Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0014
bei der Rückgabe des Ptolemäus zukommt. Herzliche Grüße und sorge dafür, dass wir Dich
nicht vergeblich um Deine Hilfe gebeten haben. Martin.11

Der Geograf Claudius Ptolemäus

Der Mathematiker, Astronom und Geograf Claudius Ptolemäus (ca. 100-nach 160 n.Chr.)
stammte wahrscheinlich aus dem mittelägyptischen Ptolemais Hermeiu und lebte zur Blütezeit
des Imperium Romanum in Alexandrien. Diese Stadt war Sitz der römischen Zentralverwaltung
und besaß eine weltberühmte Bibliothek. In seinen beiden Hauptwerken, der „Synthaxis
mathematike", einer Stern- und Himmelskunde, und der „Geographike Hyphegesis", dem
Handbuch der Geografie, beschreibt er das gesamte astronomische und geografische Wissen
seiner Zeit.12

Die „Synthaxis mathematike" enthält einen Katalog mit über tausend Fixsternen in einem
Koordinatensystem. Ptolemäus geht von einem geozentrischen Weltbild aus und beschreibt die
Erde als eine Kugel: Zu der Erkenntnis, dass auch die Erde als Ganzes betrachtet, für die
sinnliche Wahrnehmung kugelförmig sei, dürfte man am besten auf folgendem Wege gelangen.
Nicht für alle Bewohner der Erde ist Aufgang und Untergang der Sonne, des Mondes und
anderer Gestirne gleichzeitig zu sehen, sondern früher stets nach Osten zu, später die weiter
westlich wohnenden. Da nun auch der Zeitunterschied in entsprechendem Verhältnis zu der
räumlichen Entfernung der Orte gefunden wird, so dürfte man mit gutem Grunde annehmen,
dass die Erdoberfläche kugelförmig sei, weil eben die hinsichtlich der Krümmung der Oberfläche
im großen und ganzen als gleichzeitig zu betrachtende Beschaffenheit der Erde die
Bedeckungsbeschaffenheit zu der Aufeinanderfolge der Beobachtungsorte stets in ein entsprechendes
[Zeit-]Verhältnis setzt.U

Die „Synthaxis mathematike, später unter dem arabischen Titel „Almagest" bekannt, fand
im 12. Jahrhundert über die kastilische Stadt Toledo den Weg nach Europa. Diese Stadt entwickelte
sich nach der Reconquista, der Rückeroberung der iberischen Halbinsel von den Arabern
im Jahre 1085, zu einem Zentrum jüdischer, arabischer und christlicher Gelehrter. Gerhard
von Cremona (1114-1187) übersetzte hier rund 70 philosophische, naturwissenschaftliche
und astronomische Werke aus dem Arabischen ins Lateinische, darunter auch den Amagest.
Diese wurde zusammen mit dem arabischen Kommentar des Alfraganus (Al-Farghani) und
Albategnius die Grundlage eines der bekanntesten mittelalterlichen astronomischen Lehrbücher
, des „Liber de Sphera" des Mathematikers und Astronomen Johannes de Sacrobosco (ca.
1195-1256).

Die „Geographike Hyphegesis" befasst sich mit der Beschreibung der Erde. Das System des
Ptolemäus beruht auf der Ermittlung der Orte nach ihren Koordinaten von Längen- und Breitengraden
. Diese werden vor Ort mit einem Gnomon, einem Schattenmesser, oder nach Itine-
rarien, Reisebeschreibungen von Kaufleuten oder militärischen Wegbeschreibungen, ermittelt.
Ptolemäus errechnet die Längen- und Breitengrade von über 8.000 Toponomoi, also von Städten
, Dörfern, Flussmündungen, Bergen und Seen und legt damit die Grundlage für eine Karto-
grafie der Ökumene, der bewohnten Welt. Diese reicht im Westen von den Insulae Fortunatae
(Kanarische Inseln) mit dem Nullmeridian, der von dem heutigen System von Greenwich um
18° abweicht, bis nach Sera (Xiän) im Osten (180°), der Hauptstadt der Serer in China. Im

11 Die Amerbachkorrespondenz, Bd. I, hg. von Alfred Hartmann, Basel 1942, S. 312.

12 Klaudios Ptolemaios: Handbuch der Geographie, Bd. I, hg. von Alfred Stückelberger und Gerd
Grasshoff, Basel 2006, S. 9-30.

13 KarlManitius: Des Claudius Ptolemäus Handbuch der Astronomie, Bd. I, Leipzig 1912, S. 10.

12


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland2013/0014