Renaissance und mittelalterliche Weltanschauung", deren Zuhörer
, meistens Studenten, Finke als einen Lehrer nicht nur mit dem Verstand, sondern mit seinem
Herzen schätzten.70 Der endgültige Verzicht auf die Lehrtätigkeit minderte seinen Einfluss
nicht. Nach den Feierlichkeiten anlässlich der Beglückwünschung zum goldenen Doktorjubiläum
am 7. August 1929, die unter der Schirmherrschaft des Akademischen Rektorates und
des Oberbürgermeisters von Freiburg standen, und der am selben Tag mitgeteilten Ernennung
zum Vertreter des Reiches auf dem Internationalen Kongress für die Geschichte Spaniens in
Barcelona,71 spielte Finke eine wesentliche Rolle bei der Wahl und Berufung seines
Nachfolgers Philipp Funk, der mit Wirkung vom 1. April 1929 - genau dreißig Jahre nach dem
Amtseintritt Finkes zum ordentlichen Professor für Geschichte ernannt wurde.72 Dank der
Fürsprache durch seinen Vorgänger wurde Funk am 17. Mai 1929 auch in das Freiburger
Historiker-Kränzchen und am 7. März 1931 als ordentliches Mitglied der Badischen Historischen
Kommission aufgenommen.73 Zu den politischen Geschehnissen vom Ende der Zwanzigerjahre
bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten und der Ernennung Adolf Hitlers zum
Reichskanzler am 30. Januar 1933 finden sich, wie schon in den vorangegangenen Jahren,
keine überlieferten Stellungnahmen. 1931 zum Korrespondierenden Mitglied der Wiener Akademie
der Wissenschaften ernannt,74 wiederholt von der akademischen Welt Spaniens geehrt
(vgl. Abb. 3) und im selben Jahr sogar mit der Verleihung des Komturkreuzes des Ordens
Alfons XII. durch den spanischen König Alfons XIII.,75 konzentrierte sich der Mediävist hauptsächlich
auf seine archivalischen Forschungen. Daneben widmete er sich allerdings auch der
Leitung der Görres-Gesellschaft. Über den Kontakt und das Verhältnis Finkes zu den aus der
Ehe seiner Tochter Zoe Theresia Maria mit dem Arzt Eduard Friedberg geborenen zwei Enkelkindern
, Jörg Eduard Georg und Hubert Adolf, ist nichts überliefert.76
An unsere verehrten Mitglieder. Einladung zur Festsitzung am Dienstag, den 15. Februar abends 8 Uhr im Sitzungssaal
des Kaufhauses (Münsterplatz). Freiburg, den 1. Februar 1927, StadtAF, C4/VIII/28/5.
69 Am 29. September 1929 kündigte Heinrich Finke - wegen einer schweren Erkrankung mit Verspätung - dem
Minister des Kultus und Unterrichts an, dass er die Aufnahme der Lehrtätigkeit als Emeritus mit dem Beginn der
Vorlesungen erst Mitte November übernehmen kann, UAF, B 38/266.
70 Freiburger Tagespost vom 4. August 1928.
71 Das Akademische Rektorat an die Herren Fakultätsdekane. Feierlichkeit anlässlich des goldenen Doktorjubiläums
Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Finke. Freiburg, den 2. August 1929, UAF, B 38/266; Der Minister des Kultus und
Unterrichts. Internationaler Kongress für die Geschichte Spaniens in Barcelona. Karlsruhe, den 7. August 1929, ebd.
72 Das Staatsministerium des Kultus und Unterrichts an den Senat der Universität Freiburg. Ernennung des ordentlichen
Professors Dr. Philipp Funk als ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg. Karlsruhe
, den 8. Februar 1929, UAF, B 3/464.
73 Der erste Vortrag von Philipp Funk im „Historiker-Kränzchen" fand am 13. Dezember 1929 statt (Nr. 204 aus
dem Protokollbuch über das Thema „Friedrich Karl von Savigny und die Romantik"). Über die Ernennung am 7.
März 1931 als ordentliches Mitglied der „Badischen Historischen Kommission" siehe Engelhart (wie Anm. 1),
S. 443.
74 Mitteilung an das Rektorat über die Ernennung zum Korrespondierenden Mitglied der Wiener Akademie der
Wissenschaften betreffend. Freiburg, den 5. Juni 1931, UAF, B 24/285.
75 Freiburger Tagespost vom 16. April 1931.
76 Dr. Eduard Friedberg (* 30. Juli 1887) und Zoe Theresia Maria Friedberg, geb. Finke (* 24. Mai 1900), Kinder:
Jörg Eduard Georg (* 16. Januar 1917) und Hubert Adolf (* 18. November 1923), StadtAF, Einwohnermeldekarten
für Eduard und Zoe Friedberg.
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