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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
131.2012
Seite: 209
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2012/0211
Bildmaterial vom Hofgut der Margets überliefert ist, u.a. eine Vielzahl an historischen Flaschenetiketten.
Es wurde bewusst ein populärer Schreibstil gewählt (S. 6), was wohl erklärt, dass auf die Abbildung von
handschriftlichen Dokumenten weitgehend verzichtet wurde - was Leser vermissen dürften, die selbst mit
Quellen arbeiten. Gerade die Vielzahl an Privatbriefen macht da neugierig. Verdienstvoll dagegen ist, dass
auf Endnoten nach jedem Kapitel und auf ein Literaturverzeichnis nicht verzichtet wurde.

In Form einer „dichten Beschreibung" ist Walter Hochreiter mit seinem Buch über das Hofgut Marget
gelungen, einen Ausschnitt aus dem Leben im Markgräflerland nachzuzeichnen, der in seinen Grundkonstanten
als exemplarisch für die gelungene Marktanpassung eines landwirtschaftlichen Betriebs in der
Umbruchszeit des „langen 19. Jahrhunderts" gelten darf. R. Johanna Regnath

Kurt Hochstuhl: Friedrich Hecker - Revolutionär und Demokrat (Mensch - Zeit - Geschichte), Verlag
W. Kohlhammer, Stuttgart 2011, 122 S., 17 Abb.

„Wie eine sonderbare Sage" erschien dem 40-jährigen Friedrich Hecker seine Vergangenheit als Kämpfer
für Demokratie und soziale Gerechtigkeit und Revolutionsfuhrer von 1848; als „Schiffbrüchigen" bezeichnete
er sich 1851 in einem Brief aus dem amerikanischen Exil an seinen väterlichen Freund Adam von
Itzstein. Immerhin hatte er in den USA wirtschaftlich Fuß gefasst als Farmer in Belleville im Staat Illinois,
nicht weit von St. Louis, der Hauptstadt Missouris entfernt, wo sich schon nach dem Hambacher Fest
Demokraten aus Deutschland niedergelassen hatten. Hecker war nicht als Namenloser über den Atlantik
gekommen: „Ich bin empfangen worden wie seit Lafayette kein Europäer." Mehrere Tausend Menschen,
nicht nur deutsche Einwanderer, begrüßten ihn in New York. Und auch in der neuen Heimat hatte er
Gelegenheit, sich politisch zu betätigen. Er ermunterte seine Landsleute, ihre Stimme zu erheben und die
garantierten Freiheiten auch wahrzunehmen, sich gegen Sklaverei auszusprechen und am Aufbau der
Republikanischen Partei mitzuwirken. Als Oberst nahm er am Amerikanischen Bürgerkrieg teil, auf dem
Schlachtfeld allerdings immer noch Laie wie einst in Kandern und wie dort ohne Erfolg. Seine tauglichste
Waffe war das Wort.

1873, zwei Jahre nach der Vollendung der schon 1848 erstrebten deutschen Einheit, stattete Hecker der
alten Heimat einen letzten Besuch ab, wo er unvergessen war und begeistert begrüßt wurde. In Mannheim hatten
sich zu seiner Ankunft zehntausend Menschen versammelt. „Die alte magische Kraft, seine Aura lebte
erneut auf, schreibt Kurt Hochstuhl in einem der Schlusskapitel über den „Herbst des Lebens" der einstigen
Lichtgestalt der Freiheitsfreunde. In einem handlichen Bändchen informiert er umfassend über Heckers Leben,
Wünschen, Hoffen und Wirken, zeichnet ein realistisches Bild dieser schillernden Persönlichkeit und den
Mythos, der sie umgab und umgibt. Kurt Hochstuhl ermöglicht dem Leser, in Hecker mehr zu sehen als den
Freischärler mit breitkrempigem Hut, der 1848 mit dem „romantischen Reiz des vorhersehbaren Scheiterns"
gespielt und verloren hat. Er schreibt über Elternhaus, Studium in Heidelberg und München, Eheschließung
mit der Tochter eines wohlhabenden Kauf- und Handelsmannes, Freundeskreis, berufliches und politisches
Engagement des begabten Juristen. Persönliche Förderung erfuhr er durch Adam von Itzstein, den „intellektuellen
Mittelpunkt der liberalen Gesellschaft Mannheims". Zu seinen Freunden gehörten junge Liberale, die
später einen gemäßigten Weg einschlugen wie Karl Mathy, Friedrich Daniel Bassermann und Alexander von
Soiron. Der Leser gewinnt aber auch eine Vorstellung von Heckers drastischem und packenden Redestil, hört
von Eigenschaften wie Reizbarkeit, cholerischem Temperament und dem Hang zum Theatralischen. Es versteht
sich, dass der Auto als Archivar die Quellenlage transparent macht. An erster Stelle nennt er den Hecker-
Nachlass in der Western Historical Manuscript Collection, University of Missouri in St. Louis. Eine Mikrofilm
-Kopie dieses Bestandes steht seit den 1990er-Jahren im Stadtarchiv Singen am Hohentwiel zur Verfügung.

Kurt Hochstuhl stellt die Figur Hecker in die geschichtlichen Zusammenhänge seiner Zeit. Wer das
Bändchen zur Hand nimmt, kann sich über die badische Geschichte seit der Französischen Revolution bis
in die Mitte des 19. Jahrhunderts informieren. Auch für den Lebensabschnitt in den USA erläutert Kurt
Hochstuhl den Hintergrund. Da tauchen nicht nur Namen auf wie Grant und Lee, Freemont und Lincoln,
sondern auch die alter Weggefährten aus der badischen und der deutschen Revolution, allen voran Franz
Sigel und Gustav Struve. Letzterem widmet Hochstuhl ein eigenes Kapitel, überschrieben: „Das politische
Alter Ego". Die wissenschaftlich fundierte Schrift liest sich spannend. Anlass sie zu verfassen war Heckers
200. Geburtstag 2011. Im Vorwort erwähnt Hochstuhl die 1997 veranstalteten 150-Jahrfeiern zum
Gedenken an die Offenburger Versammlung von 1847 und die Revolution 1848/49, die inzwischen auch
Geschichte sind, und beantwortet die Frage, wie „Hecker, jene vorwärts stürmende, dynamische und fast

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