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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 194
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0196
Rüdiger Hitz: Entstehung und Entwicklung des Tourismus im Schwarzwald. Das Beispiel Hochschwarzwald
1864-1914 (Alltag & Provinz 14), Schillinger Verlag, Freiburg 2011, 443 S., zahlr. Abb.

Reisen in und durch den Schwarzwald bedeuteten lange Zeit kein Vergnügen. Wie das Reisen dorthin zum
Vergnügen wurde, genauer die Entstehung des Tourismus im Hochschwarzwald und seine Entwicklung bis
zum Ende des Ersten Weltkriegs untersucht die Freiburger Dissertation von Rüdiger Hitz.

Ein einleitendes Kapitel gibt einen breit gefächerten Überblick über die allgemeinen - strukturellen, ideengeschichtlichen
und gesellschaftlichen - Voraussetzungen, von der Verlagerung der Wirtschaftszentren
infolge der Industrialisierung bis zur Gewährung von Urlaubs- und Erholungstagen für Beamte, Angestellte
und schließlich auch Arbeiter an der Wende zum 20. Jahrhundert, und von der Sehnsucht nach den Bergen
vor allem der Schweiz am Ende des 18. Jahrhunderts bis zu den Malern und Schriftstellern des 19. Jahrhunderts
, die ein „malerisches" Image des Schwarzwalds produzierten (S. 17 und 28). In den folgenden
Kapiteln werden dann fünf Themenkomplexe eingehender beleuchtet: Die Entstehung einer Verkehrsinfrastruktur
, Tätigkeit und Ausrichtungen des Schwarzwaldvereins und der kommunalen Tourismusforderung
, die Formierung einer Tourismuslandschaft in St. Blasien und auf dem Feldberg, und schließlich die
Entstehung des Wintersports.

Am Anfang stand das Engagement des badischen Staats im Straßen-, Wege- und dann auch Eisenbahnbau
, mit dem das ältere Postkutschenwesen auf Zubringerdienste beschränkt wurde. Diese Maßnahmen, so
Hitz' erste These, waren nicht für den Tourismus, sondern zur Entwicklung des neu vereinten Landes
gedacht, schufen aber eine Infrastruktur, auf die er aufsetzen konnte. Dazu rechnet Hitz auch ausdrücklich
den Bau der Höllentalbahn, in dessen Vorfeld, wie er gegenüber der bisherigen Forschung betont, vor allem
wirtschaftliche Aspekte diskutiert wurden (S. 69-74). Mit der Schaffung eines Wanderwegsystems mit
Wanderzielen und Aussichtspunkten, der Umwandlung von Almhütten zu Gasthöfen oder der Etablierung
eines Kurbetriebs entstand die eigentliche touristische Infrastruktur. Getragen wurde diese Entwicklung,
dies ist Hitz' zweite These, vor allem von lokalen Initiativen, dem Schwarzwaldverein und einer kommunal
verankerten Tourismusforderung, die sich aber bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zumindest des
Wohlwollens und der Förderung durch die badische Staatseisenbahn sicher sein konnte, während der badische
Staat sich hier zunächst zurückhielt. Das Gefühl des Abgehängtwerdens von den neuen Verkehrsströmen
und die Konkurrenz zur Schweiz waren immer wieder Motoren für die Fortentwicklung des Tourismus
; der Wintersport orientierte sich dagegen vor allem am Vorbild Norwegens. Überraschend erscheint
die Professionalität, mit der man beispielsweise den Schwarzwald in überregionalen Zeitungen bewarb,
und die enorme Dynamik, die sich an Orten wie Titisee (wo man diese Dynamik unterschätzend den Bahnhof
zunächst auf der falschen Seite errichtet hatte, S. 82) oder auf dem Feldberg entfaltete. Ausgesprochen
aktuell mutet die Debatte über stählerne Aussichtstürme in der Landschaft an (S. 105f).

Die Untersuchung, die zu einem großen Teil auf archivalischen Quellen aufbaut, ist mit der Untergliederung
in Einzelthesen und Zwischenresümees sehr diszipliniert organisiert und gut lesbar geschrieben.
Kapitel E, das sehr ins Detail geht, weist allerdings einige Längen auf. Nur die eigentlichen Protagonisten
des Tourismus, die Touristen, kommen so gut wie gar nicht zu Wort. Die Perspektive bleibt konsequent den
Grundlagen des Tourismus und der Tourismusforderung verpflichtet. An diesem, bisher nahezu unerforschten
Thema gelingt es Hitz, einen wichtigen Strukturwandel aufzuzeigen, der die Weichen für die Entwicklung
einer ganzen Region bis in die Gegenwart hinein stellte; und das nicht nur für den Hochschwarzwald,
sondern auch für die „Wohlfühlstadt'4 Freiburg, wo man zumindest in der Ära von Oberbürgermeister Winterer
unter Tourismusförderung auch immer das Werben um Dauergäste verstand. Umso bedauerlicher ist
es, dass das Buch vom Schillinger Verlag eine wenig ansprechende Aufmachung (inklusive fehlendem
Register!) erhalten hat. Clemens Joos

„Ich habe es getan." Aspekte des Widerstandes aus heutiger Sicht, hg. vom Haus der Geschichte Baden-
Württemberg, G. Braun Buchverlag, Karlsruhe 2011, 206 S., Abb.

Im Mittelpunkt des Sammelbandes über widerständiges Handeln im Südwesten in der NS-Zeit steht Georg
Elser, der am 8. November 1939 im Münchener Bürgerbräukeller eine selbstgebastelte Bombe zur Explosion
brachte. Hitler hatte den Raum nur wenige Minuten zuvor verlassen. Die Detonation war so heftig, dass acht
Personen getötet und viele andere verletzt wurden. Den Attentäter fasste man kurz vor Erreichen der Schweizer
Grenze. Nur wenige Tage vor Kriegsende ist Georg Elser auf Befehl des Gestapochefs Heinrich Müller im KZ
Dachau ermordet worden (Beiträge von Thomas Schnabel, Manfred Maier und Rainer Blasius).

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