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fand am 8. September 1950 im Friedrichsbau die Uraufführung des „Schwarzwaldmädels" statt,
des wohl erfolgreichsten deutschen Films, den in zehn Tagen 43.359 Besucher im Friedrichsbau
und im Harmonie-Kino sahen, also beinahe jeder dritte Freiburger (Abb. 5).71
Am 26. Januar 1951 zeigte der Friedrichsbau für eine Woche „Die Sünderin", einen Film,
der als der größte Kinoskandal in der bundesrepublikanischen Kinogeschichte bezeichnet
wurde. Danach ging er in die Verlängerungswoche in den Kandelhof.72
Die Auseinandersetzung um den Film „Hanna Amon" von Veit Harlan, der zu großen Protesten
und einem massiven Polizeieinsatz und letztlich zu einem Aufführungsverbot durch den
badischen Ministerpräsidenten Wohleb führte, ist für den Januar 1952 zu vermelden.73 Erstaunlicherweise
scheint die für den 12. November 1954 angekündigte Aufführung des Harlan-
Filmes „Die goldene Stadt" im Friedrichsbau und Kandelhof ohne Proteste über die Leinwand
gegangen zu sein.74
Die Jahre des Wirtschaftswunders und ihre Filme im Friedrichsbau
Ab Anfang 1954 leitete nun für über dreißig Jahre Hans Weidner die Friedrichsbau-Lichtspiele.75
Er konnte im Folgejahr wieder das alleinige „Hausrecht" übernehmen, nachdem im Keller der neu
gebauten französischen Kommandantur ein eigenes großes Kino für die französischen Soldaten
eröffnet worden war. „ENDLICH FREI" hieß es in den Anzeigen des Freiburger Wochenberichts
und der Badischen Zeitung zur gänzlichen Freigabe des Friedrichsbau-Kinos für deutsche Besucher
am 22. März 1955. Als Eröfiftiungsprogramm für das in den Monaten zuvor bei laufendem
Betrieb überholte Filmtheater lief „Des Teufels General". Die für Freiburg ungewöhnliche Lage
des Vorführraumes im Tiefgeschoss wurde in der Presse gelobt, denn so sei es ohne besonderen
Aufwand im Sommer angenehm kühl, im Winter dagegen leichter warm zu halten.76
Wie schon einmal in den Zwanziger Jahren gab es auch 1955/56 einen Kampf um die Erhöhung
der Vergnügungssteuer für die Lichtspielunternehmen, der nun seinen Niederschlag in Anzeigen im
Freiburger Wochenbericht fand.77 Letztlich wurde diese Steuer aber erst 1970 aufgehoben.
Der Film „Die lockende Venus", der am 23. Juni 1955 in den Friedrichsbau kam, erregte wegen
der Werbung einigen Anstoß und Erörterungen in den Gremien der Stadt, es gab aber keine Maßnahmen
dagegen, auch das Plakat konnte letztlich bleiben (Abb. 6).78
Keine Proteste waren am 23. September 1955 zu erwarten, als die kleine Cornelia Froboess in
allen vier Vorstellungen von „Laß die Sonne wieder scheinen" anwesend war.79
Wiederum ganz anders ging es dagegen am Abend des 20. und 21. September 1958 zu, als Toni
Sailer anlässlich der Auffuhrung des Filmes „Der schwarze Blitz" zu Autogrammstunden ins Foyer
71 Ulrike Näther: Schwarzwaldmädel: „Pionier der guten Laune", in: Schwarzwaldmädel. Ein Motiv bewegt die Zeit,
Katalog zur Begleitausstellung zur großen Landesausstellung „Vom Minnesang zur Popakademie", Bruchsal 2010, S.
39ff.
72 Badische Zeitung vom 25.1.1947, S. 12, und vom 1.2.1947, S. 12; Christa Bandmann/Joe Hembus: Klassiker
des deutschen Tonfilms 1930-1960, München 1980, S. 164.
73 Bernd Boll: Kultur in Freiburg 1945-1952, in: Zerstörung und Wiederaufbau in Freiburg 1944-1994,
Begleitbuch zur Ausstellung von Stadtarchiv und Augustinermuseum anlässlich des 50. Jahrestags der Zerstörung
Freiburgs im Luftkrieg am 27. November 1944, hg. von der Stadt Freiburg, Waldkirch 1994, S. 187; Ulrike
Rödling: Protest gegen Nazi-Regisseur endete mit Prügeln, in: Badische Zeitung vom 21.8.1999, S. 29; Dies.:
Protest gegen Nazi-Regisseur mit Gummiknüppeln niedergeschlagen, in: Freiburger Almanach 2003, S. 129-134.
74 Freiburger Wochenbericht vom 11/12.11.1947, S. 3.
75 StadtAF, C 5/2247.
76 Freiburger Wochenbericht vom 24/25.3.1955, S. lff.; Badische Zeitung vom 25.3.1955, S. 10.
77 Freiburger Wochenbericht vom 24/25.3.1955, S. 9.
78 Ebd. 22/23.6.1955, S. 3; StadtAF, D. So. Generalia 203.
79 Freiburger Wochenbericht vom 22/23.9.1955, S. 1 und 3.
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