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über Hitler und einem „Verständigungstreffen" im Freiburger Rathaus am 2. Oktober erlaubte
der Oberbürgermeister die Benutzung der städtischen Räume, insbesondere die kostenlose
Überlassung des Kaufhauses für die Festversammlung am 8. des Monats. Ob die akademischen
Behörden über diesen Streitfall informiert waren, erfahrt man aus den Quellen nicht. Ergänzend
sei jedoch daraufhingewiesen, dass der neue Rektor der Freiburger Alma Mater, Martin Heidegger,
bereits am 24. Juli alle erforderlichen Räume der Universität zur Verfügung stellte.79
In seiner Eröffnungsansprache am Sonntag, den 8. Oktober 1933, betonte Finke als Präsident
der Görres-Gesellschaft ausdrücklich den Willen zum Weiterschaflfen und zur Mitarbeit im neuen
Staat.80 Wie die Freiburger Tagung von 1912 fand auch der Verlauf der 47. Generalversammlung
positive Resonanz in den Presseberichten, die die beispielhafte Organisation des Vorstandes und
des Ortsausschusses betonten. Auch in diesem Fall hob die Spitze der römisch-katholischen Kirche
die Existenzberechtigung der Görres-Gesellschaft im neuen Staat hervor. Der Freiburger Erz-
bischof Conrad Gröber unterstrich am 8. Oktober anlässlich der Predigt zum Pontifikalamt im
Freiburger Münster die organisatorische Tätigkeit und patriotische Zuverlässigkeit Finkes für das,
was er in nationaler Hinsicht noch kürzlich auf dem Historikertag in Warschau geleistet habe.m
Nur Papst Pius IX. betonte indirekt in seinem Wunschtelegramm die universale und unpolitische
Rolle einer sich auf christlich-katholische Grundprinzipien stützenden Wissenschaftsgesellschaft:
Beatissimus pater obsequium consociationis goerresiane peracceptum habuit eius demque adlec-
tis benedicens auspicatur ut scientiarum cultus eius mitentior usque fulgeat fiatque sidus quodplu-
rimis ad Iesum ites ostendat}2
Die konfliktlose Anpassung Finkes an die „Neue Zeit" ermöglichte ihm die ungestörte Weiterführung
seiner wissenschaftlichen und akademischen Tätigkeit als angesehener emeritierter
Professor. Die Annahme des Ehrendoktortitels der Universität Barcelona am 27. März und des
Titels eines „Profesor honorario de la Faculta de Filosofia y Letras" der Universität Saragossa im
Mai 1934 wurden seitens der NS-Machthaber genehmigt.83 Die Höchste aller Ehrungen, wie
damals die Presse titelte, aber war die Verleihung des „Adlerschild des Deutschen Reiches" mit der
Inschrift „Heinrich Finke, dem verdienten deutschen Geschichtsforscher" samt eines persönlichen
Glückwunschschreibens des Führers und Reichskanzlers an den Professor anlässlich seines 80.
Geburtstages am 13. Juni 1935.84 Die Ehrung gab sowohl dem Freiburger OB Kerber als auch dem
Reichsstatthalter Robert Wagner Anlass, die enge Verbindung Finkes mit der Stadt Freiburg hervorzuheben
.85 Die Presse unterstrich nochmals den entscheidenden Beitrag Finkes an der positiven
Entwicklung wissenschaftlicher Einrichtungen in Freiburg und Baden, namentlich des Freiburger
Geschichtsvereins, der Freiburger Wissenschaftlichen Gesellschaft und der Badischen Historischen
9 Ansgar Frenken: Zwischen vorsichtiger Annäherung und partieller Resistenz. Die Görres-Gesellschaft im
Dritten Reich, in: Nationalsozialismus in den Kulturwissenschaften, Bd. 1: Fächer, Milieus, Karrieren, hg. von
Hartmut Lehmann und Otto Gerhard Oexle, S. 371-415, hier S. 388, bes. Anm. 63. Zur Überlassung der Räume
der Universität siehe Sitzung des erweiterten Ortsausschusses der Görres-Gesellschaft. Freiburg, den 24. Juli
1933, StadtAF, C4/IX/9/13. Über die Grundzüge der akademischen Tätigkeit Heideggers als Rektor vergl. auch
Florian Grosser: Revolution denken. Heidegger und das Politische. 1919 bis 1969, München 2011, S. 66-75.
0 Eröffnungsrede des Präsidenten der Görres-Gesellschaft auf der Generalversammlung in Freiburg 1933, abgedruckt
im Jahresbericht der Görres-Gesellschaft 1932/1933 (1934), S. 27-31, zitiert aus: Die Vorträge auf den Generalversammlungen
1876-1985. Ein Verzeichnis, bearb. von Hans Elmar Onnau, hg. und mit einer Einleitung versehen
von Rudolf Morsey, Paderborn u.a. 1990, S. 32; Kölnische Volkszeitung Nr. 275 vom 9. Oktober 1933.
1 Frenken (wie Anm. 79).
2 Freiburger Tagespost vom 9. Oktober 1933.
3 Der Minister des Kultus und Unterrichts. Betreff: Genehmigung zur Annahme ausländischer Orden. Karlsruhe,
den 17. August 1935, UAF, B 24/285.
4 Der Alemanne vom 13. Juni 1935.
5 Der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg an Herrn Geheimrat Professor Dr. Finke. Freiburg, den 13. Juni 1935,
StadtAF, C4/II/25/14.
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