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ende 1985 folgte auch die traditionsreiche Harmonie, die beide von Robert Ihli, dem einzigen verbliebenen
Freiburger Kinobesitzer geleitet worden waren.108
1985 ging Theaterleiter Weidner in den Ruhestand, sein Nachfolger Hans Kuttler betreute das
Friedrichsbau-Kino nun von der Karlsruher Niederlassung der Palast-Betriebe aus.109
Im Herbst 1987 begann eine umfassende Renovierung und Neugestaltung des gesamten Friedrichsbaukomplexes
. Dabei stellte man fest, dass alte Holzbalkendecken aber auch Betondecken aus
statischen Gründen ersetzt werden mussten. Dies führte zur vorübergehenden Schließung des
Apollo 1 vom 9. bis 29. Juni 1988, die Vorführungen in den anderen Friedrichsbau-Kinos konnten
wegen der Arbeiten in dieser Zeit erst am Abend beginnen.110
Der Friedrichsbau - ein ruhender Pol in unruhiger Kinozeit
Inzwischen war anstelle der alten Harmonie-Lichtspiele 1992 nach Jahren des Streits um die
Nutzung des Geländes und langen, vom Denkmalschutz begleiteten Bauarbeiten das neue Harmonie
-Kinocenter mit sechs Sälen von der Ufa eröffnet worden.111
Nachdem aber das Ufa-Kinocenter im Stadttheater (Kurbel und Kamera) 1994 nach Ablauf der
Pacht geschlossen worden war,112 eröffnete nun die Cinemaxx-Gruppe 1997 direkt neben dem
Theater ein neues Großkino mit 2.089 Plätzen in neun Sälen,113 während die Ufa 1998 am neuen
Hauptbahnhof ihren Ufa-Palast mit 1.627 Plätzen und sieben Leinwänden eröffnete, dafür aber die
anderen in der Stadt verbliebenen Ufa-Kinos bis auf das neue Harmonie-Center schloss.114 Dieser
ruinöse Konkurrenzkampf blieb nicht ohne Folgen: der erst drei Jahre alte Ufa-Palast am Bahnhof
wurde 2001 wieder geschlossen;115 im Folgejahr ging die Ufa in Insolvenz.
In dieser Zeit des Machtkampfes der Kinogiganten übernahm 1998 Michael Wiedemann den
Betrieb von Friedrichsbau und Kandelhof von den Palast-Betrieben, die sich nun hauptsächlich auf
ihre Kinopolis-Center konzentrierten und einige ihrer Innenstadtkinos aufgaben.
Wiedemann war schon in den 1970er-Jahren bei den Ufa-Theatern in Freiburg beschäftigt,
wechselte 1988 in die Ufa-Zentrale nach Frankfurt, von wo er 1995 nach Kaiserslautern ging, um
das dortige Union-Kino zu leiten.116
Nun wurde das Programm allmählich umgestellt vom bisherigen „Mainstream"-Programm auf
ein anspruchsvolleres „Arthouse"-Angebot. Neu eingeführt wurden die „Pay-after-Vorführungen",
bei denen die Besucher selbst den Eintrittspreis nach dem Besuch des Filmes bestimmen, und seit
2003 gibt es das Filmfest, zu dem auch deutsche und internationale Künstler und Regisseure nach
Freiburg kommen.117 Für ihre Kinoangebote erhielten die Friedrichsbau-Lichtspiele seither viele
Auszeichnungen, darunter Ende 2007 den „European Programming Award" für das beste Kinoprogramm
Europas.118
Nach 100 Jahren klassischer Filmvorführung mit ratternden Projektoren hat nun auch im
Friedrichsbau das digitale Zeitalter seinen Einzug gehalten. Noch wird es finanzieller, technischer
und organisatorischer Anstrengungen bedürfen, bis die neue Technik voll installiert sein wird, aber
der Weg in die cineastische Zukunft ist eingeschlagen.
108 Ebd. vom 31.12.1985, S. 22.
109 Freiburger Wochenbericht vom 3.1.1986, S. 4.
110 Ebd. vom 9.6.1988, S. 3.
111 Badische Zeitung vom 26.11.1992, S. 31; Freiburger Wochenbericht vom 25.11.1992, S. 8f.; Freiburger
Stadtkurier vom 25.11.1992, S. 12f.
112 Freiburger Wochenbericht vom 28.9.1994, S. 3, und vom 5.10.1994, S. lf.
113 Ebd. vom 19.10.1997, S. 4f., und vom 22.1.1997, S. 1.
114 Ebd. vom 1.3.1998, S. 2, vom 8.3.1998, S. 1, S. 16; Badische Zeitung vom 11.3.1998, Lokalseite 3.
115 Freiburger Wochenbericht vom 29.3.2001, S. 27.
116 Badische Zeitung vom 11.8.2011, S. 22, und vom 12.8.2006, S. 28.
117 Ebd. vom 22.8.2012, S. 20.
118 CINE ! ART (Programmzeitschrift des Friedrichsbau-Kinos) 66, Januar 2008, S. 3, und 69, April 2009, S. 3.
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