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Abb. 2 Oberbürgermeister Eugen Keidel mit dem abgewählten Bundeskanzler Helmut Schmidt und dem SPD-
Kandidaten Rolf Böhme vor dem Freiburger Rathaus am 14. Oktober 1982 (StadtAF, M 75/1 Pos.K. 5
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wind", der aus Stuttgart wehte. Die Erklärung von CDU-Ministerpräsident Lothar Späth am 13.
Oktober 1982 im Landtag von Baden-Württemberg, vier Tage vor der Oberbürgermeisterwahl,
das Kernkraftwerk Süd, gemeint war das AKW Wyhl, müsse nach dem jetzigen Stand der Dinge
gebaut werden, beförderte die Erfolgsaussichten seines Freiburger Parteifreunds sicher nicht;40
mochte doch mancher Wähler, der gegen das geplante Atomkraftwerk war, für Böhme stimmen,
obwohl dieser in der Nachrüstungsfrage auf der Linie Helmut Schmidts lag. Jedenfalls hätte in
diesem Kontext ein optimales „Timing" anders ausgesehen, sodass von Ungern-Sternberg noch
Jahrzehnte später feststellen konnte, Wyhl habe seinem Rivalen „in die Karten gespielt".41
Den letztlich wohl entscheidenden Rückenwind erhielt der SPD-Kandidat wenige Tage vor
der Wahl dagegen aus Bonn in der Folge des Endes der sozialliberalen Bundesregierung.
Teilweise unterschiedliche Akzente zeigten sich jedoch bei der Beantwortung der Frage, wie
der Anteil Schmidts an dem Erfolg Böhmes einzuschätzen war. Zweifellos besaß der Zeit(histo-
rische)-Faktor eine nicht geringe Bedeutung: Wenn man so will, war die für den Kanzler ja sehr
bittere Entwicklung für Böhmes Last-Minute-Wahlkampfmanagement ein unerwarteter
40 Landtag von Baden-Württemberg, 8. Wahlperiode, Protokoll über die 53. Sitzung vom 13. Oktober 1982, S. 4025-
4038, 4065-4076 und 4093f. (Zitat: S. 4066). Zu den Auseinandersetzungen um das geplante Kernkraftwerk Wyhl
siehe Helmut Köser: Bürgerinitiativen in der Regionalpolitik, in: Bürgerinitiativen und repräsentatives System,
hg. von Bernd Guggenberger und Udo Kempf, Opladen 21984, S. 276-294.
41 Röderer (wie Anm. 3), S. 22.
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