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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 165
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0167
Der Kinobetrieb in den Jahren des Zweiten Weltkrieges

Da Freiburg zunächst von äußeren Auswirkungen des Kriegs weitgehend verschont blieb,
konnte auch das Lichtspielwesen nahezu unbeeinträchtigt weiterlaufen. Erst nach der Katastrophe
von Stalingrad verordnete das Propagandaministerium eine Schließung aller Kinos und
sonstigen Unterhaltungsstätten für die Zeit vom 4. bis 6. Februar 1943.46 Danach ging der Kinobetrieb
offenbar normal weiter, auch wenn es merkwürdig erscheint, dass auf den Zeitungsseiten
neben vielen Todesanzeigen gefallener Soldaten auch die alltäglichen Anzeigen der Filmtheaterprogramme
erscheinen.

In diese Zeit fiel die von der NS-Reichsfilmkammer verordnete Teilverstaatlichung der
Kinos in Deutschland im „Rahmen der nationalsozialistischen Neuregelung des deutschen
Filmschaffens".47 Nunmehr durften juristische Personen wie etwa die Palast-Lichtspiele A.G
.keine Kinos mehr führen, ein einzelner Besitzer nur noch maximal vier Lichtspieltheater selbst
leiten, alle anderen Kinos gingen in den Besitz einer Reichstheatergesellschaft über, die der
Ufa-Holdinggesellschaft Ufi unterstellt war.48 Daher wurden auch die Friedrichsbau-Lichtspiele
aus dem Konzern der Palast-Lichtspiele A.G. in Stuttgart mit seinen bisher 21 Filmtheatern
herausgenommen und erhielten mit Gustav Hahn einen neuen Ufa-Spielleiter. Im „Alemannen"
vom 29. März 1943 heißt es dazu lapidar: neuer Besitzer des Friedrichsbaus ist die Deutsche
Lichtspieltheater GmbH in Berlin [...] Friedrich Schmid, der langjährige Leiter dieses Hauses,
schied aus, um sich seinem eigenen Filmtheater (Zentraltheater) zu widmen'*9 aber bereits seit
dem 25. März trugen die Kinoanzeigen den Namen „Ufa-Friedrichsbau".50

Ein Grundrissplan aus dem Jahre 1943 zeigt, wie man sich auch hier auf die Gefahren drohender
Luftangriffe vorbereitete (Abb. 4): im hinteren Teil des Parkettraumes sind zu den
Kellern der Nachbargebäude Mauerdurchbrüche eingezeichnet, die als Fluchtwege aus dem
Kino gedacht waren, falls der Friedrichsbau durch Bomben zerstört und die Ausgänge durch
Trümmer verschüttet und unpassierbar geworden wären.51

Neu waren im Jahre 1944 in Freiburg die geschlossenen Vorstellungen am Donnerstagabend
in allen Kinos für die Wehrkameradschaften, hierbei gab es keinen freien Kartenverkauf für
andere Besucher.52

Auch in der letzten Novemberwoche 1944 hatten die fünf Freiburger Lichtspielhäuser ihre
Programme normal angekündigt: Im Friedrichsbau spielte man die Kriminalkomödie „Sieben
Briefe", im Zentral den Spionagefilm „Kora Terry" und in den anderen Kinos lief „Der blaue
Schleier" (Casino), „Hundstage" (Harmonie) sowie „Mein Mann darf es nicht wissen" (Union
).53 Aber am Montag, den 27. November 1944, kam das Ende zumindest für das Zentral, das
beim großen Luftangriff völlig zerstört wurde und mehrere Tote unter den Besuchern zu beklagen
hatte. Auch die anderen Filmtheater scheinen bis zum Ende des Jahres nicht mehr gespielt
zu haben, denn es gibt in den Notausgaben des „Alemannen" keine Kinoprogramme mehr. Erst
Ende Dezember wurde im Union wieder ein Film angezeigt („Die kleine Residenz") und ab 2.
Januar 1945 lief im Friedrichsbau in zwei Nachmittagsvorstellungen „Sieben Briefe" wie schon
vor dem Luftangriff.54 Außerdem wurden ab 14. Januar 1945 im Friedrichsbau auch literarische

46 Der Alemanne vom 4.2.1943, S. 6.

47 Hans Traub: Die Ufa. Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des deutschen Filmschaffens, Berlin 1943, S. 114.

48 Boguslaw Drewniak: Der deutsche Film 1938-1945, Düsseldorf 1987, S. 616.

49 Der Alemanne vom 29.3.1943, S. 4. Vgl. Staatsarchiv (StAF), D 180/2 Nr. 152316.

50 Der Alemanne vom 25.3.1943, S. 4.

51 Wirtschaftsarchiv Stuttgart, Y 25 Nr. 4473.

52 Der Alemanne vom 5.10.1944, S. 4

53 Ebd. vom 25.11.1944, S. 4.

54 Ebd. vom 28.12.1944, S. 4 bzw. vom 2.1.1945, S. 4.

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