http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0165
die Liquidatoren.33 Möglicherweise spielte hier auch die verstärkte Konkurrenz durch die Eröffnung
des Kinos in der Harmonie 1927 und des Lichtspielhauses Wiehre (später Union-Kino)
1929 eine Rolle.
Nun übernahm die Stuttgarter Palast-Lichtspiele A.G. unter der Leitung des Filmpioniers
August Daub das Friedrichsbau-Kino zum 1. April 1930. Zur Neueröffnung wurde im nun entsprechend
umgerüsteten Haus als erster Tonfilm und zeitgleich mit der Deutschland-Premiere
in Berlin „der erste 100 % Farben-Tonfilm Cilly" gezeigt, eine amerikanische Musikrevue von
Florenz Ziegfeld.34 Der Friedrichsbau gehörte damit 1930 neben dem Zentral zu den 830 deutschen
Kinos (=16 %), die für Tonfilm ausgerüstet waren.35
Die Palast-Lichtspiele A.G. entwickelte sich zu einem der größten süddeutschen Filmtheaterkonzerne
und Konkurrenten der staatlich geförderten Ufa, die in Freiburg zwar seit 1930 ein
Kinoprojekt zu verwirklichen suchte, damit aber scheiterte.36 Auch die kunst-politische Ausrichtung
Daubs war nicht im Sinne der inzwischen an die Macht gekommenen NSDAP.
Während Goebbels mit allen Mitteln die Auffuhrung des Antikriegs-Films „Im Westen nichts
Neues" nach Remarques Roman zu verhindern suchte, lief dieser Film in den Kinos der Palast-
Lichtspiele A.G.,37 allerdings nicht hier im Freiburger Friedrichsbau, wo nur am 23. Juni 1931
ein ähnlicher, aber weniger gehaltvoller Film, „Westfront 1918", gezeigt wurde (die Remarque-
Verfilmung war in Freiburg stattdessen ab 29. Dezember 1932 im kleinen Union zu sehen).38
Aber im Friedrichsbau-Kino wurde auch am 28. September 1933 in einer Festvorstellung der
Film „Hitlerjunge Quex" gezeigt; der Reinerlös der Aufführung wurde Oberbürgermeister Dr.
Kerber übergeben, der ihn der Volkswohlfahrt überweisen ließ.39 Und am Abend des 17. August
1934 wurde auf Anordnung der Kreisleitung in alle Kinos um 20.30 Uhr die Rede des „Führers"
Adolf Hitler übertragen und anschließend das reguläre Programm gezeigt, beim Friedrichsbau
war das der Ufa-Film „Ein Mann will nach Deutschland", der die Flucht deutscher Internierter
aus einem Lager in Südamerika zeigt.40
Erneuter Umbau mit Dekorationen im „Geist der Zeit"
Ganz im herrschenden Zeitgeist wurde in der Freiburger Zeitung vom 8. Oktober 1936 der neuerliche
Umbau des Friedrichsbau-Kinos interpretiert: Unter dem Titel „Neues Gesicht des
Friedrichsbau-Hauses. Germanische Kultur in einem modernen Lichtspieltheater" berichtete sie
über die Baumaßnahmen.41 Noch ausführlicher ließ sich das NS-Blatt „Der Alemanne" über die
Neuerungen aus. In einer mehrseitigen Sonderbeilage wurden nicht nur die baulichen Verbesserungen
genannt, die über 70 Arbeiter in mehr als 30.000 Arbeitsstunden geschaffen hätten:
die größere Eingangshalle, die anstelle eines vormaligen Haushaltsgeschäfts entstand, die bessere
Erreichbarkeit der Plätze auf den Rängen sowie die breiteren Treppen, die Vergrößerung
des Theaterraumes und der Bildfläche sowie die neue Weiträumigkeit, die aus dem Kintopp ein
Film-Theater gemacht habe. Detailliert wurde die Ausgestaltung des neuen Foyers beschrieben
: die Fresken von Kunstmaler Heinrich Wittmer aus dem frühgermanischen Volksleben
Handelsregister (wie Anm. 27) Eintrag vom 22.12.1930, nach: Amtliche Handelskammer-Nachrichten, 10.
Jahrgang, Freiburg Nr. 2 vom 15.1.1931, S. 16.
Freiburger Zeitung vom 1.4.1930, 1. Morgenblatt, S. 4.
Kutter (wie Anm. 2), S. 55.
StadtAF, C4/I/26/5.
Herbert Spaich: Von Atlantis bis Urania. Filmtheater in Baden-Württemberg, Gerlingen 2003, S. 11.
Freiburger Zeitung vom 30.12.1932, 1. Blatt, S. 4.
StadtAF, C4/XVII/19/14.
Freiburger Zeitung vom 17.8.1934, 1. Blatt, S. 2 und 8.
Freiburger Zeitung vom 8.10.1936, Abendausgabe, S. 6.
163
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0165