http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0163
Betrieben wurde das Friedrichsbau-Kino von dem Elsässer Josef Hansberger - bzw. von dessen
Witwe -, der offenbar schon einige Kinos im Kaiserreich und in Basel leitete und eine
„Aktiengesellschaft für Kinematographie und Filmverleih" in Straßburg besaß.16 Bereits Ende
1912 wurde es von der „Lichtspieltheater zum Friedrichsbau GmbH" mit wechselnden Leitern
geführt: Im Adressbuch für 1913 wird Carl Heinz als Direktor genannt, 1914 Ludwig Goebel,
ab Ende 1915 leitete Alfred Flügel das Haus, der es zum August 1920 an das Zentralkino verkaufte
und bis Mitte dieses Monats noch weiterbetrieb, wie es in einer Anzeige der Freiburger
Zeitung vom 21. Juli 1920 heißt.17 Einer der letzten Filme im Programm hatte den vielsagenden
Titel „Ihr letzter Tanz" (10.-12. Juli 1920).18 Flügel wohnte weiterhin im Friedrichsbau als
Vertreter des Rheinischen Monopolfilm-Verleihs.19 In diese Zeit gehört auch ein Filmbrand am
Abend des 7. Februar 1919, von dem die Freiburger Zeitung berichtet, dass er glimpflich verlief
und die Angestellten den Brand beim Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr bereits gelöscht
hatten. Der Schaden belief sich demnach auf etwa 3.000 Mark.20
Übernahme des Friedrichsbau-Kinos als Kammer-Lichtspiele
Am 13. September 1920 wird in der Freiburger Zeitung die Eröffnung der nun unter dem
Namen „Kammer-Lichtspiele" firmierenden Filiale des Zentralkinos für den folgenden Tag
angekündigt. Sie seien eine Sehenswürdigkeit Freiburgs, da bei der künstlerischen Ausgestaltung
des Raumes der expressionistische Stil zum ersten Mal (in einem süddeutschen Theater)
in hochkünstlerischer und anheimelnder Weise zum Ausdruck gebracht wurde. Der Film
„Darwin - das Welträtsel" war das erste Programm nach der Übernahme durch das Zentral, das
den „Großen Coup" mit Harry Piel spielte; beide Kinos inserierten nun unter dem Namen
„Vereinigte Lichtspiele Freiburg". Daneben macht sich die Annonce des Weltkinos mit „Das
alte Lied" fast etwas dürftig aus. Wie ein Menetekel ist in allen vier Ecken der Zeitungsseite
eine kleine Anzeige abgedruckt „Casino Lichtspiele" und „Eröffnung in den nächsten Tagen":
Der Wettbewerb um die Gunst der Besucher ging weiter, aber auch die Zentralisierung.21 Denn
das Weltkino wurde 1921 ebenfalls vom Zentral übernommen und den „Vereinigten Lichtspielen
Freiburg" einverleibt, die nun mit den Namen Centrai-Theater CT, Kammer-Lichtspiele
KL und Union-Theater UT gemeinsam warben, während die neuen Casino-Lichtspiele eigenständig
blieben. Aber die schwierige Wirtschaftslage forderte auch hier ihren Tribut: Ab Anfang
1922 gab es nur noch zwei Kinos in Freiburg: das Zentral und das Casino, die sich nun zeitweise
als „Vereinigte Lichtspiele" vorstellten.22 Das Kino im Friedrichsbau blieb zunächst im Dornröschenschlaf
, hatte es doch schon vor der Schließung die geringsten Besucherzahlen unter den
Freiburger Filmtheatern. So hatte im Jahr 1918 das Zentral 323.858 Besucher, das Weltkino
immerhin noch 199.173, während das Friedrichsbau-Kino nur von 49.600 Personen besucht
wurde.23
Burkhardt (wie Anm. 3), S. 95, nennt Henriette Hansberger, Witwe des Restaurateurs Johann Josef Hansberger
in Mühlhausen.
17 Freiburger Zeitung vom 21.7.1911, 1. Blatt, S. 3.
18 Ebd. vom 10.7.1920, 1. Blatt, S. 4.
19 Freiburger Adressbuch 1921 ff.
20 Freiburger Zeitung vom 9.2.1919, 1. Blatt, S. 2.
21 Ebd. vom 14.9.1920, 1. Blatt, S. 4.
22 Volkswacht vom 27.12.1921, S. 6, nennt noch vier Kinos und vom 7.1.1922, S. 6, nur noch zwei (die Internetausgabe
der Freiburger Zeitung für Ende 1921 fehlt).
23 StadtAF, C4/XII/39/6.
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