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zurückging, blühten die Aktivitäten am Schauinsland auf. Die Lagerstätte Glottertal dürfte unter der
Bezeichnung „des herzogen berge" schon seit etwa 1200 für die Wirtschaftskraft und Machtentfaltung der
Herzöge von Zähringen von Bedeutung gewesen sein.
Der erste Beitrag von Klaus Schneider (S. 7f), dem Entdecker vieler Bergbauspuren, beleuchtet die
Anfänge der Bergbauforschung schon vor etwa 50 Jahren. Diese ersten Ansätze und Aktivitäten von interessierten
Privatleuten am Ort sind zunächst den interessierten Kreisen in der Umgebung und in Freiburg
kaum bekannt geworden. Neben Vorträgen und Exkursionen wurden bereits Stollen im Gelände gesucht
und auch geöffnet.
Ein Autorenteam (Andreas Haasis-Berner, Dieter Geuenich, Bernhard Hoch, Klaus Schneider und Hubert
Strecker) beschreibt zunächst die früheste Geschichte ab der Steinzeit und weist auf einige Neufunde
der Römerzeit und offenbar der Merowingerzeit hin. Im Frühen Mittelalter ist das Glottertal eng mit dem
Mauracher Berg bei Denzlingen verbunden, der inzwischen neu erforscht wird. Etwa um 1112 wird Glottertal
erstmals im Rotulus Sanpetrinus erwähnt - der Anlass des Jubiläums.
Die Beschreibung der Herrschaftsgeschichte der einzelnen Teilgemarkungen und der frühen kirchlichen
Verhältnisse bietet sowohl dem Geschichtsforscher als auch dem Kirchenhistoriker einige Neuigkeiten.
Nach einem kurzen allgemeinen Überblick über den Bergbau im Schwarzwald und speziell in den
Nachbarrevieren (S. 29-34) folgt eine Kurzbeschreibung der wichtigsten Bergbauspuren im Glottertal,
dann der Erzaufbereitung und Verhüttung. Es folgt (S. 43) der Urgraben - der 22 km lange Hangkanal war
früher nur im Hinblick auf den Bergbau im benachbarten Suggental interpretiert worden. Inzwischen konnte
Andreas Haasis-Berner zwei Bauetappen des Kanals unterscheiden. Eine kürzere Version (angelegt um
1265) verlief in ihrem letzten Abschnitt zunächst zum Revier im Glottertal. Erst die zweite Phase - die mit
der bekannten Urkunde von 1284 in Zusammenhang zu bringen ist - führte auch Wasser ins Suggental. Um
ausreichend Wasser zur Verfügung zu stellen, wurde der Kanal und damit sein Einzugsbereich erheblich
nach Osten erweitert. Der Urgraben stellt damit wohl den frühesten und größten Kanal für Bergbauzwecke
dar und bietet gleichzeitig einen Hinweis auf die älteste nachweisbare Wasserhebeanlage des mittelalterlichen
Europa. Damit ist hier ein technikgeschichtliches Kulturdenkmal allerersten Ranges erhalten geblieben
. Sogar einer seiner Schöpfer, der „meister Cunrad Rotermellin", lässt sich benennen. Ein Mitglied dieser
Familie von Wasserbauspezialisten lässt sich dann 1315 im Iglau (Jihlava in Mähren) nachweisen - ein
frühes Beispiel der Globalisierung Schwarzwälder Unternehmen. Nach 1351 versiegen die Schriftquellen
über diese innovativen Experten. Bei der im Glotter- und Suggental eingesetzten „Wasserkunst" wird es
sich um Kannenwerke (S. 95, Abb. 41) gehandelt haben.
Nach den Ausführungen zur Siedlung der Bergleute (S. 55-58) folgt die Urkunde von 1289, die die
Holzversorgung des Reviers durch die Nutzung des Mooswalds sicherstellte. Durch eine chronikalische
Überlieferung wird jedoch deutlich, dass 1288 ein verheerendes Unwetter das Suggentaler Bergwerk betraf
und Opfer forderte. Der Glottertäler Teil des Reviers konnte weiter Erz fördern, wurde jedoch durch eine
Fehde im Jahre 1297 zerstört (S. 61 f.). Danach sind kaum mehr Hinweise auf den Bergbau von Blei und
Silber bekannt; andere Spuren betreffen meist die Förderung von Eisenerz.
Wichtig ist der Hinweis (S. 68), dass der frühe - bis um 1300 beendete - Teil des Münsters von Freiburg
gerade nicht aus dem (auf den Glasfenstern dargestellten) Bergbau am Schauinsland finanziert worden sein
kann. Hingegen sind hier Reviere am Schwarzwaldrand - u.a. St. Ulrich und eben das Glottertal - anzunehmen
.
Alle diese spannenden Bereiche werden durch schöne Karten, die durch die schiere Anzahl der
Bergbaurelikte überwältigen, und durch Farbbilder der eindrucksvollen Bergbauspuren sowie der
Erzmahlsteine illustriert, die von der einstigen mühevollen Arbeit zeugen. Hinzu kommen Beispiele der
datierenden Keramik und der bei der Verhüttung angefallenen Schlacken, es folgt ein großes Literaturverzeichnis
.
Im zweiten Teil (ab S. 103) beschreibt der Geologe Wolfgang Werner ausführlich das neue Revier. Auf
die geologische Übersicht zur Entstehung des Schwarzwalds und des Glottertals folgen die Entstehung der
Erzgänge und ihre Silbergehalte. Die Gänge werden einzeln beschrieben, dann wird die große Bedeutung
des Reviers aus der Größe und Vielzahl der Bergbauspuren bewertet. Auch dieser inhaltsreiche Teil ist mit
Zahlen und Tabellen belegt und zahlreichen farbigen Karten illustriert. Hinzu kommen schematische
Schnitte der Erzgänge, einige Untertagebilder von Sexau und Suggental, ein durch Wegebau angeschnittener
Gang im Glottertal, Bilder der wichtigsten Mineralien sowie weitere Geländeaufnahmen. Ein reichhaltiges
Literaturverzeichnis erschließt weitere Zugänge ins Thema Bergbau und Lagerstättenkunde. Ein
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