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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0012
Er besorgte sich einen Satz Antiqua-Schriften, wie sie besonders für wissenschaftliche Werke
gebraucht wurden. Als Leiter der Druckerei setzte er seinen Neffen Nicolas Lud ein.6

Im April 1507 veröffentlichte Gauthier Lud selbst bei dem Straßburger Drucker Johann
Grüninger die Schrift „Speculi Orbis declaratio", die Erklärung eines Astrolabiums, eines
astronomischen Instruments zur Bestimmung von Länge und Breite der Gestirne. In einer
Widmung an Rene II. kündigte er sein Verlagsprogramm an: Wir können nicht nur ausführlich
und genau die Topographie Europas darstellen, sondern auch die unbekannten Landstriche
oberflächlich anzeigen, die durch den portugiesischen König schon früher, vor der Erfindung
des Weltspiegels, entdeckt worden waren. Eine genaue und exakte Beschreibung dieser Küsten
ist aus dem Ptolemäus zu sehen, den wir bald, mit Gottes Hilfe und auf unsere Kosten, vollkommen
revidiert und großartig erweitert mit Martin Hylacomylus [Waldseemüller], den in
dieser Materie erfahrensten Fachmann, herausgeben werden. Die Beschreibung dieser Region
, die dir, erlauchtester König Rene, aus Portugal zugesandt wurde, wurde auf meine Bitte
aus der französischen Sprache von dem ausgezeichneten Dichter Jean Basin aus Sandaucourt
in elegantes Latein übersetzt [Vespucci „Quatuor Navigationes"]. Bei den Buchhändlern sind
auch einige Epigramme von unserem Philesius Vosigena [Matthias Ringmann] in der Schrift
von Vespucci in Umlauf, die der Venezianische Architekt Giovanni Giacondo aus Verona ins
Latein übersetzte [Vespucci „De ora antarctica"].

Der Humanist Matthias Ringmann

Neben Martin Waldseemüller, den Lud mit seinem humanistischen Namen „Hylacomylus"
(griechisch hyle [Wald], lateinisch lacus [See], griechisch mylos [Mühle]) nannte, nahm
Gauthier Lud den Humanisten Matthias Ringmann unter Vertrag, den er in seiner Einleitung
als unseren Philesius vorstellte. 1482 im elsässischen Eichhoffen geboren, besuchte Ringmann
wahrscheinlich das nahe gelegene berühmte Gymnasium in Schlettstadt, unter den Pädagogen
Dringenberg und später Kraton Hofmann eine Hochburg des elsässischen Humanismus. In
Heidelberg studierte er 1498 bis 1501 bei Jakob Wimpfeling, dem Autor der „Germania", der
ersten deutschen Nationalgeschichte. Zu seinen Lehrern gehörte auch Gregor Reisch, dem er
in der „Margarita philosophica" ein Epigramm widmete. Bei einem Studienaufenthalt in Paris
in den Jahren 1501 bis 1503 verbesserte er seinen lateinischen Stil bei dem italienischen Humanisten
Faustus Adrelinus, erwarb bei einem Byzantiner Emigranten Kenntnisse des Griechischen
und vertiefte seine mathematischen und kosmografischen Kenntnisse bei Faber Stapu-
lensis (Jacques Lefevre d'Etaples). Dieser bedeutende Pariser Humanist war Autor und Herausgeber
zahlreicher Werke über Arithmetik, Musik, Geometrie und Astronomie. 1503 kehrte
Ringmann in seine Heimat zurück. Über seinen Lehrer Jakob Wimpfeling kam er mit dem
Straßburger Humanistenkreis von Thomas Wolf in Verbindung. Nach einem Versuch als Lateinlehrer
in Colmar und Straßburg arbeitete er als Castigator, also Korrektor für die Straßburger
Druckereien von Johann Prüss, Johann Grüninger und Johann Knobloch. Unter dem Titel
„Julius, Der erst Römische Keiser mit seinen kriegen", gab er eine Übersetzung von Caesars
„Bellum Gallicum", „Bellum Civile" und Plutarchs „Caesaren Vita" heraus. Als gelehrter

LilianeBrion-Guerry: Jean Pelerin Viator. Sa place dans l'histoire de la perspective, Paris 1962, S. 380-
385; Albert Ronsin: L'Imprimerie humaniste ä Saint-Die au XVIe siecle, in: Refugium animae Biblio-
theca. Festschrift für Albert Kolb, hg. von Emile van der Vekene, Wiesbaden 1969, S. 382-425.
d'Avezac (wie Anm. 5), S. 66.

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